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15.06.18 / Streit um »Arbeitspferd« / Russland plant Bau der Antonow An-124 in eigenem Werk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

Streit um »Arbeitspferd«
Russland plant Bau der Antonow An-124 in eigenem Werk
Manuela Rosenthal-Kappi

Russland plant offenbar, das weltweit größte Transport-Charterflugzeug Antonow An-124 Rusal ohne ukrainische Beteiligung unter einem neuen Markennamen weiterzubauen. Dies hat der russische Luftfahrtexperte Jurij Sytnik, ein Mitglied der präsidialen Fachkommission für die Entwicklung der Luftfahrt, durchblicken lassen. Das weltweit größte Frachtflugzeug gilt als Arbeitspferd, das sich im internationalen Großraum- und Schwerlasttransport großer Beliebtheit erfreut. Die An-124, die bis zu 120 Tonnen Fracht auf Langstrecken transportieren kann, ist Marktführer in diesem Bereich. Da seit 2004 keine Maschinen dieses Typs mehr gebaut werden, die Nachfrage aber steigt, wollen die Russen mit einer An-124 mit modernisierten Motoren und digitaler Technik in Serienproduktion gehen.

Diese Pläne stoßen von ukrainischer Seite auf Kritik. Laut dem russischen Militärexperten Viktor Baranez besteht die Ukraine, genauer: das dort ansässige Konstruktionsbüro Antonow, darauf, dass Russland die Arbeit an diesem Flugzeug nicht weiterführen darf. Russland bezieht dagegen den Standpunkt, dass so viel Arbeit russischer Ingenieure, Techniker und Spezialis-ten in dem Transportflieger stecke, dass von der ukrainischen AN-124 nur der Umriss geblieben sei. Die Ukraine habe bereits mit Klage gedroht, aber seit ihrer Einführung sei die An-124 tatsächlich zu 95 Prozent in Russland produziert worden. Zwei Drittel der AN-124, die in Russland in Betrieb sind, seien im russischen Werk Uljanowsk an der Wolga hergestellt worden. Spezialisten dort hätten viel getan, um die taktisch-technischen Eigenschaften des Flugzeugs zu verbessern.

Ursprünglich war die An-124 Ruslan Ende der 1970er Jahre vom sowjetischen Konstruktionsbüro Antonow, das seit 1952 seinen Sitz in Kiew hat, als Transportflugzeug für die Streitkräfte konzipiert worden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden die meisten Maschinen für weltweite Frachttrans-porte im Charterverkehr eingesetzt. Von 1984 bis 2004 wurden 55 An-124 in Uljanowsk gebaut. 

Im Oktober 2006 hatten sich Wladimir Putin und der damalige ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko auf eine Zusammenarbeit an der An-124 geeinigt, deren Serienproduktion als modernisierte An-124-100M-150 wieder aufgenommen werden sollte. Die Produktion war im Werk von Uljanowsk geplant, wo seit 2006 Iljuschin-Flugzeuge gebaut werden. Seit die neuen Machthaber in Kiew 2014 jede Kooperation mit Russland kündigten und das Antonow-Werk im ukrainischen Rüstungskonzern Ukrobronprom aufging, kümmert sich Iljuschin um Wartung und Modernisierung der im Einsatz befindlichen An-124.

Insofern sei der russische Flugzeugkonzern United Aircraft Corporation (UAC) im Besitz der technischen und rechtlichen Grundlagen für den Bau der An-124 gegeben. Sytnik spezifiziert: „Nach allen internationalen Regeln müssen wir diese Marke An-124 tragen, wenn wir an diesem Flugzeug keine wesentlichen Veränderungen vornehmen. Veränderungen werden aber eingeführt, und es wird daher unter einem anderen Markennamen produziert werden.“

Die An-124 ist nach wie vor ein Prestigeobjekt. Sie gilt bis heute als ausgezeichnete Maschine und ist bislang konkurrenzlos.