26.04.2024

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01.06.18 / Entbitterung – Autoren zeigen Wege zur Lebensfreude

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Entbitterung – Autoren zeigen Wege zur Lebensfreude
Silvia Friedrich

Jeder kennt Kränkung, Zurück-weisung und Ungerechtigkeit. Täglich werden Menschen damit konfrontiert. Es gehört gewissermaßen zum Erwachsenendasein dazu. Die Folge davon kann Verbitterung sein. Viele finden aus den Krisen heraus, etliche jedoch nicht. Diese verwinden die Verletzungen jahrelang nicht und verändern ihre Persönlichkeit, indem sie sich verschließen oder von Rachegedanken durchsetzt sind. 

Anhand von drei Fallbeispielen zeigen Michael Linden, Arzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Sigrid Engelbrecht, Mental- und Wellnesstrainerin, wie der Weg von der Kränkung zur Verbitterung verlaufen kann. In ihrem Buch „Lass los! Es reicht. Wege aus der Verbitterung“ zeigen sie auch, wie man sich aus diesem Zustand wieder befreien kann. 

In sechs Kapiteln erfährt der Leser zunächst, wie es durch Enttäuschungen, Herabwürdigungen, Ungerechtigkeiten und Vertrauensbrüchen zu einer Verbitterung kommen kann. Dabei ist es interessant zu erfahren, welche psychologischen Hintergründe eine Kränkung umso schwerer wirken lassen. 

Beinahe jeder wird sich in Ansätzen in den Beschreibungen wiedererkennen, da niemand im Leben von Verletzungen verschont bleibt. In den sechs Abschnitten geht es zunächst um das Thema „Von der Enttäuschung zur Verbitterung“, darauf folgt „Wenn das Weltbild Risse bekommt“, um schließlich in die heilende Phase überzugehen. Kapitel drei befasst sich mit der Thematik der „Entbitterung und wie man die Lebensfreude wieder gewinnt“. Aber auch die härteren Fälle werden bedacht im Abschnitt vier „Wenn Verbitterung krank macht“. Hier geht es um einen emotionalen Zustand, der nicht weichen will. Oft ist es bei diesen pathologischen Erscheinungsformen nötig, sich professionelle Hilfe zu holen, um wieder positiv gestimmt am normalen Leben teilnehmen zu können. 

Ungerechtigkeit, Kränkung und Herabwürdigung durch andere Menschengruppen können auch dazu führen, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern auch Gruppen von Menschen verbittern. Teil fünf befasst sich mit der „Verbitterung als gesellschaftliches Phänomen“. Hier muss man gar nicht weit nach Fallbeispielen suchen. „Weshalb sollten sich Menschen, die unter Hammer und Sichel sozialisiert wurden,“ so die Autoren, „plötzlich als Bürger der Bundesrepublik fühlen?“. Vielmehr müsse es zu heftigen emotionalen Reaktionen führen, wenn ein machtvolles, in sich schlüssig erscheinendes Wertegefüge infrage gestellt werde, das die Überzeugungen und das Verhalten von Menschen ein Leben lang bestimmt habe. 

Der letzte Teil nimmt noch einmal Stellung zu allem vorher Gesagten. Wobei mit „vergessen“ auf keinen Fall „verdrängen“ gemeint ist. Verdrängung binde viel Energie, sagen die Autoren, vergessen könne man nur etwas, das einen innerlich nicht mehr beschäftige. Wie das geht, zeigt dieser lesenswerte Ratgeber.

Michael Linden, Sigrid Engelbrecht: „Lass los! Es reicht – Wege aus der Verbitterung“, Ecowin Verlag, Salzburg 2018, gebunden, 228 Seiten, 24 Euro