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20.07.18 / Nonnen und ihre Schätze / Ausstellung zum 200. Jahrestag der Klosterkammer Hannover

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-18 vom 20. Juli 2018

Nonnen und ihre Schätze
Ausstellung zum 200. Jahrestag der Klosterkammer Hannover
Mario Thiede

Unbeschadet überstanden in Niedersachsen zahlreiche Frauenklöster und Damenstifte die Reformation, weil der Adel sie als Versorgungsanstalten für ihre unverheirateten weiblichen Familienmitglieder erhalten wissen wollte. Die Nonnen und Stiftsdamen mussten allerdings zum evangelischen Glauben übertreten. Im Jahr 1818 bestimmte das von Georg IV. für das Königreich Hannover erlassene „Patent über die Errichtung einer allgemeinen Klostercammer“, dass die Einkünfte aller hannoverschen Frauenklöster einen gemeinsamen Fonds bilden.

Den verwaltet seit nunmehr 200 Jahren die Klosterkammer Hannover als heute weisungsunabhängige Landesbehörde. Mit den Erträgen, die die Klosterkammer vor allem aus der Bewirtschaftung des Grundbesitzes erzielt, finanziert sie den Erhalt von 800 Ge­bäuden sowie 12000 Kunstwerken – und betreut die 15 „belebten“ evangelischen Frauenklöster und Damenstifte. Die dort wohnenden 100 alleinstehenden Da­men widmen sich geistlichen, so­zialen und kulturellen Aufgaben.

Das 200. Gründungsjubiläum wird mit der Ausstellung „Schatzhüterin“ im Landesmuseum Hannover ge­feiert. Sie veranschaulicht die vergangenen und gegenwärtigen Le­benswelten der 15 bewohnten Klöster und Stifte, die teils über 1000 Jahre alt sind. Die „Konventualinnen“ genannten Klosterfrauen behüten wertvolle Kunstwerke, Dokumente und Alltagsobjekte, zu denen die im Kloster Wienhausen aufgefundene älteste Brille der Welt gehört. Neben dieser Sehhilfe aus dem 14. Jahrhundert sind rund 200 weitere Klosterschätze ausgestellt.

Viele Schaustücke stammen aus vorreformatorischer Zeit. Das für das Kloster Wennigsen geschaffene „Retabel mit Tod und Auferstehung Marias“ ist eines der raren großformatigen Tafelbilder des 

13. Jahrhunderts. Von höchster Qualität ist das um 1330/40 für  das Kloster Wienhausen geschaffene Glasfenster, das Petrus und Paulus abbildet. Bemerkenswert ist die trotz des Glaubenswandels ge­pflegte Traditionsverbundenheit und Erinnerungskultur der Frauengemeinschaften, wie das Beispiel des Andenkens an die Edelfrau Helmburgis zeigt. Sie gründete 995 das zu Hessisch Oldendorf gehörende Kanonissenstift Fischbeck. Die Kanonissen widmeten ihr rund 300 Jahre später eine farbig gefasste wertvolle Holzskulptur, die bis heute hoch in Ehren gehalten wird. 

Margaretha Puffen ließ 1494 zu ihrem Amtsantritt als Äbtissin des südlich von Lüneburg gelegenen Klosters Medingen einen kostbar mit architektonischem Zierrat und kleinen Heiligenfiguren aus vergoldetem Silber geschmückten Stab anfertigen. Dieser Äbtissinnenstab ist eines der Glanzlichter der Jubiläumsschau – aber keineswegs bloß ein reines Mu­seumsstück. Denn bis heute wird dieser Stab zu festlichen Anlässen von der Äbtissin des Klosters geführt.Veit-

Bis 12. August im Landesmuseum Hannover, Willy-Brandt-Allee 5, geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 10 Euro. Telefon (0511) 9807686, Internet: www.landesmuseum-hannover.de. Der Katalog aus dem Sandstein Verlag kostet im Museum 29,90 Euro.