19.04.2024

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08.06.18 / Zweck verfehlt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-18 vom 08. Juni 2018

Zweck verfehlt

Zuwanderung ist eine Bereicherung – das gilt auch für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. So lautet das Mantra all jener, welche in der gegenwärtigen Asylkrise eher eine Chance als eine Katastrophe sehen. Zu dieser Gruppe gehört auch Philipp Ther, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, der in seinem Buch „Die Außenseiter“ darüber aufklären will, in welch starkem Maße die Zielländer in der Vergangenheit von der Aufnahme von Flüchtlingen profitieren konnten.

Dazu spannt Ther den inhaltlichen Bogen von den Fluchtbewegungen in biblischer Zeit bis zur Gegenwart, wobei er zwischen religiösen und politischen Flüchtlingen unterscheidet. Hierbei gelingt es dem Autor tatsächlich nachzuweisen, dass es in der Vergangenheit Staaten gab, welche nach der Aufnahme von Flüchtlingen stärker prosperierten als zuvor. Deshalb, so Thers Schlussfolgerung, seien Ängste vor den ankommenden Fremden grundsätzlich unangebracht.

Dabei übersieht er zwei Dinge: Ein Flüchtling ist eigentlich jemand, der vorübergehenden Schutz erhält, bis sich die Verhältnisse in seinem Heimatland gebessert haben. Für Ther gehören Flucht und Integration, also das dauerhafte Verbleiben im Zielland, aber zusammen, wie ja auch schon der Untertitel des Buches besagt. Zum zweiten – und das erwähnt der Verfasser nur ganz am Rande – handelt es sich heute um eine neue Art von Flüchtlingen, welche weniger vom Wunsch nach aktiver Integration als von parasitärer Passivität oder Streben nach Dominanz über die Mitglieder der Aufnahmegesellschaft geleitet werden. Dadurch verfehlen die angeführten Beispiele ihren argumentativen Zweck.W. K.


Philipp Ther: „Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“, Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, gebunden, 437 Seiten, 26 Euro