23.04.2024

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29.06.18 / Historisches Wissen in spannendem Roman verpackt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-18 vom 29. Juni 2018

Historisches Wissen in spannendem Roman verpackt
Wolfgang Thüne

Suchen Sie Anschluss an das Korps Oberland.“ Mit diesem Marschbefehl des Vorwärts-Chefs wurde der begabte Journalist Quintus an seinen „Redaktionsplatz Oppeln in Oberschlesien“ beordert. Die Provinz hatte sich mit klarer Mehrheit unter Alliierter Aufsicht am 20. März 1921 für Deutschland entschieden. Doch das akzeptierte Albert Korfanty, der polnische Abstimmungskommissar, nicht: „Er blies ins Feuer, entfachte Hass und Zwietracht, schürte Neid, Aufruhr und allem voran: Terror“.  Er hatte 50000 Polen unter Waffen, wollte Oberschlesien annektieren und wurde massiv mit Waffen und Logistik von Frankreich unterstützt. Der Übermacht stellte sich das Freicorps unter Oberleutnant Roßbach entgegen, um die Eroberung des „Klosterberges von St. Anna“ zu vereiteln. Quintus Schneefahl sandte einen Bericht nach Berlin: „Dabeigewesen“ und verkündete freudig: „Der Annaberg ist unser! Hurra!“

Thomas Persdorfs Buch „Das V der Kraniche“ ist äußerst spannend geschrieben. Wie ein roter Faden, aber keineswegs aufdringlich, zieht sich ein Liebesdrama durch das Buch. Ohne Wissen von Quintus ist seine Verlobte, Amalie von Wachen, ihm nachgereist, aber ihre Spuren verlieren sich in Kreuzburg. Allen Indizien nach wurde sie entführt, doch sie wurde nicht gefunden. Nach fünf Monaten kehrt er nach Berlin zurück. Seine erfolgreiche Pressearbeit verschafft ihm eine Anstellung als Pressesekretär im Reichsaußenamt. Ein Bericht über den demütigenden Waffenstillstand im „Wald von Compiègne“ verstärkte seine Reputation. Frankreich verfolgte eine hemmungslose Rachestrategie: „Die Sieger schlagen nicht vor, sie diktieren!“ Quintus wurde mitgenommen zu den Verhandlungen nach Genua und erlebte inklusive „Nachthemdensitzung“ 1922 das Zustandekommen des „Vertrages von Rapallo“ zwischen Deutschland und der Sowjetunion.

Hier erreichte ihn die Nachricht seines „Schwiegervaters“: „Sie lebt. Bitte kommen!“ Amalia hatte einen ernüchternden Brief geschrieben. Sie lebte, war mit ihrem Retter, einem polnischen Offizier, verheiratet und nicht bereit, sich von ihm zu trennen. 

Was das Buch so spannend und lesenswert macht, ist das darin eingebaute historische Wissen, das nicht nur bis zum Jahr 1335, in dem im „Vertrag von Trentschin“ Polen „für alle Zeiten“ auf Schlesien verzichtete, sondern bis zum Wikingerfürsten Dago Miseco, der als Mieszko zum Stammvater Polens erhoben wurde. 

Gerade der nicht mit Geschichtskenntnissen in der Schule verwöhnten Jugend sei dieser mit historischen wie diplomatischen Fakten angereicherte Roman sehr empfohlen.

Thomas Persdorf: „Das V der Kraniche“, Shaker Media, Aachen 2018, broschiert, 303 Seiten, 14,90 Euro