25.04.2024

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20.07.18 / Rückkehr der grauen Wölfe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-18 vom 20. Juli 2018

Rückkehr der grauen Wölfe

Eines muss man Andreas Beerlage lassen. Er schreibt mitreißend. Wer das im Gütersloher Verlagshaus erschienene Buch „Wolfsfährten. Alles über die Rückkehr der grauen Jäger“ nur mal kurz durchblättern möchte, wird es nicht mehr so schnell aus der Hand legen. Es ist einfach zu spannend, denn ausnahmslos bei jedem Leser kann man eine Meinung zum Thema Wolf annehmen. Und dieser gilt es im Werk nachzuspüren. 

Die Einen haben eine mystische Verklärung im Blick, die Anderen die drohende Gefahr, wenn es um diese Tiere geht. Gespeist mit Sicherheit auch durch die Schilderungen in den Grimmschen Erzählungen. Und mit ihnen beginnt der Autor auch seine sachliche Auseinandersetzung mit diesem Spät-Heimkehrer, der jetzt so vielen Jägern und vor allem Schäfern Unmut macht. 

Während einer Zugfahrt im Winter, von Kassel kommend, der Stadt, wo die „Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm“ Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden, glaubt der Autor und Journalist auf freiem Feld einen Wolf gesehen zu haben. Einsam in der Landschaft stehend und sich in seiner ehemaligen Heimat umschauend. Das war aber nicht der Anfang, sich auf die Spuren der Wölfe zu begeben. Seit mehr als 15 Jahren folgt Beerlage beruflich und privat den Fährten der neuen, alten Waldbewohner. Und er wünscht sich, nicht zuletzt durch die Lektüre seines Buches, nichts mehr für den Wolf als eine gewisse Normalität. Eine solche, die man auch Wildschwein, Fuchs und Hase gegen-über an den Tag legt. Denn egal, wen man fragt, auf zwei Aussagen zum Thema Wolf träfe man immer: „Finde ich großartig, das ist das Gleichgewicht der Natur.“, oder „In unserer heutigen Kulturlandschaft ist kein Raum für dieses Raubtier.“ 

Beerlage recherchiert zunächst ergebnisoffen, möchte die Bewertung der Situation erst ganz am Schluss offenbaren. Er hat mit Wolfsforschern, Wolfscenterbesitzern, Wolfsbeauftragten bei Jägerschaften, Naturschutzverbänden, der Polizei und Tierhaltern gesprochen. Und sich knietief bis in die Losung des Wildtieres herabgelassen. Denn genau in der findet man reichlich Aufschluss über den Wolf und natürlich die Zusammensetzung seiner Nahrung. Rehe, Rothirsche, Wildschweine, Hasen und mit 0,8 Prozent sind auch Haustiere, wie Hühner, Schafe und Katzen vertreten. Das ergab eine Untersuchung der Exkremente von Lausitzwölfen. Beerlages Anliegen ist es, sowohl der Verklärung als auch der Verteufelung des Wolfes entgegenzuwirken. Eine nüchterne Haltung soll der Mystifikation weichen, wenn nur irgend möglich. Wer seiner umfangreichen Darstellung folgt, die auch einen historischen Abriss über Wölfe in Märchen und Mythen beleuchtet, wird sich seinem Fazit sicher anschließen.

Der humorige Stil mag manchem nicht gefallen. Doch hat gerade der Kontrast von Witz und Ernst eine emotionsverstärkende Wirkung. Einfacher ausgedrückt: Die Lektüre ist spannend, sehr aufschlussreich und macht einfach Spaß. S.F.

Andreas Beerlage: „Wolfsfährten. Alles über die Rück-kehr der grauen Jäger“, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, gebunden, 240 Seiten, 19,99 Euro