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06.07.18 / Erfolg der Homöopathie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-18 vom 06. Juli 2018

Erfolg der Homöopathie
S. Friedrich

Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“ ist der Grundsatz der Homöopathie. Dieses von dem Arzt Samuel Hahnemann (1755–1843) ins Leben gerufene Prinzip besagt, dass zur Behandlung von Krankheiten in hoher Verdünnung Medikamente eingesetzt werden, die bei Gesunden in höheren Dosierungen ein ähnliches Krankheitsbild erzeugen. 

Der jüdische Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert (1897–1955) hat der umstrittenen Persönlichkeit eine lesenswerte Biografie gewidmet, „Samuel Hahnemann. Rebellischer Arzt und Begründer der Homöopathie“. Der erweiterten Neuauflage ist ein umfangreiches Nachwort des Mediziners sowie Mitherausgebers der „Zeitschrift für Klassische Homöopathie“ (ZKH) und des Lehrbuchs der Homöopathie, Andreas Wegener, hinzugefügt worden. Dieser beschreibt darin „Das Erbe Hahnemanns – Grundlagen und Praxis der Homöopathie“. 

Der Autor Gumpert, aus einer großbürgerlich-liberalen Familie stammend, entschied sich wegen zunehmender Repressionen des NS-Regimes, Deutschland 1936 den Rücken zu kehren. Er emigrierte nach New York und traf sich dort auch mit anderen Exil-Autoren. Eine Freundschaft entstand mit Thomas Mann. Mit seinem literarisch wertvollen Werk über Hahnemanns Leben, Werk und Wirken kann man sich für eine Weile zurückziehen, um sich in die Welt des 18. Jahrhunderts und zu den Anschauungen der damaligen Medizin entführen zu lassen. 

Hahnemann war unzufrieden mit der Medizin seiner Zeit. Er suchte nach neuen Wegen, um sich von den gängigen Methoden abwenden zu können. Bei der Einnahme von Chinarinde bemerkte er, dass dieses Heilmittel gegen Fieber in seinem gesunden Körper fieberähnliche Symptome auslöste. Die daraus abgeleitete Idee, dass man Gleiches mit Gleichem heilen könne, hielt er in seinem großen Werk „Organon“ fest. 

Doch seine Mitmenschen lehnten seine revolutionären Ideen ab. Ein unstetes Leben folgte, in dem der Arzt ruhelos von Ort zu Ort zog, mit seiner Familie, Frau und elf Kindern, immer wieder umsiedelte. Wie er schließlich in Paris landete und dort auch starb, wird anschaulich, mitreißend und wortgewaltig beschrieben. 

Am Ende folgt mit dem Nachwort Wegeners der Sprung in die Gegenwart. Vielleicht so, als wenn im Kino nach dem Film das Licht wieder angeht. Jetzt hat man die Möglichkeit, sich aus heutiger Sicht mit den Theorien dieses weitblickenden Menschen zu befassen. Wegener erklärt anschaulich die Hintergründe dieser Heilmethode. 

Ein lesenswertes Werk für alle, die sich für ein Heilgesetz interessieren, das sich, so Wegener, gegen „den Alleinvertretungsanspruch eines kausal-mechanistischen Weltbildes“ erhebt.

Martin Gumpert: „Samuel Hahnemann. Rebellischer Arzt und Begründer der Homöopathie“, Südverlag, Konstanz 2018, gebunden, 272 Seiten, 18 Euro