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15.06.18 / Legitimer Akt der Notwehr / Falsche Vorstellungen von Vorgeschichte und Natur der Kreuzzüge spielen islamischen Extremisten in die Hände

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

Legitimer Akt der Notwehr
Falsche Vorstellungen von Vorgeschichte und Natur der Kreuzzüge spielen islamischen Extremisten in die Hände
Wolfgang Kaufmann

Immer, wenn die Menschen in der westlichen Welt wieder einmal angesichts der brutalen Gewalttaten der Kämpfer des Islamischen Staates oder anderer muslimischer Terroristen erschauern, verweisen „Experten“ mahnend auf die Kreuzzüge. Diese gelten quasi als die große und unauslöschliche „Erbsünde“ der Christenheit gegenüber dem früher angeblich friedlichen Islam. Dabei handelte es sich hier lediglich um einen ungewöhnlich lange hinausgezögerten Akt der Notwehr angesichts fast 500 Jahre andauernder muslimischer Attacken.

Im Jahre 635, also drei Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed, besetzten die Truppen von Chalid ibn al-Walid Damas­kus, damals eine blühende Stadt im Byzantinischen Reich. Damit begann die erste Phase des Terrorfeldzuges des Islam gegen die christliche Welt. In dessen Verlauf gerieten zahllose ehemals christliche Gebiete in Palästina, Syrien, Nordafrika, Mesopotamien, auf der Iberischen Halbinsel, dem Balkan und Kleinasien sowie viele große Mittelmeerinseln in die Hände von muslimischen Eroberern. Letztlich verlor die Christenheit so mehr als die Hälfte ihres einstigen Territoriums, aber auch die symbolträchtige Stadt Jerusalem, welche seit 637 unter der Herrschaft des Islam stand. Dazu kamen noch die ausgedehnten Raub- und Zerstörungsfeldzüge von Andalusien aus, wie jene von 793 nach Narbonne und 997 nach Santiago de Compostela, wobei der umayyadische Heerführer al-Mansur bi-llah die letztgenannte heilige Pilgerstadt dem Erdboden gleichmachen ließ.

Ähnlich hausten die Muslime auch anderswo, was die Legende vom anfänglich sehr toleranten Islam als Lügenmärchen entlarvt: Bereits 711 ließ Kalif Abd el-Wahd die auf dem Jerusalemer Tempelberg stehende Basilika St. Maria entweihen und zur al-Aqsa-Moschee umbauen. Dem folgte 846 die Verwüstung der Basilika St. Peter, dem Vorgängerbau des heutigen Petersdomes, bei einem Überfall der nordafrikanischen Aghlabiden auf Rom. Am Palmsonntag 937 wiederum wütete der muslimische Pöbel in Jerusalem und zerstörte die Kirche auf dem Kalvarienberg; ebenso zündete er die Grabeskirche an.

Das war aber nichts gegen die antichristlichen Exzesse der Zeit zwischen 1004 und 1014. Nun wurden auf Befehl des Fatimidenkalifs Abu Ali al-Mansur al-Hakim um die 30000 Gotteshäuser der „Ungläubigen“ zerstört, darunter 1009 auch die bereits beschädigte Grabeskirche einschließlich des bis dahin noch intakten Felsengrabes, in dem Jesus bis zu seiner Auferstehung geruht haben soll.

Außerdem etablierten die muslimischen Herrscher in den eroberten Gebieten ein ausgeklügeltes Apartheidsystem, in dem Christen – und darüber hinaus auch Juden – auf jede erdenkliche Weise diskriminiert und gedemütigt wurden. In der Regel war es ihnen verboten, das Kreuz sowie andere religiöse Zeichen zu tragen oder ihren Glauben auf sonstige Weise offen auszuleben. Sie hatten eine spezielle Kopfsteuer zu zahlen und mussten besondere Kleidung tragen oder sich gar die Haare scheren. Sie galten als wehr­unwürdig und durften nicht auf Pferden reiten und erst recht keine Waffen tragen. Darüber hinaus war auch der juristische Status der Christen erbärmlich: Sie besaßen vor Gericht kaum eine Chance, Gerechtigkeit zu erfahren, und wurden grundsätzlich härter bestraft als Muslime.

Und dann waren da noch die Massaker wie das vom Jahre 1077. Damals eroberte der seldschukisch-türkische Emir Atsiz bin Uwaq al-Khwarizmi Jerusalem und schlachtete 3000 nichtmuslimische Bewohner ab, obwohl er versprochen hatte, sie zu verschonen. Ebenso traf es immer wieder christliche Pilger auf dem Wege zu den heiligen Stätten in Palästina. Wiederholt ließen arabische Kriegsherren dutzende von ihnen kreuzigen, weil sie nicht bereit waren, zum Islam überzutreten. In diesen Taten sah der Chronist Abu Abd Allah al-Tanukhi alias al-Azimi aus Aleppo dann auch einen der wesentlichsten Gründe für den ersten Kreuzzug.

Ansonsten spielte die wachsende Bedrohung des Byzantinischen Reiches durch die Seldschuken eine weitere entscheidende Rolle. Der letzte Tropfen, welcher das Fass schließlich zum Überlaufen brachte, war die byzantinische Niederlage in der Schlacht bei Manzikert am 26. August 1071, aus der später der Hilferuf von Kaiser Alexios I. Komnenos an die Kirche und die Fürsten des Abendlandes resultierte. Das geht explizit aus der Rede von Papst Urban II. auf der Synode von Clermont hervor, mit der er am 27. November 1095 zur Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land und zur Rück­eroberung Jerusalems aufrief: „Die Gläubigen wurden … von Türken und Arabern angegriffen … Die haben immer mehr Länder der dortigen Christen besetzt und diese in sieben Kriegen besiegt. Sie haben viele von ihnen getötet und gefangen genommen, die Kirchen zerstört und das Kaiserreich (von Byzanz, d. Red.) verwüstet. Wenn man sie das weiter ungestraft tun lässt, werden die Gläubigen in einem noch weit größeren Ausmaß von ihnen angegriffen werden.“

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen seit Anfang des 7. Jahrhunderts ist es mehr als naiv, ja böswillig, wenn Historiker wie Paul Cobb von der University of Pennsylvania behaupten, die Kreuzzüge seien das Resultat von dumpfer Eroberungsgier und religiöser Intoleranz auf Seiten der „fränkischen Barbaren“ gewesen. Glücklicherweise liegen inzwischen auch andere Darstellungen vor, in denen ein zutreffenderes Bild vermittelt wird. Diese stammen unter anderem von den US-Religionswissenschaftlern Robert Spencer und Rodney Stark. Letzterer schrieb in seinem Buch „Gottes Krieger. Die Kreuzzüge in einem neuen Licht“: „Die Kreuzzüge wurden durch islamische Provokationen ausgelöst, durch jahrhundertelange blutige Versuche, das Abendland zu kolonialisieren.“

Darüber hinaus bringt Spencer in dem Bestseller „Der Islam: Ein politisch inkorrekter Leitfaden“ noch folgendes Argument: Jeder, der heutzutage irrige Vorstellungen über die Vorgeschichte und Natur der Kreuzzüge verbreite, arbeite faktisch den islamischen Extremisten in die Hände. Denn diese nutzten die damals mehr als überfällige Notwehr der Christenheit gegen Übergriffe der Muslime, um ihre Bluttaten in der Gegenwart zu rechtfertigen. Umso notwendiger sei es Spencer zufolge deshalb, zu sagen, jetzt reiche es, „und unsere Kinder zu lehren, auf ihr eigenes Erbe stolz zu sein. Sie sollen wissen, dass sie eine Kultur und eine Geschichte haben, für die sie dankbar sein können; dass sie nicht Kinder und Enkel von Tyrannen und Schurken sind“, meint Spencer.