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01.06.18 / Blitz und Donner / Ausstellung widmet sich den gottesfürchtigen Etruskern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Blitz und Donner
Ausstellung widmet sich den gottesfürchtigen Etruskern
Veit-Mario Thiede

Die Etrusker hörten auf ihre Götter, standen in regem Austausch mit Griechen wie Phöniziern und waren Vergnügungen zugetan. Das veranschaulicht eine fesselnde Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe mit 400 erlesenen Objekten. Die ältesten entstanden im 9. Jahrhundert vor Christus. Die jüngsten stammen vom Beginn des letzten vorchristlichen Jahrhunderts. Damals gingen auch die letzten der überwiegend in Mittelitalien gelegenen etruskischen Stadtstaaten im römischen Reich auf.

Die erlesenen Schaustücke sind packend inszeniert. Im begehbaren Modell eines Grabhügels treffen wir auf eine goldene Prunkfibel und viele weitere Luxusobjekte des 7. Jahrhunderts vor Christus. Exotisches Kuriosum ist das im Nildelta eingesammelte und in einer phönizischen Werkstatt mit Vögeln und tanzenden Menschen bemalte Straußenei. Als edle Verkleidung eines Möbelstücks oder Fürstenthrons dienten vermutlich die in einer nordetruskischen Werkstatt bearbeiteten Elfenbeintäfelchen, auf denen Tiere, Krieger und Götter dargestellt sind.

Höhepunkt der Inszenierung sind die im zentralen Ausstellungssaal wie in einer Familiengrabstätte aufgebauten kistenförmigen Urnen. Auf deren Deckeln lagern plastische Darstellungen von Verstorbenen beim festlichen Bankett. Die bemalte Terrakottafigur eines jungen Mannes stützt sich auf den linken Unterarm, während sie in der Rechten eine Schale hält. Auf der Nachbarurne präsentiert sich eine anmutige junge Dame beim Festmahl. Denn was die Griechen ablehnten, war bei den Etrusker erlaubt: Am Bankett nahmen im Diesseits wie im Jenseits auch die Ehefrauen teil. Die Banketturnen offenbaren den Glauben der Etrusker, dass sie im Totenreich ein glückseliges ewiges Freudenfest erwarte.

Blitz und Donner, Besonderheiten des Vogelflugs und bei der Eingeweideschau von Opfertieren zu Tage tretende Abnormitäten betrachteten die Etrusker als Botschaften der Götter. Die ausgestellte Kopie der berühmten „Bronzeleber von Piacenza“ ist in 40 Zonen unterteilt, die mit den Namen von Göttern beschriftet sind. So konnte der Priester anhand dieses Modells einer Schafsleber feststellen, welches Mitglied der vielköpfigen Götterfamilie gerade seinen Willen bekundete. Um die Götter zur Erfüllung ihrer Wünsche zu bewegen oder sich für deren Wohltaten zu bedanken, stifteten die Etrusker Weihegaben an Heiligtümer. Eine von ihnen ist die eindrucksvolle, mit porträthaften Zügen ausgestattete lebensgroße Bronzestatue eines Mannes, der wegen seiner mit vorgestrecktem Arm Ruhe gebietenden Geste als „Arringatore – Redner“ bekannt ist.


Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe, Ausstellung geöffnet noch bis zum 17. Juni von Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 12 Euro. Internet: www.landesmuseum.de