25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
20.07.18 / An der Spitze Ostpreußens in schwerer Zeit / Vor 150 Jahren wurde Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe, Oberpräsident der Provinz im Ersten Weltkrieg, geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-18 vom 20. Juli 2018

An der Spitze Ostpreußens in schwerer Zeit
Vor 150 Jahren wurde Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe, Oberpräsident der Provinz im Ersten Weltkrieg, geboren
Evgeny Dvoretski

Am 31. Juli 1868 wurde Adolf von Batocki (Max Johann Otto Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe) geboren. Er ging in die Geschichte Ostpreußens als herausragender Politiker, Jurist und Ökonom ein, als Patriot und Humanist, der bereit war, sowohl dem Reich als auch dem einfachen Fischer der Ostsee zu helfen.

Batocki wurde auf dem 1381 gegründeten und drei Kilometer von Cranz entfernten Gut Bledau geboren, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Familie Tortilowicz von Batocki-Friebe übergegangen war. Das Gutshaus wurde dreimal Opfer von Bränden: 1694, 1913 und 1923. Es wurde stets wiederaufgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen durch den Meisterarchitekten Graf von Hochberg, einen Anhänger des neobarocken Stils. 

Batocki übernahm im Alter von 22 Jahren als ältester Sohn die Verwaltung des 3075 Hektar großen Gutes Bledau. Von 1900 bis 1907 war er Landrat des Kreises Königsberg.

Im Jahr 1908 wurde in Königsberg eine Straße nach dem hochgebildeten und talentierten Ökonomen mit Hochschuldiplom benannt, doch schon früher, 1901, gab es eine Batockistraße in Cranz. Die Bewohner des Städtchens hatten beschlossen, dem großzügigen Batocki zu danken, der aus christlicher Nächstenliebe den Fischerfamilien ein Stück Land (Bezirk Klein Berlin) für den Bau von neuen Wohnungen geschenkt hatte, da sie ihre Häuser durch einen Sturm verloren hatten. Er schenkte ihnen nicht nur das Land, sondern gab ihnen auch das Geld für den Hausbau. Auch die evangelische St. Adalbertkirche in Cranz lebte überwiegend von dem Geld des Mäzens von Batocki.

Zwei Monate nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, am 1. Oktober 1914, wurde Batocki Oberpräsident Ostpreußens und Vorsitzender der Hilfskommission für die Front. Als Staatssekretär der Lebensmittelabteilung spielte Batocki eine wichtige Rolle bei dem Wiederaufbau Ostpreußens während und nach den verheerenden Kriegsereignissen. Dank seiner Arbeit und seines Talents gelang es in diesen für Deutschland so düsteren Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, das Leid der Zivilbevölkerung der Provinz, in der schwere Kämpfe stattfanden und viel verwüstet wurde, zu lindern.

In den 1930er Jahren übergab Batocki sein Gutshaus der Königsberger Universität Albertina als Studentenwohnheim, während er mit seiner Familie ins benachbarte Wosegau in ein kleines Dorfhaus umzog. Dort lebte er bis zu seinem letzten Tag, dem 22. Mai 1944. Zu seiner Beerdigung auf dem Familienfriedhof in Bledau kamen unzählige Menschen aus den Provinzstädten. 

Das Gebäude des Gutshauses Bledau [Sosnowka] ist gut erhalten. Auf Beschluss der Regierung des Königsberger Gebiets vom 23. März 2007 hat es den Status eines Kulturgutes von städtischer Bedeutung erhalten. Der Park, der das Anwesen umgibt, gilt als wissenschaftlich und gesundheitlich wertvoll. 1985 wurde er als Naturdenkmal anerkannt. Es gibt dort viele alte Bäume – spitzblättrigen Ahorn, amerikanischen Ahorn, Eschen, Sommereichen und verschiedene Kieferarten. Das Alter der einzelnen Bäume beträgt bis zu 200 Jahre.

Viele Jahre war hier ein Internat für taubstumme Kinder untergebracht. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen an den historischen Ort, an dem behinderte Kinder betreut werden, Dutzende Male ehemalige Bewohner von Cranz zu Besuch, meist Mitglieder der Kreisgemeinschaft Fischhausen. Die Kinder kennen den Ort, an dem sie wohnen, genauso wie die Geschichte des Guts und deren ehemaligen Besitzer. In der Schule gibt es viele Kopien von historischen Dokumenten aus Archiven, interessierte Menschen haben sogar einen Film über Batocki gedreht.

Auf Initiative der Lehrerin Lidija Seredina wird heimatkundliche Forschung betrieben. Im vergangenen Jahr hat sie sich überlegt, wie man das Jubliäum des großen Landsmanns feiern könnte, um ihm dafür zu danken, dass heute russische Kinder an solch einer einzigartigen Ecke im Samland leben können. Es kam die Idee auf, den alten Familienfriedhof wieder herzurichten, der in der Sowjetzeit gelitten hatte, und ein Zeichen zum Gedenken aufzustellen. An der Schule sollte eine Gedenktafel mit dem Porträt Adolf von Batockis angebracht werden mit Dankesworten der heutigen Bewohner von Gut Bledau und von Cranz. Vieles wurde bereits unternommen, der Großteil des Geldes wurde gesammelt – es fehlt leiglich ein befestigter Weg von der Chaussee zum Gutshaus und ein 250 Meter langer Weg in den Park. Seredina ist überzeugt, dass sie ihre Pläne umsetzen wird und dass ein neuer Anziehungspunkt im Gebiet entsteht, zu dem russische und deutsche Gäste kommen werden. „Es ist unsere moralische Pflicht, an einen Mann zu erinnern, der den Reichtum und die Schönheit dieses Landes verviel­facht hat“, sagte die russische Lehrerin.