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13.07.18 / Königsberg hat ein neues Denkmal / Russifizierung der Kultur: Der Alexander-Newskij-Statue sollen weitere Heiligenmonumente folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-18 vom 13. Juli 2018

Königsberg hat ein neues Denkmal
Russifizierung der Kultur: Der Alexander-Newskij-Statue sollen weitere Heiligenmonumente folgen
Jurij Tschernyschew

In Königsberg gibt es eine neue Skulptur, die schon allein durch ihre Größe beeindruckt. Es ist ein Denkmal für den Rurikidenfürsten und Heiligen Alexander Newskij.

Die Skulptur wurde in Moskau mit den Mitteln eines unbekannten Mäzens angefertigt. Das fünf Meter hohe Postament für die Skulptur wurde schon vorher gebaut. Die Newskij-Skulptur hält in ihrer rechten Hand ein Schwert und in der linken eine Fahne. Vor der Figur liegt der gehörnte Helm und das Schwert des besiegten Feindes und dahinter ist ein Kreuz zu sehen. Die Komposition wurde aus Einzelteilen zusammengesetzt.

Die Wahl des Ortes, an dem das Denkmal aufgestellt werden sollte, hat kein Geringerer getroffen als der bekannte Königsberger Stadtarchitekt Alexander Baschin. Das neue Monument ist eines der größten im gesamten Königsberger Gebiet. Das Bauwerk misst vom Boden bis zur Spitze etwa zehn Meter. Laut dem Künstler und Ideengeber für das Denkmal, Wadim Zyganow, entstanden während der Arbeit daran fünf verschiedene Varianten. Zyganow ließ sich vom Bildhauer Andrej Sledkow inspirieren. Der Künstler sagte, er habe die Idee gehabt, einen Helden darzustellen, der  nicht aggressiv wirken sollte. Sein erklärtes Ziel war eine spirituelle Wahrnehmung.

Den Standort für das Denkmal hat Baschin bewusst gewählt – es ist der Anfang der Cranzer Allee [Alexander-Newskij-Straße] in der Nähe des Platzes Marschall Alexander Wassiljewskij.

Gouverneur Anton Alichanow hielt bei der Denkmaleinweihung eine patriotische Rede, in der er die historische Bedeutung Alexander Newskijs hervorhob. Dann schlug er vor, die Strommasten in der Nähe des Denkmals zu entfernen, um diesem Ort mehr Ästhetik zu verleihen. Der Bildhauer erklärte, dass er sich auf dem Erreichten nicht ausruhen wolle, sondern noch weitere symbolische Skulpturen für Königsberg fertigen wolle: eine könnte ein Denkmal für den Heiligen Andrej Perwoswannyj sein.

Es ist bemerkenswert, dass sowohl das Denkmal selbst als auch sein Standort widersprüchliche Emotionen in der Bevölkerung hervorgerufen haben. Da ist zum einen der Standort, der mitten auf einer Verkehrsinsel liegt, die von einem Kreisverkehr umgeben ist. Einen Fußgängerübergang, der sie mit dem Gehweg verbinden würde, gibt es nicht. Deshalb können Passanten das Denkmal nur aus der Ferne betrachten und haben keine Möglichkeit, näher heranzugehen. Ansonsten müssten sie zwischen den Autos durchlaufen.

Auf der anderen Seite hat Anatolij Bachtin, Mitarbeiter des Gebietsarchivs, darauf aufmerksam gemacht, dass der Schild, auf dem Alexander Newskijs Skulptur steht, nicht der historischen Realität entspricht. Wie Bachtin erklärte, hat der Ordensschild mit dem Adler anders ausgesehen: „Die Vogelfigur war klein und befand sich in der Mitte, vor dem Hintergrund des Kreuzes.“ Seiner Meinung nach konnte nur ein Großmeister solch einen Schild tragen, und der habe nicht gegen Newskij gekämpft. Wir haben es also mit einem historischen Fehler zu tun, schloss der Experte. In der Tat erinnert der Adler auf dem Wappen unter den Füßen des Fürsten eher an das Wappen Preußens als an jenes des Deutschen Ordens. 

Zyganow gab zu, dass er die Skulptur nicht als historische Tatsache gedacht habe: „Man muss keine historische Authentizität in der Newskij-Skulptur suchen, da sie nur ein kollektives Bild ist.“ Schon die vorläufige Skizze und das symbolische Bild Alexander Newskijs hatten viel Streit unter Experten ausgelöst.