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15.06.18 / Das Kreuz mit der Kreuz-Apotheke / Königsberg: Nach teilweisem Fassadeneinsturz blieb wenig von der Jugendstilfassade des Gebäudes an der Königsstraße erhalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

Das Kreuz mit der Kreuz-Apotheke
Königsberg: Nach teilweisem Fassadeneinsturz blieb wenig von der Jugendstilfassade des Gebäudes an der Königsstraße erhalten
Jurij Tschernyschew

Die Fassade der Königsberger Kreuz-Apotheke ist teilweise eingestürzt. Der dekorative Turm, der die Fassade geziert hatte, ist verschwunden. Laut dem Eigentümer soll die Wiedererrichtung des Gebäudes dennoch planmäßig fortgesetzt werden.

Nachdem der Mittelteil der Jugendstilfassade des Gebäudekomplexes an der Königsstraße 73–75 bereits eingebrochen war, berichteten die Bewohner der benachbarten Häuser, dass weitere Gebäudeteile von der Fassade gefallen seien. Die Stadtregierung äußerte sich zu dem Vorfall, indem sie versicherte, es habe mit dem neuen Eigentümer eine Vereinbarung zur Festigung der Fassade gegeben. Der Grund für den teilweisen Fassadeneinsturz des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sei Schlamperei bei den Arbeiten gewesen. Gleichzeitig wiesen die Behörden aber auch darauf hin, dass man Verständnis dafür haben müsse, da das Objekt bereits zu dem Zeitpunkt, als die Stadt es verkauft hat, in sehr schlechtem Zustand war.

Gouverneur Anton Alichanow sagte bezüglich der Wiedererrichtung des in der russischen Bevölkerung kurz Kreuz-Apotheke genannten Gebäudes: „Wo möglich, wird die Fassade erhalten. Dort, wo das nicht mehr möglich ist, wird sie originalgetreu nachgebaut.“ Bis jetzt ist unklar, ob die Fassade von selbst eingestürzt ist oder ob sie mit Absicht zerstört wurde. Arbeiter, die auf der Baustelle waren, sagten, dass diese Abbauarbeiten geplant waren. Ein Vertreter des Auftragnehmers behauptete dagegen, der Einsturz habe sich aufgrund technischer Probleme ereignet. 

Der Eigentümer des Kreuz-Apotheken-Gebäudes beeilte sich zu erklären, dass der Fassadeneinsturz nichts an den Plänen ändere, das Haus vollständig zu rekonstruieren. Den Bauplänen gemäß sollen die Arbeiten im Sommer 2019 abgeschlossen sein. In dem Gebäude soll dann ein Hotel eröffnet werden.  

Um die „Rekonstruktion“ des Gebäudes, in dem sich einst die Kreuz-Apotheke befunden hat, gab es lange Diskussionen.  Jahrelang hatte sich die Stadtregierung darum bemüht, den Verfall des Architekturdenkmals zu verhindern. Zwar hatte sie auch den Abriss in Betracht gezogen, aber die Bürger hatten dagegen protes-tiert. 2015 ging das Gebäude wieder in das Eigentum der Stadt über, nachdem einige Versuche, den Erhalt Investoren zu überantworten, gescheitert waren. Danach wollte die Stadt es wieder verkaufen und senkte den Preis stufenweise. Das Haus bot sie für den symbolischen Preis von einem Rubel an, für das Grundstück verlangte die Stadt zunächst umgerechnet 192000 Euro, doch dann wurden die Forderungen immer bescheidener: Von 136000 Euro sank der Preis schließlich auf 48000 Euro. Bei einer Versteigerung 2016 bekam Sergej Suchomlin den Zuschlag. Er hatte knapp 50000 Euro geboten. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude bereits zu 90 Prozent zerstört.

Den Verkaufsbedingungen gemäß wurde der neue Eigentümer verpflichtet, den Erhalt des Objekts zu gewährleisten. Vonseiten der Königsstraße [Frunsestraße] musste ein Plakat mit einem Bild der historischen Ansicht der Kreuz-Apotheke angebracht werden.  

Der Investor musste sich zunächst einen Überblick über die Konstruktion verschaffen, um Rückschlüsse auf den technischen Zustand des Gebäudes ziehen zu können, sowie ein Nutzungskonzept entwickeln und eine Projektdokumentation anfertigen zu lassen. Dann erhielt er die Genehmigung, den Bau bis 2019 fertigzustellen. Königsberger Architekten legten mehrere Entwürfe für die Wiederherstellung des Gebäudes und seine nachfolgende Verwendung vor. Der Investor entschied sich für den Entwurf der Architektin Anna Belskaja. Sie hatte vorgeschlagen, ein Hotel mit vier Etagen und 71 Zimmern zu bauen. Im Erdgeschoss sollen die Verwaltung und ein Restaurant entstehen. Bei der Restaurierung der Hauptfassade sollten die noch erhaltenen Stuckelemente so weit wie möglich restauriert werden.

Im Konzept der Architektin hieß es: „Die Restaurierung der Hauptfassade des Komplexes setzt eine maximale Erhaltung der Gebäudestruktur voraus. Historische Fotos, auf denen die Fassade mit ihren Zierelementen zu sehen ist, erlauben eine praktisch originalgetreue Wiederherstellung. Dabei sollen zeitgenössische Materialien sowie technische Lösungen zur Erstellung eines hellen und individuellen Erscheinungsbildes des rekonstruierten Gebäudes zum Einsatz kommen.“

Jetzt klingt alles, was in den Projektdokumenten geschrieben wurde, wie eine unerreichbare Illusion. Seit dem Verkauf bis heute hat es – außer dem Einsturz der Fassade – keine sichtbaren Veränderungen an dem Gebäude gegeben. Im Grunde gibt es gar kein Haus mehr, es sind nur noch Fragmente der Außenmauer übriggeblieben, die nun weiter verfallen