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01.06.18 / Broschüre für den Ernstfall / Schweden bereitet sich auf den Kriegs- und Krisenfall vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Broschüre für den Ernstfall
Schweden bereitet sich auf den Kriegs- und Krisenfall vor
Peter Entinger

Schweden galt einst als Hort der Liberalität. Doch die Regierenden in Stockholm trauen dem Braten offenbar nicht mehr so ganz. Sie haben nun eine Broschüre für den Ernstfall herausgegeben. Das 20-seitige Heft mit dem Titel „Wenn Krisen oder Krieg kommt“ werde an knapp fünf Millionen Haushalte verteilt, teilte die entsprechende Behörde in der vergangenen Woche mit. „Dadurch soll das Land besser vorbereitet sein, falls staatliche Dienste durch Unfälle, Unwetter, Angriffe auf Informationstechnologie oder militärische Angriffe beeinträchtigt würden“, heißt es in einer Erklärung. Wegen der vielen Zuwanderer ist die Broschüre gleich in 13 Sprachen erschienen. Das Heft ist Teil eines alten Konzepts, das in Schweden durchaus Tradition hat. „Totalförsvaret“ nennen es die Einheimischen, was so viel bedeutet wie „totale“ oder Gesamtverteidigung. „Weil sich die Welt um uns herum verändert hat“, steht in dem Heft, wolle die Regierung die Gesamtverteidigung stärken. Zur Unterstützung aufgerufen sind Militär, Gemeinden, zivile Einrichtungen und schwedische Haushalte.

In den 20 Seiten geht es vor allem um Natur- oder hausgemachte Katastrophen wie Reaktorunfälle, aber auch um Terroranschläge, um Cyberangriffe auf die digitale Infrastruktur des Landes und um sogenannte Desinformationskampagnen (siehe auch S. 4) Einheimische Medien berichten, Hintergrund sei eine wachsende Sorge vor russischer Einflussnahme auf Wahlkämpfe. Die letzte Krisen-Broschüre hat die Regierung im Kalten Krieg verschickt, im Jahr 1961. „Obwohl Schweden sicherer ist als andere Länder, gibt es dennoch Bedrohungen unserer Sicherheit und Unabhängigkeit“, heißt es in der Broschüre: „Wer vorbereitet ist, trägt maßgeblich dazu bei, dass das Land eine große Belastung bewältigen kann.“ 

Die Leser erfahren, was zu tun ist, wenn Zeiten anbrechen, in denen die Heizung nicht läuft, Läden und Apotheken leer sind, kein Wasser fließt und kein Benzin zu haben ist. Es gibt darin Listen von Dingen, die jeder bereit legen sollte: Kerzen, Kartoffeln, Batterien und Bargeld etwa. Weiterhin finden sich Hinweise, wie man an sauberes Wasser gelangen kann und welche kalorienreichen Lebensmittel mit geringem Aufwand zubereitet werden können. 

Welche Bedrohungen explizit in Schweden oder generell Europa drohen, lassen die Autoren offen. Es wird allgemein von Terroranschlägen geschrieben. Ein Zusammenhang mit der gerade in Schweden in der Vergangenheit sehr starken Masseneinwanderung wird nicht gezogen. Dennoch gibt es zum Schluss der Lektüre ein durchaus düsteres Fazit. „Wenn Schweden von einem anderen Land angegriffen wird, werden wir niemals aufgeben“, heißt es dort. Und: „Jede Information, die dazu führt, dass der Widerstand eingestellt wird, ist falsch.“ Krieg bedeute, so die Behörde, sich im Ernstfall von den Errungenschaften der Moderne abkoppeln zu können. Computer, Navigationsgeräte und auch Smartphones würden dann nicht mehr funktionieren. Es empfehle sich daher, wichtige Informationen aufzuschreiben und beispielsweise im Auto zu deponieren. Dessen Tank sollte übrigens immer gut gefüllt sein. In Deutschland hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ähnliche Broschüren für die deutsche Bevölkerung zusammengestellt. Den Kriegsbegriff vermeidet man dort allerdings.