28.03.2024

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22.06.18 / Kindheit nach dem Krieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-18 vom 22. Juni 2018

Kindheit nach dem Krieg
Silvia Friedrich

Wie war das damals, als unsere Großeltern noch Kinder waren, kurz nach dem Krieg? Die Autorin Anke Bär hat ihre Eltern, Großeltern, Freunde und Bekannte gefragt und über das Gehörte das Buch „Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war“ geschrieben. Es berichtet von Lotte, einem elfjährigen Mädchen, das mit seiner Familie in einem Forsthaus lebt. Ihr Vater ist gar kein Förster. Die Familie ist durch die Kriegswirren hier gestrandet und Lottes Vater kehrte erst aus der Kriegsgefangenschaft zurück.

 Wie lebte es sich als Kind in dieser harten Zeit des Umbruchs? Wie sah das tägliche Leben aus? Was Lotte und ihre Freunde in ihrer Kindheit im Nachkriegsdeutschland erleben, ist in kleinen Episoden aneinandergereiht. Mädchen mussten sich „mädchenhaft“ benehmen und durften keine Lederhosen tragen, körperliche Dinge waren ein Tabuthema, Lehrer unterrichteten sehr streng, und es gab auch mal Schläge. Fast alle Männer hatten Kriegsverletzungen und viele Kinder wuchsen ohne Vater auf, weil der im Krieg geblieben war.

Bär schreibt in einem Nachwort, dass vor 70 Jahren nichts in Deutschland, was heute als normal gilt wie gesundheitliche Versorgung, ausreichend zu essen oder ein Dach über dem Kopf, selbstverständlich war. Diese Tatsache kommenden Generationen zu vermitteln sei notwendig, regt es doch dazu an, unsere heutigen Errungenschaften wertzuschätzen. Es folgen am Ende des Buches eine Auflistung his-torischer Ereignisse vom Kriegs-ende bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten sowie Adressen der Museen, die sich mit der Geschichte Deutschlands befassen. Im Bildteil kommen altes Spielzeug, Haushaltsgeräte, Bücher und Briefe zum Vorschein. 

Die Autorin beweist Mut, sich diesen Themen zu nähern. Es ist ihr gelungen, den Kindern und Jugendlichen von heute ein Bild der Nachkriegszeit zu vermitteln. 

Anke Bär: „Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war“, Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 2018, gebunden, 240 Seiten, 18 Euro