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29.06.18 / Hesse ist, wer Hesse sein will / Tag der Vertriebenen ist fester Bestandteil jedes Hessentages

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-18 vom 29. Juni 2018

Hesse ist, wer Hesse sein will
Tag der Vertriebenen ist fester Bestandteil jedes Hessentages

Traditionell wird im Rahmen jedes Hessentages auch ein Tag der Vertriebenen begangen. Das größte Fest des Landes, der Hessentag, 1961 durch den damaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn begründet, um Alteingesessene und hier angekommene Heimatvertriebene einander näherzubringen, hat sich unter der Devise „Hesse ist, wer Hesse sein will“, zu einem einzigartigen Fest der Vielfalt entwickelt.

Infolge des Zweiten Weltkrieges hatte Hessen mehr als eine Million Heimatvertriebene aufgenommen. Mit der Zeit fanden sie hier ein neues Zuhause und haben großen Anteil am politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes. Bis heute ist daher der „Tag der Vertriebenen“ ein fester Bestandteil des zehntägigen Landesfestes. Er begann auch in diesem Jahr in Korbach mit der öffentlichen Sprechstunde der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, bei der interessierte Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit hatten, ihre Anliegen an die Landesbeauftragte heranzutragen. Hieran schloss sich die ebenfalls öffentliche Sitzung des Hessischen Landesvertriebenenbeirats an. Dieses Gremium berät die Landesregierung in Fragen zu diesen Themengebieten.

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Brauchtumsnachmittags des Bundes der Vertriebenen (BdV) in der großen Stadthalle vor rund 300 Gästen mit abwechslungsreichem Programm der Tanz- und Musikgruppen der Vertriebenen- und Spätaussiedlerverbände. Nach Begrüßung durch den BdV-Landesvorsitzenden, Siegbert Ortmann, überreichte dieser dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier „in Würdigung und Anerkennung besonderer Leistungen für die aus ihrer Heimat geflüchteten und vertriebenen Deutschen“ mit der Verdienstmedaille des BdV Hessen die höchste Auszeichnung des Verbandes. 

Ministerpräsident Bouffier bedankte sich für die Medaille, die er stellvertretend für alle entgegennehme, die in diesem Bereich tätig seien. Neben dem ebenfalls anwesenden Sozialminister Stefan Grüttner und der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, nannte er in diesem Zusammenhang auch die Abgeordneten, die sich im Unterausschuss des Landtages für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung mit dem Thema befassen. Für ihn seien diese Aufgabe und die erhaltene Ehrung eine „Verpflichtung für die Zukunft“ und so versicherte er, dass das Land Hessen den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern auch künftig ein engagierter Partner sein werde. Es sei richtig, an das erlittene Schicksal zu erinnern: „Zukunft braucht Herkunft“, zitierte er den Philosophen Odo Marquard. Über das bloße Erinnern an das Geschehene hinaus sei es jedoch wichtig, sich auch mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Er forderte die Anwesenden auf, „mutig nach vorne zu schauen“. 

Angesichts einer besorgniserregenden Entwicklung in Europa hin zu mehr Nationalismus, welche das Friedensprojekt der europäischen Einigung gefährde, seien die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler sowohl durch ihre Geschichte und die dabei gemachten Erfahrungen als auch aufgrund ihrer fortbestehenden Kontakte in die Herkunftsländer dazu prädestiniert, den Dialog mit diesen zu fördern und als Brückenbauer zu wirken. 

Auf diese Weise könnten sie dazu beitragen, „Europa in eine gemeinsame und friedliche Zukunft zu führen“, so Ministerpräsident Bouffier.Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler