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01.06.18 / Copernicus, Ritter und Oldtimer / Die Allensteiner »lange Nacht der Museen« fand großen Anklang – Steigende Besucherzahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Copernicus, Ritter und Oldtimer
Die Allensteiner »lange Nacht der Museen« fand großen Anklang – Steigende Besucherzahlen
Dawid Kazanski

Im Mai fand in Allenstein die „lange Nacht der Museen“ statt, an der sich zahlreiche Kultureinrichtungen der Stadt beteiligten. Hohe Besucherzahlen belegen, dass es sich um eine erfolgreiche Veranstaltung handelt.

Seit das Posener Nationalmuseum 2003 die erste lange Nacht der Museen organisiert hat, sind 15 Jahre vergangen, in denen die Veranstaltung in zahlreichen Städten Polens zu einer Tradition geworden ist. Ziel der Museumsnacht ist es, auf die kulturellen Einrichtungen aufmerksam zu machen und neue Besucherkreise zu gewinnen. Da es in der Nacht vom 19. zum 20. Mai in Allensteiner Museen von Menschen wimmelte, lässt sich ohne Zweifel sagen, dass die Aktion erfolgreich war. 

An dem Kulturereignis beteiligten sich mehrere städtische Einrichtungen, die ihre Öffnungszeiten bis in die Nacht verlängerten. Ihre Türen öffenten unter anderem die Christus-Erlöser-Kirche der evangelischen Gemeinde, das Naturmuseum, das Haus der „Allensteiner Zeitung“ und das Museum der Moderne, wo man die Gelegenheit bekam, die Sammlungen von antiken Petroleumlampen, alten Fotoapparaten und sehenswerten Instrumenten zu bewundern. Außerdem konnten die Besucher Wissenschaftlern bei spektakulären Physikexperimenten zusehen. Schließlich erfuhren sie, wie der in der Antike erfundene Prototyp der Dampfmaschine – Heronsball – aussah. 

Alle, die Interesse an zeitgenössischen Gemälden und Fotografien haben, konnten dem Büro der Kunstausstellungen einen Besuch abstatten. In der Galerie, die im Gebäude des Planetariums untergebracht ist, wurden zwei Ausstellungen präsentiert. Eine Fotoausstellung von Zofia Rydel, trug den Titel „Überheblichkeit der langen Wege“. Die Museumsnacht war die letzte Chance, sie zu sehen. Im Mittelpunkt der Fotoreihe stehen Porträts alter Frauen. Rydel zeigt das Alter dergestalt, dass die stark gerunzelten Gesichter der weiblichen Personen keineswegs von ihrer Schwäche zeugen. Das hohe Alter nimmt den Dargestellten auch nicht ihre Menschenwürde. Die Fotografin geht somit gegen den allgegenwärtigen Jugend- und Körperkult vor und beweist, dass jede Lebensphase ihre Anmut hat. 

Die zweite Ausstellung mit dem Titel „Splitter der Träume“ entstand unter dem Einfluss  des bekannten deutschsprachigen Dichters Paul Celan. Die Künstlerin Monika Wanyura-Kurosad hielt die Emotionen, die während der Lektüre von Gedichten wie „Todesfuge“ hervorgerufen werden, in einer Reihe von Zeichnungen und Installationen fest. Die präsentierten Werke wirken auf alle Sinne, versetzen den Betrachter in eine abstrakte Welt, und regen ihn zum Nachdenken und zur Selbstreflexion an. 

Die meisten Attraktionen während der Museumsnacht wurden jedoch  vom Museum für Ermland und Masuren vorbereitet, dessen Sitz sich in der Burg des ermländischen Domkapitels in der Allensteiner Altstadt befindet. Bereits auf der Brücke, die zum Schlosshof führt,  glänzten polierte Oldtimer-Motorräder, die vom Motorradfanklub „Rotor“ zur Schau gestellt wurden. Weiter im äußeren Burghof konnten die Gäste ein Foto von sich vor dem Hintergrund von Oldtimern machen lassen. Die sehenswerten Wagen wurden vom Marian-Bublewicz-Automobilklub besorgt. Neben ein paar Oldtimer-Modellen von Audi, Fiat, Citroen und Mercedes stand eine Replik eines Polonez, in dem einmal der Patron und Namensgeber des Klubs, einer der besten Rennfahrer der Welt, Marian Bublewicz, am Steuer saß. 

Beim Betreten des Schloss-Innenhofs waren bereits die Schreie kämpfender Männer zu hören. In mittelalterlicher Rüstung begeisterte die als Ritter ver-kleidete Kriegergruppe „Bia-lozór“ die Zuschauer. Nachdem die Ritter mit ihren Schwertern und Beilen ein paar Gefechte ausgetragen hatten, durften die jüngsten Besucher die Panzerhemden und Helme anprobieren oder die ritterlichen Waffen in die Hände nehmen. 

Die Veranstalter der Museumsnacht wollten mit diesem Kulturer-eignis ein Projekt unter dem Motto „Baue dein eigenes Museum auf“ anschieben, dessen Idee es ist, auf den Ursprung der Sammeltätigkeit zurückzugreifen. Ohne die Leidenschaft, alte und antike Gegenstände zu sammeln und sie aufzubewahren, und ohne diejenigen, die von Relikten der Vergangenheit fasziniert sind, wäre kein Museum entstanden. Aus diesem Grund seien auf die Burg mehrere Privatsammler eingeladen worden, sodass man neben den musealen Dauerausstellungen  Sammlungen alter Uhren, Münzen sowie Militärhelme und -uniformen bewundern könne, sagte Museumsdirektor Piotr Zuchowski, der die Nacht der Museen feierlich eröffnete. 

Auch die Schüler der Allensteiner staatlichen Kunstschule engagierten sich bei der kulturellen Veranstaltung und bereiteten eine große Installation vor, die „das lebende Schloss“ hieß. Das waren riesige Puzzlesteine, auf denen Abbildungen einiger musealer Exponate angebracht waren. Die Besucher konnten aus den Würfeln eine Mauer bauen, was wiederum an das Projekt „Baue dein eigenes Schloss auf“ anknüpfte. Ein einzigartiger Teil der Veranstaltung auf der Allensteiner Burg war die Gelegenheit, Werke aus der Privatbibliothek von Nicolaus Copernicus zu bestaunen, die im Original äußerst selten und nur zu außergewöhnlichen Anlässen gezeigt werden. Besonders spannend  war die Möglichkeit, auf den Burgturm zu steigen, von dem aus man das Nachtpanorama der Stadt genießen konnte. Am Eingang zum Turm bildete sich deshalb eine lange Menschenschlange.