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15.06.18 / Schöne Einfältigkeit am St. Annaberg / Am 3. Juni fand hier die jährliche Minderheitenwallfahrt statt – diesmal ohne Minderheiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-18 vom 15. Juni 2018

Schöne Einfältigkeit am St. Annaberg
Am 3. Juni fand hier die jährliche Minderheitenwallfahrt statt – diesmal ohne Minderheiten
Chris W. Wagner

Über 2000 Pilger nahmen am 3. Juni an der jährlichen „Wallfahrt der Minderheiten“ auf dem oberschlesischen St. Annaberg teil. Faktisch ist diese als Wallfahrt für die deutsche Minderheit im Land eingeführt worden. Durch Minderheiten im Plural nahm man der Veranstaltung stets die „Brisanz“, dass diese doch eigentlich eine nur deutsche Angelegenheit war. Denn die wenigen Roma als „Alibi“ konnte man im Grunde an zwei Händen abzählen.

Diesmal fehlte beim Hochamt an der Lourdes-Grotte das Volk der Roma, dessen Vertreter wegen einer anderen Veranstaltung nicht teilnehmen konnten. Doch außer den Roma und den zahlreich teilnehmenden bekennenden „Nationaloberschlesiern“ der Bewegung für die Autonomie Schlesiens (RAS) bei denen es eine große Überschneidung mit der deutschen Volksgruppe gibt, suchte man 2018 am St. Annaberg nach weiteren Minderheiten vergebens. Umso unverständlicher, dass an der Pluralbezeichnung dieser Wallfahrt, die de facto eine Wallfahrt der deutschen Minderheit ist, partout festgehalten wird.

Da braucht man sich also nicht wundern, wenn das staatliche Radio Oppeln [Opole] in seinen Nachrichten am Abend der Wallfahrt berichtete, dass an der Wallfahrt zahlreiche „Polen und Schlesier aus Deutschland“ teilnahmen. Im gebrochenen polnisch bekundeten vom polnischen Radio befragte Pilger aus unterschiedlichen Ecken der Bundesrepublik, sie verbringen jedes Jahr ihren Urlaub in der Heimat und pilgern zum Annaberg, wie es bereits ihre Vorfahren getan haben. 

Auch musste man den Eindruck gewinnen, dass in diesem Jahr weniger Studentenverbindungen am Annaberg vertreten waren. Vermutlich lag es wohl daran, dass am selben Tag der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen in Köln tagte und im Kölner Dom ein Pontifikalamt feierte. Die Predigt hielt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Wölki. 

Auch am Annaberg sprach ein namhafter Geistlicher aus der Bundesrepublik, nämlich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick: „Wir wollen alle in Einheit leben und vergessen gleichzeitig unsere Herkunft. Das ist aber unser Reichtum, den wir behalten sollten. Gebt Euch nicht auf, lasst Eure Kultur leben und gebt sie an Eure Kinder und die nachfolgenden Generationen weiter“, forderte Erzbischof Schick die Gemeinschaft der Pilgern auf. Leider gab er selbst klischeebehaftete Weisheiten von sich, indem er appellierte, nicht nur die im eigenen Land angestammten Minderheiten zu achten, sondern auch Menschen, die sich nur zeitweise an einem Ort aufhalten. „Viele Polen arbeiten in Deutschland und anderen Ländern, auch Deutsche kommen nach Polen zur Arbeit. Wir sind eine immer vielfältigere globale Welt, in der es immer mehr Minderheiten und Mehrheit nebeneinander gibt. Wir müssen das erkennen und einander achten und lieben“, zitiert das Wochenblatt.pl (Zeitung der Deutschen in Polen). Wen wollte Erzbischof Schick damit ansprechen – die deutsche Minderheit, die anscheinend nicht nur von den polnischen Medien als Polen verstanden wird oder richtete er sich an die teilnehmenden Vertreter des Oppelner Woiwodschafts- und Marschallamtes?

Es schickte sich auch für Schick, mainstreammäßig das Thema Populismus zu bemühen und „die davon ausgehende Gefahr“. Man dürfe sich, so Schick, von diesem Populismus, der nicht nur in Polen oder Deutschland, sondern generell in der Welt auf dem Vormarsch sei, nicht aufhetzen lassen. Vielleicht wäre es besser gewesen, Erzbischof Schick würde, anstatt zu politisieren, sich eher darauf beschränken, seinen Landsleuten aus der deutschen Minderheit aufbauende Worte mit auf den Weg zu geben. Denn dafür  wurde die Wallfahrt eigentlich geschaffen. Aber dafür hätte er überhaupt erst verinnerlichen müssen, wer dort auf dem St. Annaberg versammelt war. Nur gut, dass Schick dann doch noch an die Bedeutung der Heiligen Anna, Schutzpatronin der St.-Annaberg-Basilika erinnerte, die „als Mutter der Familien, Gemeinschaften und der Völker verehrt wird. Eine Mutter zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre verschiedenen Kinder zusammenhält, sie in Gemeinschaft bringt, sie wachsen und die Zukunft gestalten lässt. Erbitten wir das von der Mutter Anna und denken wir daran, dass die Einheit in der Vielfalt etwas Schönes ist.“