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13.07.18 / Philhellenenträume

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-18 vom 13. Juli 2018

Philhellenenträume

Bern, Mitte des 19. Jahrhunderts: Der Patrizier Charles Müller, der im Fellenberg-Institut für höhere Söhne in Hofwyl bei Bern erzogen wurde, entschließt sich, gemeinsam mit seinem britischen Freund Edward Noel ein Landgut auf der griechischen Insel Euböa zu kaufen, um es zu bewirtschaften. Theoretisch gut ausgebildet, erwerben sie von einem türkischen Großgrundbesitzer die Domäne Achmetaga. 

Nach der sogenannten Griechischen Revolution von 1821 wurden alle türkischen Großgrundbesitzer verpflichtet, ihre Ländereien zu verkaufen. Nachdem das erste griechische Staatsoberhaupt Ioannis Kapodistrias 1831 ermordet worden war, erklärten die europäischen Großmächte England, Frankreich und Russland den Sohn König Ludwigs I.  von Bayern als Otto I. zum König von Griechenland. 

Während Ottos I. Regentschaft  erleben die Schweizer Auswanderer mit ihren Familien den Aufstieg und den späteren Niedergang Achmetagas. Beeinflusst wurden sie vom Philhellenismus des berühmten Schweizer Pädagogen Emanuel von Fellenberg, der jedoch bald einer harten Realität weichen musste.

Geneviève Lüschers lesenswerter Dokuroman beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Archäologin und Publizistin recherchierte vor Ort auf dem Gut Achmetaga, das sich heute noch im Besitz der Familie Noel befindet. Die Korres-pondenz von Charles Müller und seiner Frau Emma bildet das Grundgerüst des Romans. Der Einblick in einen kurzen Zeitraum der turbulenten griechischen Geschichte lässt erahnen, warum die heutige griechische Regierung sich europäischen Forderungen so hartnäckig entgegenstellt. MRK 

Geneviève Lüscher: „Achmetaga. Ein Patrizierleben zwischen Griechenland und Bern. Dokuroman“, Stämpfli Verlag, Bern 2018, gebunden, 251 Seiten, 39 Euro