Ob ein teerbestrichenes Waagenrad oder ein großes Fass gefüllt mit Holz und Teer – überall brannten in Ostpreußen die „ollen Hexen“ – Feuer als Symbol für die Sonne und Christus. Mit diesem Brauch in unzähligen Varianten soll alles Unheil vom Land ferngehalten werden.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni ist wieder Johannisnacht. So, wie es schon zu Ostern Brauch war, wird auch hier die Gelegenheit nicht ausgelassen, zu orakeln, wann und wer geheiratet wird. Ob nun ein Strauß aus neunerlei oder siebenerlei Kraut, das schweigend gepflückt werden muss, um auf einen Baum oder auf ein Dach geworfen zu werden, ist nebensächlich. Bleibt der Strauß hängen, geht ein Wunsch in Erfüllung oder die Jahre bis zur Hochzeit werden gezählt anhand der Versuche, die das Mädchen benötigt, bis der Strauß hängen bleibt. Andere legen den aus Kräutern geflochtenen Kranz unter ihr Kopfkissen, damit das in dieser Nacht Geträumte in Erfüllung geht. Immer wird bei diesen Handlungen geschwiegen. Ob hier die Entwicklung vom plappernden Mädchen zur schweigsamen Frau nachgespielt wird?
Die Ehe eines Paares, das Hand in Hand über das Johanni-Feuer springt, wird durch das Feuer gesegnet. „Was in der Johannisnacht zusammenkommt, das hält“, heißt es in Ruth Geedes Roman „Wie Blätter im Wind“.
Mehr zu Bräuchen in Ostpreußen gibt es in der Mediathek der Landsmannschaft Ostpreußen www.ostpreussen.de/lo.html. CRS