25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.06.18 / Entnationalisiertes Nationalteam / »Die Mannschaft« dient als Instrument, die Integrationslüge besonders zuckrig und massenwirksam zu verbreiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-18 vom 22. Juni 2018

Entnationalisiertes Nationalteam
»Die Mannschaft« dient als Instrument, die Integrationslüge besonders zuckrig und massenwirksam zu verbreiten
Günter Scholdt

 Nun rätseln sie wieder – unsere „Volksvertreter“ und deren liebedienerische Medien. Was hat die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan nur geritten, sich mit dem türkischen Despoten Recep Tayyip Erdogan zu dessen propagandistischem Nutzen fotografieren zu lassen? Nicht nur notorisch böse Rechte, sondern auch Linke und Grüne wie Cem Özdemir waren zunächst empört. Erst jetzt, wo deutsche Fußballfans durch schrille Pfiffe das multikulturelle Wolkenkuckucksheim gefährden, schließen sich wieder die Reihen. 

Zwar dürfte Angela Merkel unsere Bundeskicker wohl nicht mehr wie zu Klinsmanns Zeiten in die Kabine verfolgen. Aber eine mild-gütige Staatsmutter verzeiht natürlich den beiden und wirbt um „Vergebung“ für ihre Mesuts und Ilkays, die nun die Folgen unachtsamer Äußerungen ausbaden. Dabei sei doch Gündogans Deutschland-Bekenntnis „sehr berührend“. Zuvor hatte sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier „ein bisschen ratlos“ gezeigt. Schließlich weiß er am besten, dass man Unliebsames nicht ausspricht.

Immerhin kennzeichnet ihn ein vermittelndes Amtsverständnis. Und so bot er den beiden quasi Resozialisierungshilfe an. Die Gegenprobe, ob umgehend ein Besuchstermin im Schloss Bellevue frei ist, falls ein Nationalspieler sein Trikot etwa auf einer AfD-Veranstaltung tragen sollte, wird dem selbsternannten „Brückenbauer“ vermutlich erspart. Denn dass eine solche Abweichung vom Mainstream wohl die Karriere beendet, ahnt jeder im Land und verhält sich entsprechend.

Weiterhin ratlos zeigt sich die durch drastische Unmutsäußerungen aufgeschreckte wie angewiderte Team-Führung des Deutschen Fuballbundes (DFB). Was erlauben sich diese offenbar wildgewordenen Fans? Man hatte doch ihren Aktionsraum seitens des DFB (à la Postdemokratie) vermeintlich abgesteckt. Sie sollten applaudieren, ständig neugestylte überteuerte Trikots kaufen, in schwarz-rot-goldener Bettwäsche schlafen oder sich entsprechend schminken. Ihr Patriotismus war also klar definiert. Und nun fordert der verhetzte Zuschauerpöbel von Millionärs- und Legionärsmentalitäten tatsächlich patriotische Identifikation und begnügt sich nicht mit dem, was im Verständnis der Funktionäre allein zählt: mit Erfolg.

Welche Einfalt! Zweifelt denn einer, dass man Nationaltrikots ebenso wechselt wie andere Hemden? Dass man hier zwar aufwuchs und profitierte, aber dennoch für die Türkei aufläuft wie etwa Nuri Sahin. Und dass, wenn Spieler wie Özil dies anders halten, vorwiegend karriereorientierte, kommerzielle Motive dahinterstehen, Entscheidungen hochbezahlter Berater. So ist das in der Tat. Tragen wir dennoch ein wenig zur Aufklärung dieser abgeklärt „Ratlosen“ bei: Özils und Erdogans Parteinahme schockiert keineswegs als schändliches Meinungsdelikt. Es gefährdet lediglich eine vom Establishment gehätschelte Integrationslüge, die per Fußball besonders zuckrig und massenwirksam verbreitet werden soll. Schon die Erdogan-Stimmen bei der letzten Volksbefragung zur Präsidialreform hätten einer Mehrheit eigentlich die Augen öffnen können. Ganz abgesehen von dem, was sich wöchentlich in Kreisligen an massiven ethnischen Konflikten abspielt und durch eine – Millionen zwecklos verschwendende – „Respekt“-Werbung lediglich willkommenskompatibel verschleiert wird.

Dass Gündogan also „seinem“ Präsidenten ein Trikot widmete, war taktisch unklug, aber keineswegs verwerflich. Vielmehr büßt er für dieses naive Outing seiner wirklichen Sympathien stellvertretend für andere. Denn wie Proteste gegen den aktuellen Bevölkerungsaustausch eigentlich vors Bundeskanzleramt und nicht vor Asylantenheime gehören, lässt sich sagen: Die Pfiffe gegen die türkischen Spieler hätten die tatsächlich Verantwortlichen treffen sollen: Bundestrainer Jogi Löw und seine Entourage. 

Schließlich hat dieser höchste Fußball-„Lehrer“ ihnen offensichtlich niemals beigebracht, dass die Mitgliedschaft in einer Nationalmannschaft mehr bedeuten sollte als substanzlose Zugehörigkeit zu einem Spielkollektiv. Er ahnt wohl nicht einmal in seinen hellsten Stunden, in welch großer gesellschaftlicher Tradition seine Truppe steht, die durch den spektakulären Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 ihrem Land einen der erhebendsten Momente ihrer trist-traumatischen Nachkriegsmisere schenkte. Was aber nicht eingefordert wird, darf man auch nicht erwarten. Das gilt für zum Nulltarif verschleuderte Staatsbürgerschaften ebenso wie für die Vorbildfunktion Fußball spielender Deutschland-Repräsentanten. 

Dass das Nationalteam seit 2015 nur mehr „Die Mannschaft“ heißt, setzt solche falschen Signale. Und ein Mannschafts-Manager Oliver Bierhoff, der Initiator dieser Etikettenbarbarei, die einem Fritz Walter wohl noch die Grabesruhe raubt, denkt mit Euro-Glitzern im Auge offenbar ausschließlich in Marketing-Kate­gorien. Dass man dabei wenigstens im Sinne von Corporate Identity auch Einwanderern zumuten darf, die deutsche Hymne zu singen, liegt außerhalb seines Horizonts.

Inzwischen bewegen zwar einige der Spieler aufgrund von Zuschauerprotesten kurz die Lippen. Doch man erinnert sich noch gut an die geradezu demonstrative Kluft zwischen Bio-Deutschen und Immigranten im Halbfinale 2010. Während alle Italiener ihren Nationalstolz mit Inbrunst der Welt vermittelten, sang keiner der Neudeutschen mit.

Ein verdrängtes Problem ist plötzlich sichtbar geworden. Ob es (scheinbar) wieder verschwindet, hängt einzig an den Spielresultaten. Denn Erfolg übertönt alle Dissonanzen. Sollten Siege allerdings ausbleiben, droht Ungemach. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Nation nach dem Deutschland verzückenden Kraftakt von Bern einem Sepp Herberger auch eine dann folgende lamentable Niederlageserie nachsah, war durch ein tiefes Sympa­thieband gefestigt. Den Jogis, Mesuts und Olivers wird man wohl weniger verzeihen.