Das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland kann man mit der politischen Situation des Landes vergleichen. Es passt zur angespann- ten Stimmung, die seit 2015 in Deutschland herrscht, in der Angela Merkel die „Flüchtlingskanzlerin“ wurde. Die Massen von Asylsuchern im eigenen Land haben Abstiegsängste und andere Ängste beflügelt. Auch die Bilder von Özil und Gündogan mit „ihrem Präsidenten“ Erdogan passten zu dieser angespannten Stimmung und brachten die unvoll- endete Integration auch von angeblichen Vorzeigeausländern wieder an die Oberfläche.
Nach diesen Bildern begann die Niederlagenserie der deutschen Mannschaft, die sich nach einer zuvor zwei Jahre andauernden Siegesserie dann bei der WM fortgesetzt hat. Özil und Khedira liefen anstatt nach vorne nur noch quer zum Tor. Ihr Streik auf dem Spielfeld wirkte ansteckend auf die Mannschaft. Anstatt Freunde spielten Fremde auf dem Platz.
Im Land gab es 2018 erstmals in der deutschen Fußballgeschichte keine Identifikation der Nation mit der Nationalmannschaft. Daran waren allerdings nicht nur Özil und Gündogan Schuld. Angesichts von Mordserien von jungen Asylbewerbern an Kindern fällt es vielen Menschen immer schwerer, sich mit einem Land zu identifizieren, das so etwas ermöglicht hat.
Die verlorene WM ist in gewisser Weise ein Spiegelbild, wie es im Land läuft. Jogi Löw erinnert an die Große Koalition. Er wollte wie diese mit derselben Mannschaft und demselben Programm wie 2014 Weltmeister werden – und ist gescheitert. Auch er tut sich schwer mit Typen, die nicht ins
System passen. Spieler wie Sané, Götze, Kruse oder Wagner hat er erst gar nicht mitgenommen, dafür aber Nieten wie Özil, Gündogan, Khedira oder Müller, die schon seit Jahren ihrer Form hinterherliefen. Merkel hat die einzigen Politiker vertrieben, die noch ein Ohr am Volk haben: Merz, Bosbach – und jetzt um ein Haar auch Seehofer.
Die Bundeskanzlerin und der Bundestrainer haben vieles gemeinsam, nicht nur, dass beide fast ebenso lang im Amt sind – Löw hat sogar angekündigt, Bundestrainer bleiben zu wollen. Beide sind dafür bekannt, auch unter Stress ihre Beherrschung nicht zu verlieren. Beide gelten als stur, Fehler einzugestehen fällt beiden nicht leicht. Beiden gelingt ein Neuanfang oder ein Kurswechsel schwer. Beide sind nun angezählt. „Wir schaffen das“ kann es für keinen der beiden mehr geben. Merkel hat sich mit den Asylsuchern übernommen, ohne es sich und ihrer Partei einzugestehen, für Löw war die WM in Russland eine Nummer zu groß.
Ein „Weiter so“ kann es jetzt weder im Fußball noch in der Politik geben, sonst stellen sich beide ins Abseits oder müssen sogar vom Platz. Löw und Merkel haben schwere Fehler gemacht, beide sind nicht alternativlos. Beide haben die Zeichen der Zeit nicht verstanden, Merkel das historisch schlechte Wahlergebnis von 2017 und Löw die Pfiffe der Zuschauer. In seinem Scheitern sehen viele auch das Omen für ein Scheitern der Kanzlerin.