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15.06.18 / »Recycling auf Polnisch«: Brennende Mülldeponien / Ende Mai brannte es nicht nur in Allenstein – auch Warschau, Görlitz und Oppeln von illegalen Machenschaften betroffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

»Recycling auf Polnisch«: Brennende Mülldeponien
Ende Mai brannte es nicht nur in Allenstein – auch Warschau, Görlitz und Oppeln von illegalen Machenschaften betroffen
Dawid Kazanski

Ende Mai kam es in Allenstein zu einem großen Brand in der städtischen Mülldeponie in der Karl-Rönsch-Straße. Das Feuer brach gegen drei Uhr nachts aus und breitete sich schnell aus, sodass eine Fläche von 50 mal 70 Metern im Handumdrehen in Brand geriet. Gegen die Flammen kämpften Zeugenaussagen zufolge bis zu 140 Feuerwehrleute. 

Der schwarze Qualm verpestete die Luft in mehreren Siedlungen, die Stadtbehörden rieten dazu, die Fenster zu schließen und nicht mehr ins Freie zu gehen. Als die Rauchwolken am Himmel aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu sehen waren, fühlten sich viele Eltern dermaßen besorgt, dass sie Krippen und Kindergärten anriefen, um sich zu vergewissern, dass ihre Kinder sicher seien.  

Zwar gelang es der Feuerwehr, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, aber erst gegen 12 Uhr am Folgetag wurde der Großbrand vollständig gelöscht. Nichtsdestoweniger ist es den geschickten Feuerwehrmännern zu verdanken, dass die Flammen nur den Teil der Mülldeponie zerstörten, wo sich ausgediente Polstermöbel stapelten und die Flammen nicht auf  einen anderen Teil der Abfallsammelstelle übersprangen, wo sich alte Autoreifen stapeln, sonst hätte man es mit einer katastrophalen Luftverschmutzung zu tun gehabt. Mithilfe spezieller Messgeräte  wurde die Schadstoffbelastung der Luft gemessen. Experten behaupteten, für Anwohner habe, trotz der starken Rauchentwicklung, zu keiner Zeit Gefahr bestanden. 

Die Brandursache ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Zunächst ging man davon aus, dass das Großfeuer infolge einer Selbstentzündung ausgebrochen sei. Die Ereignisse der folgenden Tage zeigten jedoch, dass der Vorfall in Allenstein kein Einzelfall war. Man kann von einer polenweiten Brandserie von Mülldeponien, -aufbereitungsanlagen und -sortieranlagen reden. Insgesamt musste die Feuerwehr seit Anfang April über 20 Mal ausrücken. Mülldeponien in Warschau, Görnau, Görlitz, Radom, Oppeln, Hirschberg und Trzebinia fingen ebenfalls Feuer. Vieles deutet darauf hin, dass Abfälle, anstatt entsorgt zu werden, im Auftrag der Besitzer von Müllsammelstellen in Brand gesteckt werden, da damit viel Geld zu  machen ist. Seit die chinesische Regierung im vergangenen Jahr beschloss, keine Sonderabfälle mehr anzunehmen, haben vor allem die westeuropäischen Länder Probleme damit, ihren schwer entsorgbaren Müll loszuwerden. Überraschenderweise haben in dieser Situation viele polnische Recyclingunternehmen ihre Hilfe angeboten. Aus Expertenkreisen erfährt man, dass eine Entsorgungsfirma bei der Annahme einer Tonne  Abfälle bis zu 50 Euro verdienen kann, woraus sich ein lukratives Geschäft ergibt. 

Doch der Hund liegt in den Machenschaften der unehrlichen Unternehmen begraben, die ihr Unwesen mit aus Deutschland, Italien oder aus der Schweiz importiertem Sondermüll treiben. Sie haben keineswegs vor, diesen Sondermüll mit speziellen und vor allem teuren Methoden zu entsorgen. Viel lohnender ist es für sie, eine vorsätzliche Brandstiftung herbeizuführen, damit  die problematischen Müllhalden verbrennen. 

Umweltschützer bezeichnen diese Methode längst als „Recyc-ling auf Polnisch“. Die schwarzen Schafe kümmern sich nicht darum, welche giftigen Substanzen mit den toxischen Rauchwolken in die Atmosphäre gelangen. Die Feuerwehrleute bekämpfen das Feuer und löschen qualmende Abfälle. Bezahlt werden diese Löscharbeiten mit öffentlichen Geldern. 

Die Öffentlichkeit ist umso empörter, weil das Problem nicht neu ist und in letzter Zeit sogar noch eskaliert. Bereits im November vergangenen Jahres berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg über illegale Mülltransporte aus Deutschland nach Polen. Damals handelte es sich um ein Riesengeschäft, bei dem Unternehmen aus Brandenburg beteiligt waren und infolgedessen illegale Mülldeponien an Waldwegen oder auf verlassenen Industriebrachen auftauchten. Diesmal ist die Einfuhr von Abfällen nicht rechtswidrig,  trägt aber zur massiven Umweltzerstörung bei. Deshalb fuhr der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki auf einer Ende Mai einberufenen Pressekonferenz schweres Geschütz auf, indem der er diejenigen, die schmutzige Geschäfte mit Abfällen machen, beim Namen nannte und sie als „Müllmafia“ bezeichnete. Er ermächtigte den Generalstaatsanwalt sowie die Funktionäre der Agentur für Innere Sicherheit zum entschlossenen Handeln gegen die Straftäter.  Daneben sollen die Vorschriften verschärft werden, um die sich die Inspektionen der Umweltschutzbehörden kümmern. Nach den jetzt geltenden Vorschriften muss jede Kontrolle einer Mülldeponie angekündigt werden, was natürlich eine Verschleierung von Missständen auf Abfallsammelstellen zur Folge hat. Bleibt abzuwarten, ob die lautstarken  Beteuerungen und Versprechen, dass die Übeltäter festgenommen werden, verwirklicht werden.