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29.06.18 / Eine Milliarde Euro für fünf Reiher / Bundestag beschließt die Anmietung von bewaffnungsfähigen, israelischen Drohnen des Typs Heron TP

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-18 vom 29. Juni 2018

Eine Milliarde Euro für fünf Reiher
Bundestag beschließt die Anmietung von bewaffnungsfähigen, israelischen Drohnen des Typs Heron TP
Bodo Bost

Erstmals mietet die Bundeswehr für rund eine Milliarde Euro fünf bewaffnungsfähige Drohnen des Typs Heron (Reiher) TP vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries (IAI) an. Die Wartung übernimmt Airbus. Außerhalb des Einsatzes sollen die Drohnen in Israel stationiert werden.

Der Bundestag hat ein militärisches Geschäft im Wert von einer Milliarde US-Dollar mit Israel genehmigt, um mehrere Heron-TP-Drohnen, die von Israel Aero­space Industries hergestellt wurden, zu pachten. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu lobte Bundesregierung und Bundestag für die Zustimmung zu dem Abkommen. „Dies ist ein großer Beitrag für die israelische Sicherheitsindustrie und für die israelische Wirtschaft. Der riesige Deal ist Ausdruck der strategischen Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel und zeigt das Potenzial der israelischen Industrie, auch mit Ländern wie Deutschland ins Geschäft zu kommen“, sagte er israelischen Medien. Laut Berichten dieser Medien beinhaltet das Geschäft eine Zahlung von zirka 720 Millionen US-Dollar an IAI für das Anmieten der Drohnen und weiteren 180 Millionen Dollar direkt an die Regierung Israels für die Nutzung von Flughäfen und anderen Infrastrukturen der Luftwaffe. 

Die Heron TP sind die fortschrittlichsten Drohnen von IAI. Sie können 40 Stunden in der Luft stehen. Ihr maximales Startgewicht beträgt 11685 Pound, ihre Nutzlast 2204 Pound, wobei ein Pound knapp einem halben Kilo entspricht. Sie können sowohl für Aufklärungs- als auch für Kampf- und Unterstützungsmaßnahmen eingesetzt werden sowie Luft-Boden-Raketen tragen, um feindliche Ziele auszuschalten. Allerdings sollten die jetzt angemieteten Drohnen zunächst keine Waffen führen.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bezeichnete das Anmieten der Drohnen als ein „wichtiges Signal“ für die deutsche Armee, da die Drohnen Bilder mit besserer Auflösung lieferten, längere Distanzen flögen und die Bundeswehr mit nachrichtendienstlichen Fähigkeiten und Unterstützung versorgen könnten für ihre Missionen auf der ganzen Welt. Bereits im Jahr 2009 lieferte IAI Heron-1-Systeme an die deutsche Luftwaffe, die sechs Monate später in Betrieb genommen wurde und seitdem in großem Umfang in Zusammenarbeit mit Airbus, das die Wartung der Drohnen übernimmt, zur vollsten Zufriedenheit eingesetzt wurden.

Der Geschäftsanschluss erfolgte wenige Monate, nachdem IAI ein neues Büro in Berlin eröffnet hatte, um das wachsende Geschäft auf dem europäischen Markt abzuwickeln. Das Büro ersetzte das Pariser Büro „aufgrund der zentralen Rolle Deutschlands in Europa und seiner starken Allianz mit Israel“, hieß es in einer Stellungnahme der IAI. Deutschland gilt als wichtiger europäischer Markt und als Partner für die Zusammenarbeit mit Israels Rüs-tungs- und Luftfahrttechnologie.

„Wir sehen Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen als Märkte mit hohem Potenzial für militärische und zivile Lösungen“, sagte der IAI-Vizepräsident für Marketing, Eli Alfassi, der „Jerusalem Post“ und weiter: „Die Eröffnung des Berliner Büros ist Teil unserer Marketingstrategie, um unsere technologischen Lösungen unseren Kunden näherzubringen und sie in hoher Qualität und in Echtzeit an ihre Bedürfnisse anzupassen.“

Über die Beschaffung von Munition und die Ausbildung deutscher Soldaten für den Einsatz der Waffen soll auf Wunsch der SPD erst später entschieden werden, nach einem Meinungsbildungsprozess, wie es heißt. Was dies bedeutet, ließ man offen. In der vergangenen Legislaturperiode war die Beschaffung der He­ron TP überraschend am Widerstand der SPD gescheitert. Die Heron TP ist als Übergangslösung gedacht, bis frühestens 2025 europäische Drohnen einsatzbereit sein sollen. Der Vertrag für Heron TP soll bis 2027 laufen.

Der US-Konzern General Atomics, der das Konkurrenzmodell Predator B baut, hatte vergeblich gegen die Entscheidung des deutschen Verteidigungsministeriums für Heron TP geklagt. Das Ministerium begründete seinen Entschluss damit, dass Israel bereit sei, der Bundeswehr einen tiefen Einblick in die technischen Daten des Geräts zu gewähren. Predator B wäre dagegen mit einer sogenannten Black Box geliefert worden, in welche die Deutschen nicht hätten hineinschauen können. Zudem arbeite die Bundeswehr seit Jahren mit dem Vorgängermodell Heron, was die Umstellung erleichtere.