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29.06.18 / Aus der Not geboren / Finanzkrise und Massenarbeitslosigkeit förderten die Gig Economy

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-18 vom 29. Juni 2018

Aus der Not geboren
Finanzkrise und Massenarbeitslosigkeit förderten die Gig Economy

Selbstständige hat es zu allen Zeiten gegeben. Nie gehörten dazu nur erfolgreiche und wohlhabende Menschen, sondern auch Habenichtse, die sich mühsam über Wasser halten. Es gibt sie in den klassischen Berufsgruppen, also bei den Anwälten, Handwerkern, Ärzten oder in den künstlerischen Berufen. Aber es gibt auch selbstständige Kurierfahrer. 

Bislang ist die Zahl der Freiberufler vergleichsweise gering, feste Arbeitsverhältnisse sind hingegen die Norm. Die Mehrheit der Deutschen arbeitet immer noch in festen Arbeitsverhältnissen mit sozialer Absicherung und geregelten Arbeitszeiten. 

Allerdings hat die Politik versucht, das zu ändern. Die Freiberuflichkeit, gar die Geschäftsgründung, gilt seit den 1990er Jahren als guter Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Mit Konstruktionen wie der „Ich-AG“ und günstigen Krediten für Gründer versuchte die Politik, dieser neuen Kultur der Selbstständigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Das führte dann zu Erscheinungen wie dem Gastwirt, der seine Tische an selbstständige Kellner verpachtete, um so seine Arbeitgeberanteile an Sozial- und Krankenversicherung einzusparen. 

Der Begriff „Gig Economy“ entstand um 2009 in den USA auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Viele Menschen, die ihre Vollzeitstelle verloren, mussten nun viele kleine Jobs annehmen, um wirtschaftlich zu überleben. 2009 wurde auch die Fahrdienstvermittlung Uber gegründet, gefolgt von der Wohnungsvermittlung Airbnb. Der Trend, eine Vollzeitstelle in viele befristete Jobs umzuwandeln, verstärkte sich. Im Internet entstanden für zahlreiche Branchen ähnliche Vermittlungsplattformen, die Arbeitssuchende und Auftraggeber zusammen brachten. Inzwischen kann man Software-Entwicklungen, Produkttests oder Werbetexte genauso online buchen wie Handwerker oder Haushaltshilfen. Und es gibt die sogenannten Micro-Jobs, zeitlich befristetete Handlangertätigkeiten, die ebenfalls über Online-Plattformen vermittelt werden. Für viele ist das ein Zuverdienst, der das reguläre Einkommen aufbessern soll.F.L.