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08.06.18 / Der erste Porsche war ein Mittelmotor-Roadster / Vor 70 Jahren erfolgte die Jungfernfahrt des ersten Fahrzeugs der Zuffenhausener Edelmarke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-18 vom 08. Juni 2018

Der erste Porsche war ein Mittelmotor-Roadster
Vor 70 Jahren erfolgte die Jungfernfahrt des ersten Fahrzeugs der Zuffenhausener Edelmarke
Manuel Ruoff

Verständlicherweise lockte es den Automobilkonstrukteur und Unternehmer Ferdinand Porsche, das Konzept, das er für das Brot-und-Butter-Auto VW „Käfer“ gewählt hatte und das vor allem aus einem luftgekühlten Boxermotor im Heck, der die Heckräder antrieb, bestand, auszureizen. So war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg der sogenannte Berlin-Rom-Wagen entstanden. Diese Entwicklung wurde jedoch durch den Ausbruch des Krieges abgebrochen. Nun wurden eher Militärfahrzeuge als Sportwagen nachgefragt. 

Nach dem Ende des Krieges knüpften Porsche und seine Porsche-Konstruktionen-Ges.m.b.H. jedoch an diese Tradition wieder an. Da die Volkswagen GmbH selbst keine Sportwagen herstellte, wurden Porsches Pläne vom VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff großzügig gefördert. Außer einer Lizenzgebühr von fünf D-Mark je produziertem „Käfer“, einem Beratervertrag für die Weiterentwick­lung des „Käfer“ und dem Monopol auf den Import von „Käfern“ nach Österreich sagte VW Porsche die Lieferung von „Käfer“-Teilen und den Vertrieb von Porsche-Sportwagen durch VW-Händler zu. 

Ab 1947 entstand in Gmünd in Kärnten, wohin die Porsche-Konstruktionen-Ges.m.b.H. gegen Ende des Krieges vor den Luftangriffen auf Stuttgart ausgewichen war, ein Roadster. Federführend war Ferdinand „Ferry“ Anton Ernst Porsche, den die Franzosen 1947 entlassen hatten, während sie seinen Vater Ferdinand vorerst weiterhin festhielten. 

Wie Getriebe und Vorderachse stammte beim ersten Porsche auch der Motor von Volkswagen. Vor dem Einbau erfuhr er jedoch eine Veredelung und Leistungssteigerung unter anderem durch den Einbau eines zweiten Vergasers pro Zylinder, sodass er schließlich nicht mehr 24,5, sondern 35 PS leistete. Das reichte, um den nur 585 Kilogramm leichten Roadster 135, mit abgedecktem Beifahrersitz gar 140 Kilometer pro Stunde schnell zu machen. Vor 70 Jahren, am 8. Juni 1948, erteilte die Kärntner Landesbaudirektion die Einzelgenehmigung zum Betrieb, und der Porsche 356 Nr. 1 Roadster absolvierte seine Jungfernfahrt. 

Zwar wurde eine Woche später der Prototyp zum Stadtverkehr zugelassen, aber eine Serienfertigung erfolgte nicht. Trotz der Namens- und optischen Ähnlichkeit mit dem ersten Porsche-Serienmodell 356 gibt es einige signifikante Unterschiede. So war der Motor längs vor der Hinterachse eingebaut. Mit seinem Mittelmotor ist also eher der vergleichsweise seltene Porsche 550 als legitimer Nachfolger des ersten Fahrzeuges mit dem Namen Porsche zu betrachten denn der populäre 356er.

Das Unikat wurde für 7000 Schweizer Franken an den Züricher Automobilhändler Rupprecht von Senger verkauft, der es mit 500 Franken Aufschlag an den ersten Porsche-Endkunden weiterverkaufte. Das Geld konnte Porsche gut für die Weiterverfolgung des Traums vom Sportwagenproduzenten gebrauchen. Durch das sogenannte Wirtschaftswunder mittlerweile etabliert, kaufte Porsche 1953 den 356/1 zurück. Heute kann er im Porsche-Museum in Zuffenhausen besichtigt werden.