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08.06.18 / Wieder im Studio / Neues Jazz-Album des Bassbaritons Thomas Quasthoff

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-18 vom 08. Juni 2018

Wieder im Studio
Neues Jazz-Album des Bassbaritons Thomas Quasthoff
Andreas Guballa

Fast vier Jahrzehnte lang hat Thomas Quasthoff als Sänger auf internationalen Bühnen Maßstäbe gesetzt und unzählige Menschen mit seiner Kunst erreicht und bewegt. Insbesondere dem Liedgesang fühlte sich der Bassbariton sein Künstlerleben lang eng verbunden und hat der Gattung mit seiner unverwechselbaren Stimme neuen Glanz verliehen.

Dann war plötzlich Schluss. Im Oktober 2011 wurde bekannt, dass sich der Sänger nach einer Kehlkopfentzündung auf Anraten seiner Ärzte endgültig von der Bühne zurückziehen und keine Konzerte mehr geben wird. Schon ein Jahr zuvor hatte der plötzliche Tod seines zwei Jahre älteren Bruders Michael, Mitverfasser der Autobiografie „Die Stimme“, den Bassbariton tief getroffen. „Als mein Bruder starb, war meine Stimme weg. Ein Jahr lang konnte ich nicht singen“, bekennt Quasthoff ehrlich.

Doch dem Showgeschäft wollte der 58-Jährige nicht den Rücken kehren. Zusammen mit dem Kabarettisten Michael Frowin wagte der dreifache Grammy-Gewinner den Schritt auf die Kabarettbühne und begeisterte die Fans mit dem ersten gemeinsamen Programm „Keine Kunst“ – ein Abend voller Witz und Tempo, bei dem beide Künstler Neues wagten und ihre angestammten Genres verließen. „Ich hab auch als klassischer Sänger immer versucht, die Musik vom Sockel zu holen. Mein Beitrag war es immer, die Menschen mit meiner Kunst zu unterhalten und den leiste ich jetzt halt in einem anderen Genre“, erklärt Quasthoff. Auch das Singen konnte der Künstler nicht lassen und widmete sich – neben umfassenden pädagogischen Tätigkeiten – intensiv dem Jazzgesang. Besonders sein Bruder hatte ihm die Liebe dazu schon früh nahe gebracht.

„Ich habe immer Jazz gesungen. Es war immer auch Teil meines musikalischen Lebens“, sagt Quasthoff. Schon 2007 und 2010 hatte er „The Jazz-Album“ und  „Tell It Like It Is“ bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht. 

Acht Jahre nach seiner letzten Soloaufnahme hat Quasthoff nun seine Stimme wiedergefunden und stand nach langer Pause wieder im Aufnahmestudio. „Nice ‘n’ Easy“ ist seine erste Produktion mit Bigband. Er erfüllt sich damit einen lang gehegten Traum, große Jazz-Klassiker mit der NDR Bigband und seinen langjährigen musikalischen Partnern Frank Chastenier (Piano), Dieter Ilg (Bass) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug) einzuspielen. Die Auswahl der Lieder erfolgte rein nach dem Kriterium des Geschmacks der Musiker selbst: „Wir haben schlicht und ergreifend das ausgesucht, was uns gefällt. Frank (Chastenier) hat einige Stücke gefunden, die meiner Stimme einfach sehr gut liegen und die man auch gut musikalisch gestalten kann. Das waren die Hauptkriterien“, erklärt Quasthoff. 

Da erklingen beispielsweise „Body and Soul“, „I’ve Got the World on a String“ (beide mit Startrompeter Till Brönner als Gast) oder „Too Close To Comfort“ in einer bisher unerreicht entspannten Tiefe. „Ich glaube, dass einige Stücke dabei sind, bei denen die Zuhörer aufhorchen werden und sagen: In dieser Lage haben wir das noch nie gehört! Und in dieser tiefen Lage klingt es natürlich auch extrem relaxt,“ ist der Sänger überzeugt.

„Nice ‘n’ Easy“ erscheint am 18. Mai auf CD und Vinyl bei OKeh/Sony Music. Konzerttermine: 11. Mai, Schloss Elmau (mit Trio), 20. Mai, Stadttheater Hildesheim (mit Trio), 23. Mai, Köstritzer Spiegelzelt Weimar (mit Frank Chastenier), 10. Juni, Alte Oper Frankfurt (mit Trio), 30. Juni, Rudolf-Oetker-Halle Bielefeld (mit Trio), 24. August, Schleswig-Holstein Musik Festival, Libeskind Auditorium Lüneburg (mit NDR BigBand und Trio), 25. August, Schleswig-Holstein Musik Festival, Elbphilharmonie Hamburg (mit NDR BigBand und Trio), 23. September, Mosel Musik Festival Trier (mit Frank Chastenier)