25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.07.18 / 700 Merkwürdigkeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-18 vom 06. Juli 2018

700 Merkwürdigkeiten
Wolfgang Kaufmann

Reiseführer gibt es mittlerweile zuhauf für fast jedes Land der Welt. Diese enthalten meist nur die immer gleichen Hinweise und angeblichen „Geheimtipps.“ Wirkliche Kuriositäten bleiben dagegen unerwähnt – hier ist der Reisende nach wie vor auf eigene Recherchen oder Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen. 

Diesem Manko versuchen die US-Journalisten Joshua Foer, Dylan Thuras und Ella Morton seit Jahren abzuhelfen, indem sie unermüdlich Informationen über Örtlichkeiten zusammentragen, welche definitiv bestaunenswert, aber keine allgemein bekannten Touristenattraktionen sind. Auf der Grundlage ihrer Nachforschungen können sie jetzt ein umfangreiches Kompendium namens „Atlas Obscura“ vorlegen, welches 700 Merkwürdigkeiten in aller Welt beschreibt.

Das Buch ist systematisch nach Kontinenten beziehungsweise Regionen gegliedert und mit hilfreichen Karten sowie Hinweisen zu der oft komplizierten Anreise versehen. Bei der Lektüre des Bandes dürfte selbst ein erfahrener Globetrotter auf zahllose potenzielle Reiseziele stoßen, von denen er noch nie gehört hat: der Garten voll seltener Giftpflanzen in Alwick an der englisch-schottischen Grenze, das Schnarch-Museum im niedersächsischen Alfeld, die riesige antike Müllhalde namens Monte Testaccio in Rom, diverse skurril-brutalistische kommunistische Monu-mente auf dem Balkan wie das bei der bosnischen Ortschaft Tjentište, das einzigartige Denkmal für die 170 Opfer eines Flugzeugabsturzes in der Wüste bei Ténéré im Niger, der düstere Schiffsfriedhof von Chittagong in Bangladesch, das bei missglück-ten Erdölbohrungen zur Sowjetzeit entstandene „Tor zur Hölle“ in Turkmenistan, der Bierfla-schentempel von Si Saket in Thailand, die Feuerwache Nr. 6 im amerikanischen Livermore, in der eine Glühbirne nun schon seit 1901 ohne Unterlass brennt, die faszinierenden Wohnhöhlen des Künstlers Ra Paulette in New Mexiko, die Leichenfarm des FBI in Knoxville, wo Forensiker den sukzessiven Zerfall echter menschlicher Körper studieren, das Museum der schlechten Kunst in Boston, das neun von zehn eingereichten Werken als „zu gut“ ablehnen muss, die letzte noch funktionsfähige Grasbrücke der Inka im Apurimac-Canyon in Peru sowie die „Blutenden Wasserfälle“ am Taylor-Gletscher in der Antarktis.

Natürlich wird es den wenigsten Menschen vergönnt sein, alle diese Örtlichkeiten aufzusuchen und in persönlichen Augenschein zu nehmen. Trotzdem ist die Lektüre des „Atlas Obscura“ ein Gewinn für jeden, der sein Bild von der Welt erweitern und differenzieren möchte.

Joshua Foer/Dylan Thuras/Ella Morton: „Atlas Obscura. Entdeckungsreisen zu den verborgenen Wundern der Welt“, Mosaik Verlag, München 2017, 480 Seiten, gebunden, 34 Euro