29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.06.18 / Hypothek für die WM / Empörung über die Wahlkampfhilfe deutscher Fußballer für Erdogan hält an – DFB und Bundestrainer tragen Mitschuld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

Hypothek für die WM
Empörung über die Wahlkampfhilfe deutscher Fußballer für Erdogan hält an – DFB und Bundestrainer tragen Mitschuld

Die Wahlkampfhilfe der beiden türkischstämmigen deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan für „ihren“ Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat Unruhe in die Mannschaft und vor allem unter die Fans gebracht. Die Fußball-WM in Russland beginnt für Deutschland mit zwei Spielern, die sich selbst ins Abseits gestellt haben, und einem Verband, der das nicht ahndet.

Die Affäre um Özil und Gündogan wegen ihres Besuchs bei Erdogan war eigentlich bereits von höchster Stelle des Deutschen Fußballbundes (DFB) für erledigt erklärt. Aber in den blamablen Spielen gegen Österreich und Saudi-Arabien kamen sie zurück. Während des Testländerspiels in Graz pfiff ein unüberhörbarer Teil der deutschen Fans Özil trotz seines Tores und vor allem Gündogan aus. Jeder Ballkontakt der Nationalspieler wurde mit Pfiffen aus der deutschen Kurve begleitet. Als der Bundestrainer beide Spieler in der zweiten Halbzeit nach schwacher Leistung auswechselte, wurden sie mit einem Pfeifkonzert verabschiedet.

Das Missfallen der Fans schien sich dabei stärker gegen Gündogan zu richten. Er hatte dem türkischen Präsidenten, der Menschenrechte mit Füßen tritt und die Bundeskanzlerin in Verbindung zu Nazis brachte, ein Trikot mit der Widmung „Mit Hochachtung für meinen Präsidenten“ geschenkt. Das Unverständnis und die Verärgerung darüber wuchsen, als bekannt wurde, dass Gündogan, nicht wie zunächst zu seinen Gunsten angenommen, die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, sondern nur die deutsche.

Im Gegensatz zu Frankreich, das mit einer unbeschwerten Multikulti-Truppe 1998 Weltmeister wurde, weil sich alle Spieler mit Frankreich identifizierten, belasten die türkischstämmigen deutschen Multikulti-Stars, die nicht wissen, welchem Land ihre Sympathie gilt, die gesamte Mannschaft und vor allem die Fans. Im Gegensatz zu Frankreich, wo von Fußballverband und Trainer damals klare Vorgaben kamen, zu welchen Integrationsleistungen der Fußball fähig ist, führen Özil und Gündogan und mit ihnen der DFB gerade den Gegenbeweis, dass ein Fußballstar nicht unbedingt ein Musterbeispiel gelungener Integration sein muss, sondern auch ein Beispiel für genau das Gegenteil sein kann. Bedenklich auch, wenn die Fans das begriffen haben, aber der zuständige Verband und der Bundestrainer nicht.

Bundestrainer Joachim Löw hielt sich mit Kritik am Auftritt seiner beiden Spieler in London auffallend zurück, warb sogar um Verständnis: „Ich weiß, dass bei Menschen mit Migrationshintergrund zwei Herzen in der Brust schlagen.“ Meinte er damit auch seine Zeit bei Fenerbahce Istanbul 1998, die dem Schwaben seinen internationalen Durchbruch brachte? Eingefädelt hatte diesen überraschenden Wechsel damals Harun Arslan, der seitdem Löws Berater ist und in 20 gemeinsamen Jahren zum engen Vertrauten und Freund wurde. 

Der türkischstämmige Arslan betreibt in Hannover die ARP Sportmarketing GmbH. Zu den Klienten der Firma gehören neben Löw auch Gündogan und Özil. Auch Verwandte der beiden arbeiten bei dieser Beratungsfirma. Dass Gündogan und Özil nach ihrem Treffen mit dem türkischen Präsidenten nicht zur WM fahren dürfen, daran habe Löw nach eigener Aussage „selbstverständlich nicht und zu keiner Sekunde“ gedacht. Vielleicht weil dann Arslan sauer auf ihn gewesen wäre?

Löw hatte wenige Tage vor der Nominierung des Spielerkaders seinen Vertrag mit dem DFB  sicherheitshalber bis 2022 verlängert, das hatte er bislang noch nie getan. Löw trägt eine große Mitschuld an dem Desaster, das seine beiden gesetzten Spieler verursacht haben. An der Mannschaft klebt schon vor Beginn der WM ein Makel, der auch die unbelasteten Spieler belasten wird. Die beiden Testländerspiele haben das deutlich gezeigt.B.B.