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13.07.18 / Bankenkrise made in Germany / Erträge von Deutscher Bank und Commerzbank zu gering: Ratingagenturen stufen die Geldhäuser herab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-18 vom 13. Juli 2018

Bankenkrise made in Germany
Erträge von Deutscher Bank und Commerzbank zu gering: Ratingagenturen stufen die Geldhäuser herab
Norman Hanert

In seiner aktuellen Jahresanalyse zur deutschen Wirtschaft warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) vor mehreren Gefahren. Neben zunehmendem Protektionismus, geopolitischen Unsicherheiten und einem Wiederaufflammen der Euro-Krise wird auch die Wettbewerbsschwäche des deutschen Bankensektors als Risiko genannt.

Nicht zum ersten Mal weist der Internationale Währungsfonds (IWF) auf ein gravierendes Problem im deutschen Bankensektor hin. Schon in der Vergangenheit rügte der IWF die schwache Profitabilität hiesiger Geldhäuser, die dabei im internationalen Vergleich das Schlusslicht bilden. Als wichtige Kenngröße gilt in der Bankenbranche das Aufwand-Ertrag-Verhältnis (cost income ratio). Dabei gilt, je geringer der Wert, desto profitabler arbeitet die Bank. Die Direktbank ING-DiBa erzielte im vergangenen Jahr ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 44 Prozent. Die Unternehmensberatung Bain & Company hat für die deutsche Bankenbranche im Zeitraum von 2012 bis 2015 ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 69 Prozent ermittelt. Das Niveau in den USA lag etwa um sieben Prozentpunkte niedriger. Umso alarmierender ist es, wenn etwa von der Deutschen Bank vor einiger Zeit ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 98 Prozent berichtet wurde. Mit anderen Worten: Die Bank musste 98 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen. Bereits vergangenes Jahr warnte der Volkswirt Markus Krall davor, dass sich in einigen Jahren „immer mehr Banken auf die Reise zu einer Cost-Income-Ratio von über 100 Prozent machen werden“. Der Unternehmensberater prognostizierte weiter, dass wir „ ...ca. im Jahr 2020 eine Mehrzahl der Banken operativ rote Zahlen schreiben sehen und zwar ohne dass dafür größere Kreditausfälle oder andere Unfälle des Risikomanagements notwendig wären.“ Bei der Schwäche der deutschen Banken spielen einige Sonderfaktoren eine Rolle: Es gibt hierzulande mit rund 1700 Instituten ungewöhnlich viele Banken. Der Markt ist stark fragmentiert, die Konkurrenz durch Wettbewerber ist dementsprechend scharf. Die Bankkunden können aus einer Vielzahl von Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen wählen. Obendrein machen der Branche immer mehr neue Unternehmen Konkurrenz, die über das Internet klassischen Bankdienstleistungen wie die Zahlungsabwicklung oder eine Kreditvermittlung anbieten. Kostengünstig arbeitende Direktbanken haben die Erlöse der klassischen Banken zusätzlich abschmelzen lassen. Die deutschen Banken können, anders als etwa ihre französischen Konkurrenten, durch die starke Zersplitterung des Marktes nur wenige Skalenvorteile nutzen. Zum Vergleich: Frankreich hat weniger als 500 Banken. Im internationalen Vergleich fällt noch eine weitere Besonderheit auf: „Der Anteil des Zinsüberschusses an den Einnahmen liegt in Deutschland mit 73 Prozent so hoch wie in keinem anderen Land“, so die Unternehmensberatung Bain & Company aus dem Jahr 2016. Der Befund macht deutlich, wie stark die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank den Banken das bisherige Geschäftsmodell entzogen hat.

Stark unter Druck geraten sind insbesondere die beiden großen Geldhäuser Commerzbank und Deutsche Bank. Die Commerzbank muss mittlerweile sogar um ihre Berücksichtigung im Börsen-index DAX fürchten. An der Börse ist der Wert des Unternehmens auf nur wenig mehr als zehn Milliarden Euro gesunken. Bleibt die Commerzbank-Aktie in diesem Tief, dann hat der Zahlungsdienstleister Wirecard gute Chancen, die Commerzbank im Leitindex des deutschen Aktienmarktes abzulösen. Die Commerzbank versucht unter anderem mit Gebührenerhöhungen für ihre Kunden, aber auch mit einer Konzentration auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden gegenzusteuern. Vor Kurzem wurde bekannt, dass die Commerzbank die Sparte EMC, in der Geschäft mit Aktienderivaten und börsengehandelten Fonds (ETFs) gebündelt sind, an die französische Großbank Societé Generale verkauft. Commerzbank-Chef Martin Zielke sagte zu dem Verkauf: „Wir vereinfachen unser Geschäft“. Mit der Trennung von EMC verliert Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus zwar weitere Erträge, allerdings wird auch Kapital für das Kerngeschäft mit Firmenkunden frei. Ins Visier genommen hat die Commerzbank auch Unternehmen, die Kunden der Sparkassen sind. Diese will die Commerzbank mit besonders niedrigen Zinssätzen für sich gewinnen.

Der Verbleib der Aktie der Deutschen Bank im DAX ist derzeit noch nicht gefährdet, dennoch steckt Deutschlands größtes Geldhaus in einer tiefen Krise. Erst vor Kurzem war der Aktienkurs der Deutschen Bank auf historischem Tief unter zehn Euro gefallen. Bei rund 2,07 Milliarden Aktien beläuft sich der Börsenwert der Bank damit nur noch auf etwa 20 Milliarden Euro.

Für weitere Negativschlagzeilen sorgte der Umstand, dass die Deutsche Bank in den Vereinigten Staaten USA den zweiten Bankenstresstest nicht bestanden hat. Der Einlagensicherungsfonds FDIC hat Berichten der „Financial Times“ und des „Wall Street Journal“ zufolge auch den US-Zweig der Deutschen Bank, der unter dem Namen Deutsche Bank Trust Company Americas firmiert, auf die Liste gefährdeter Problembanken gesetzt. Damit nicht genug. Auch die Ratingagentur Standard & Poor‘s hat die Bonitätsnote der Deutschen Bank vor Kurzem um eine Stufe von „A-„ auf „BBB+“ heruntergestuft. Für die Bank kann dies höhere Finanzierungskosten zur Folge haben.

Der Umbau der Deutschen Bank vom Finanzier der „Deutschland AG“ zur global agierenden Investmentbank hat sich mit der globalen Finanzkrise und hohen Strafzahlungen wegen illegaler Geschäftspraktiken nicht als sonderlich erfolgreich herausgestellt. Aktuell vermissen viele Beobachter auch eine klare Strategie für den Umbau der Bank. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Marcus Schenck, könnte Anfang des Jahres ein Signal geliefert haben, wo es mit deutschen Banken hingehen könnte. Schenk sagte, er sehe die Bankenbranche in Europa vor einem tiefgreifenden Umbruch. „Europa braucht mehr Zusammenschlüsse von Banken“. Tatsächlich tauchen immer wieder Spekulationen über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank auf. Nicht weniger plausibel wäre, dass bald eine französische Großbank einen Übernahmeversuch bei einem der schwächelnden deutschen Konkurrenten unternimmt.



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