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22.06.18 / Rüffel aus Rom / Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gerät immer mehr in Widerspruch zu Papst und Kirchenvolk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-18 vom 22. Juni 2018

Rüffel aus Rom
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gerät immer mehr in Widerspruch zu Papst und Kirchenvolk
Bodo Bost

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhold Marx, verliert wegen seiner oft widersprüchlichen Stellungnahmen immer mehr an Rückhalt nicht nur im katholischen Kirchenvolk, sondern auch in Rom.

Vor 15 Jahren hatte der heutige Kardinal Marx noch den Saarbrücker Theologen Gotthold Hasenhüttl als Priester abberufen, weil dieser Protestanten auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin unerlaubterweise zur katholischen Eucharistie eingeladen hatte. Inzwischen macht sich Marx genau dafür stark, wofür er einst Hasenhüttl maßregelte und er wundert sich, dass er jetzt seinerseits von Papst Franziskus gemaßregelt wurde, wenn auch nicht gleich seines Amtes enthoben. Das ist nur eines der vielsagendsten Beispiele für die seltsamen Wendungen des Oberhauptes der Katholiken in Deutschland, das auch innerkirchlich, vor allem bei seinem Kölner Amtskollegen, Kardinal Rainer Maria Woelki, auf immer mehr Widerstand stößt

Der Abendmahl-Streit geht zurück ins Reformationsgedenkjahr 2017. Damals hatten Marx und Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, die fallweise Zulassung evangelischer Partner zur Kommunion als Zeichen der Ökumene vereinbart. Auf der Frühjahrsversammlung der katholischen Bischöfe in Ingolstadt verabschiedete eine Dreiviertelmehrheit eine entsprechende Handreichung. Sieben deutsche Bischöfe, darunter fast alle Oberhirten aus Bayern und eben Woelki, erhoben allerdings Einspruch gegen die Handhabung. Am 3. Mai dieses Jahres reisten Kritiker wie Befürworter zum klärenden Gespräch nach Rom. Der Papst und der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, haben nun jenen sieben deutschen Bischöfen Recht gegeben, die Einspruch gegen die Handreichung erhoben hatten. Papst Franziskus sei „zur Auffassung gekommen“, dass die Handreichung „nicht zur Veröffentlichung reif“ sei, heißt es in dem auf Deutsch abgefassten Brief Ladarias.

Der Brief, der gleichzeitig bei der Bischofskonferenz und einigen Medien ankam, stellt eine krachende Niederlage für Marx dar, der immerhin zum engsten Beratergremium um den Papst in Sachen Vatikanbank gehört. Für Rom ist die Frage, wer zur Kommunion gehen kann, eine Frage des Glaubens und nicht der Seelsorge, weshalb sie in Rom und nicht in Deutschland entschieden werden müsse. Die zuständigen Behörden, so heißt es in dem Brief, arbeiteten schon an der Klärung der Fragen auf weltkirchlicher Ebene. Dass dabei eine Lösung im Sinne des Münchner Kardinals herauskommt, ist sehr unwahrscheinlich, immerhin ist das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken nirgendwo so gut wie in Deutschland.

Der Papst erwartet von den deutschen Bischöfen, dass diese selbst „im Geist kirchlicher Gemeinschaft“ eine möglichst einmütige Regelung finden. In Ausnahmefällen, so Woelki, sei die Kommunion für Protestanten in Ordnung, doch dürften „pastoral begründete Ausnahmeregelungen nicht als neue Normen festgeschrieben werden“. Woelki argumentiert weiter, Kommunionempfang und Kircheneinheit hingen unmittelbar zusammen. Für konfessionsverschiedene Ehepartner gelte es, „den Schmerz der Kirchenspaltung auszuhalten“. 

Der Papst riet einem gemischtkonfessionellen Paar in Rom, zu beten, und dann dem eigenen Gewissen zu folgen. Kein Pfarrer und auch nicht Woelki wird sonntags in der Messe fragen, welcher Konfession er ist.

Zu Beginn seiner Amtszeit als bayerischer Ministerpräsident hatte Markus Söder als Bekenntnis zu den Werten des christlichen Abendlandes entschieden, dass ab 1. Juni in allen bayerischen Amtsstuben Kreuze aufgehängt werden sollen. Obwohl die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung hinter ihm steht, erntet er gerade von höchsten Kirchenvertretern, allen voran wiederum Kardinal Marx, also gerade von denen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, starke Kritik. Diese sehen im Kreuz nur ein religiöses und kein kulturelles Symbol. Allerdings hatten Marx und Bedford-Strohm 2016 im Vorfeld des Reformationsgedenkjahres bei einem Besuch auf dem Jerusalemer Tempelberg und im Felsendom gerade ihre Brustkreuze verdeckt, weil sie in ihnen eine über das religiöse hinausgehende kulturelle Symbolik anerkannten. Sie hätten, so ihre Begründung damals, mit diesem religiösen Symbol islamische Würdenträger nicht vor den Kopf stoßen wollen, weil Jesus ja auch ein Prophet des Islam gewesen sei.

Auch für seine Kritik am Kreuz in bayerischen Amtsstuben bekam Marx just beim Antrittsbesuch Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten am 1. Juni in Rom einen Rüffel. Den Papst stören nämlich Kreuze in Amtsstuben überhaupt nicht. Für ihn ist ein Kreuz ein Bekenntnissymbol, was eigentlich auch ein Kardinal wissen müsste.

Diese beiden Beispiele zeigen, dass Kardinal Marx mit seinem kirchenfürstlichen Gehabe immer mehr am Willen einer Mehrheit seines Kirchenvolkes aber auch seinen römischen Vorgesetzten vorbei handelt.