26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.07.18 / Maritime Kunstgenüsse an der Ostsee / Polnische Museen am Meer werfen einen Blick auf verschiedene Kunstformen der Region

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-18 vom 13. Juli 2018

Maritime Kunstgenüsse an der Ostsee
Polnische Museen am Meer werfen einen Blick auf verschiedene Kunstformen der Region
Chris W. Wagner

Ferien an der Ostsee bieten neben dem Sonnenbaden auch eine gute Gelegenheit zur Weiterbildung. Dazu wollen pommersche und westpreußische Museen verhelfen und bieten in der Ferienzeit Sonderausstellungen von der Porträtkunst über das Wirken von Freimaurern bis hin zum Tod in der Kunst.

Das Nationalmuseum zu Danzig zeigt Porträts Danziger Bürger, die Anton Möller (geboren um 1563 in Königsberg, gestorben im Januar 1611 in Danzig) verewigt hat. Möller war vor allem durch allegorische, historische und biblische Bilder sowie Porträts bekannt geworden. Wegen seiner Darstellungen des Danziger Stadtbilds als Kulisse vieler seiner Gemälde wird er als „Der Maler von Danzig“ bezeichnet. Seine bäuerlichen Motive brachten ihm einen weiteren Spitznamen ein – „Der preußische Pieter Brueghel“.

Anton Möller wird als erster ostpreußischer Maler von Bedeutung betrachtet. Das Nationalmuseum zeigt in dieser Sonderausstellung ebenfalls Werke des Danzigers Daniel Schultz des Jüngeren (geboren 1615, gestorben 1683). Er porträtierte viele Patrizier der Stadt, darunter etwa Johannes Hevelius. Gelernt hatte er bei seinem Onkel, Daniel Schultz dem Älteren (gestorben 1646) und im Ausland. Von 1649 bis 1660 hatte er als Hofmaler in Warschau die polnischen Könige gemalt. Viele seiner Porträts wurden von Jeremias Falck, der zur selben Zeit wie Schultz in Danzig tätig war, in Kupfer gestochen. Andreas Stech (geboren 1635 in Stolp, gestorben 1697 in Danzig) war ein Maler des Barock. Der Sohn des Kunst- und Porträtmalers Heinrich Stech war bei Adolf Boy in Danzig in der Lehre, erwarb 1661 den Meistertitel und bekleidete in der Folgezeit hohe Ämter in der Danziger Malerzunft. Er malte Porträts, Altarbilder und geistliche Themen, aber auch Stillleben, Stadtansichten sowie Tierbilder. Seine Porträts sind ebenfalls im Nationalmuseum zu bewundern. Die Ausstellung zeigt, dass schon damals Porträts für politische Zwecke herhalten mussten. Durch die visuelle Propaganda entstand ein positives Bild des Porträtierten. Gleichzeitig wurden politische Rivalen lächerlich gemacht. 150 Werke aus zwei Jahrhunderten – von Anfang des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts – werden in der Ausstellung gezeigt, und zwar in zwei Kategorien: Öffentliches Auftreten und persönlicher Mythos. Neben Patriziern fanden auch Danziger Wissenschaftler, Denker und viele Anhänger der Neuen Lehre Luthers und Melanchthons eine gesonderte Betrachtung. Die Danziger Porträtgalerie kann nur noch bis Ende Juli im Nationalmuseum zu Danzig bewundert werden.

Im „Auswanderermuseum” Gdingen [Gdynia], das sich im frisch renovierten, modernistischen Gebäude des „Meeresbahnhofs” (Anleger) befindet, wird die Geschichte der polnischen Emigration im 19. Jahrhundert gezeigt. Hauptzielorte der Auswanderer waren Nord- und Südamerika, der Dschungel von Brasilien und Chicago. Erzählt werden dramatische Schicksale im Zweiten Weltkrieg, die schwierigen Nachkriegsjahre in der Volksrepublik sowie die neuste Ausreisewelle nach dem Beitritt Polens zur EU. 

Die Ausstellung hilft zu verstehen, welche Gefahren eine Auswanderung ins Ungewisse mit sich bringt, wie beschwerlich eine Überseereise in der dritten Schiffsklasse war oder wie die Immigrationsprozeduren auf dem berühmten Ellis Island in den USA abliefen. Zu den Attraktionen gehört zum Beispiel das derzeit entstehende, weltweit größte Modell eines Passagierschiffs.

Einen großen Teil der Ausstellung machen Reisekoffer und -kisten aus sowie 38 Ausführungen von Auswanderermadonnen, die in der Ferne beschützen sollten. Ein richtiger Wurf ist dem Museum in Köslin [Koszalin] gelungen. Die Präsentation heißt „Der Regen fällt auf den Tempel nieder. Freimaurer in Köslin und in Pommern in den Jahren 1777 bis 1933”. Diese Ausstellung ist die erste dieser Art an der heutigen polnischen Ostseeküste. Der Großteil der Objekte wird erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Gruppe von preußischen Offizieren unter dem Kommando Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg-Stuttgart gründete 1777 in Köslin die Loge „Maria zum goldenen Schwert“. In ihrer besten Zeit zählte die Loge bis zu 160 Mitglieder, darunter Bürgermeister, Staatsbeamte, Arbeiter, Händler und Soldaten. Weil eine Logenmitgliedschaft geheim war, rankten um diese viele Mythen und Legenden. Man sagte den Freimaurern nach, sie würden mit dem Teufel im Bunde stehen, hätten die Gabe, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein, oder ihr Todesdatum vorhersagen zu können.

Laut Überlieferungen der Freimaurer folgten sie jedoch allein einer Philosophie des gesellschaftlichen Fortschrittes und der religiösen Toleranz. Zbigniew Wojtkiewicz, Hobbyhistoriker aus Köslin, sucht seit vielen Jahren auf Auktionen und in Antiquariaten nach Artefakten der Kösliner Loge. Die Ausstellung besteht zum Großteil aus seiner Sammlung. Zu sehen sind ein rituelles Schwert, Tafelgläser, Dokumente und Handschriften.

Dass alles mal ein Ende hat, daran erinnert das Nationalmuseum in Stettin mit der Ausstellung „Der Tod in der Kunst”. Trauerskulpturen aus dem 17. Jahrhundert, Sarkophage mit Wappen pommerscher Adliger oder pommersche Epitaphe zeigen, dass das Leben vergänglich ist. Zu den Perlen der Ausstellung zählen u.a. das Bild des Ertrinkenden von Alfred Geisler, „Dantes Tod” von Otto Friedrich oder barocke Totenporträts.