25.04.2024

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20.07.18 / Einsteins Paradies

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-18 vom 20. Juli 2018

Einsteins Paradies
Vera Lengsfeld

Albert Einstein bezeichnete sich selbst als Wandervogel. Der gebürtige Ulmer hatte zahllose Wohnsitze in Deutschland, in der Schweiz, in Prag, später in Princeton. Aber in keiner Stadt hat er sich so lange aufgehalten wie in Berlin. Hier lebte er in der Wohnung seiner zweiten Frau Elsa in Schöneberg, als ihn Anfang Januar 1929 der Berliner Bürgermeister  Gustav Böss aufsuchte. 

Die Stadt wollte ihrem derzeit berühmtesten Bürger und Nobelpreisträger zu seinem 50. Geburtstag ein Grundstück am Wasser schenken. Einstein, der auch ein begeisterter Segler war, willigte ein. 

Allerdings stellte sich bald heraus, dass  der Bürgermeister mit seiner Offerte das Parlament übergangen hatte und es dort, angeführt von den Nationalsozialisten, Widerstand gegen die zu bewilligende  Summe gab. Wegen noch anderer Hindernisse wurde am Ende aus dem  Geschenk nichts. Aber Einstein hatte sich in die Idee, ein Haus nach seinen Vorstellungen zu bauen, verliebt. Als ihm Bekannte in Caputh ein Grundstück mit Seeblick anboten, stand sein Entschluss fest: Der Wandervogel würde sich hier sein Nest bauen.

Er beauftragte den jungen Architekten  Konrad Wachsmann mit dem Bau, mischte sich aber sehr energisch mit seinen Vorstellungen ein.

Heraus kam ein zauberhaftes Holzhaus, dessen Strukturen einerseits an die Architektur des Bauhauses erinnern, das gleichzeitig aber wie ein Blockhaus wirkt. Es strahlt einerseits die Ruhe und Abgeschiedenheit aus, die Einstein zeit seines Lebens suchte, wirkt andererseits aber durch seine Funktionalität und Klarheit einladend. Obwohl als Sommerhaus konzipiert, wohnte Einstein den größten Teil des Jahres hier: von Ostern bis zum Beginn der Adventszeit.

Er hätte wohl den Rest seines Lebens hier verbracht, wenn nicht die politischen  Umstände ihn gezwungen hätten, Deutschland zu verlassen.

Das großzügige Wohnzimmer hat viele prominente Gäste gesehen: Nobelpreisträger der Physik und der Chemie, aber auch der Literatur wie Rabindranath Tagore oder des Friedens wie Albert Schweitzer. Hierher  kamen Heinrich Mann, Käthe Kollwitz,  Max Planck, Gerhard Hauptmann und Anna Seghers. Es war eine Ehre, zu Einsteins Diskussionsrunden eingeladen zu werden.

Nach einer wechselvollen Geschichte ist das Haus heute ein Ort, an dem Einsteinfreunde dem Genie näherkommen können. Das kann man sonst nur noch in Princeton. Der Betreiber, das Einstein-Forum, veranstaltet Führungen und fördert Studenten, die im Geiste Einsteins forschen. Einsteins Geist ist zurückgekehrt.