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27.07.18 / Hässlich, aber nötig: Vorboten der Digitalisierung / Neue Mobilfunkstandards – Fürs bessere Telefonieren und das schnellere mobile Internet wird das Land mit Sendemasten zugestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-18 vom 27. Juli 2018

Hässlich, aber nötig: Vorboten der Digitalisierung
Neue Mobilfunkstandards – Fürs bessere Telefonieren und das schnellere mobile Internet wird das Land mit Sendemasten zugestellt

Obwohl der Ausbau des schnellen Mobilfunkstandards LTE (Long Term Evolution) noch nicht abgeschlossen ist, laufen bereits die Vorbereitungen für die nächste Mobilfunkgeneration namens „5G“. 

Die technischen Erwartungen an das System sind hoch. Zu den Vorteilen der neuen Mobilfunkgeneration gehören sehr große Bandbreiten, eine Übertragungsgeschwindigkeit, die etwa das Zehnfache der LTE-Geschwindigkeit beträgt, und extrem kurze Reaktionszeiten. Damit wird das 5G-System die Grundlage für das autonome Fahren im Straßenverkehr schaffen, aber auch der Vernetzung im Alltag, dem sogenannten Internet der Dinge, zum Durchbruch verhelfen. 

Die Erwartungen der Wirtschaft an den neuen Mobilfunkstandard sind ebenfalls hoch. Ein Vertreter des chinesischen Technologiekonzerns Huawei sagte mit Blick auf die neue Mobilfunkgeneration: „5G wird eine großartige Zukunft ermöglichen, in der alles miteinander vernetzt ist.“ Bei der Deutschen Telekom spricht man mit Blick auf 5G sogar von einer „Revolution“. In Berlin hat die Deutsche Telekom bereits erste 5G-Antennen installiert und die neue Technik in ihr LTE-Netzwerk integriert. Schnell sollen weitere 70 Antennen im Stadtgebiet folgen. Für den Versuchsbetrieb nutzt die Telekom eine Testlizenz. 

Die Versteigerung der Frequenzen für die spätere kommerzielle Nutzung sollte eigentlich bereits im Herbst erfolgen. Laut jüngsten Meldungen will die Bundesnetz-agentur die Auktion für die Frequenzen nun aber erst im Frühjahr 2019 durchführen. Hintergrund der Verschiebung ist ein weiterer Abstimmungsbedarf über die neue Mobilfunkgeneration. Unter den Hut gebracht werden müssen sehr unterschiedliche Interessen. Die großen Netzbetreiber hoffen, beim Vergabeverfahren für die Frequenzen günstig zum Zuge zu kommen. Die Einführung der neuen Technik erfordert ohnehin einen finanziellen Kraftakt. Schätzungen gehen dahin, dass für die Einführung des neuen Standards im Bereich der EU Investitionen in einer Größenordnung von 300 bis 500 Milliarden Euro notwendig werden. 

Der Bund hofft wiederum auf möglichst hohe Einnahmen aus der Versteigerung der Netzfrequenzen. Mit den Einnahmen will die Bundesregierung den Ausbau des Glasfasernetzes fördern. Der flächendeckende Ausbau der leis-tungsfähigen Glasfasernetze zur Anbindung der 5G-Sendestationen ist eine notwendige Grundlage für die neue Technik. 

Ländlich geprägte Bundesländer wie Bayern sehen den 5G-Mobilfunksstandard als eine Chance, auch den Raum jenseits der Städte mit schnellen Internetanschlüssen versorgen zu können. Andere Bundesländer geben sich bescheiden und wollen die Versorgung dichter besiedelter Gebiete gesichert sehen, weniger die komplette Abdeckung in der Fläche. 

Es drohen aber nicht nur hohe Kosten, sondern auch eine weitere „Verspargelung“ der Landschaft mit noch mehr Sendemasten. Die für den neuen Mobilfunkstandard vorgesehenen Frequenzen sind nämlich mit einer geringeren Reichweite verbunden. Damit wäre für eine flächendeckende Versorgung Deutschlands eine große Zahl zusätzlicher Sendemasten erforderlich. 

Geht es nach den Netzbetreibern, dann wird mit dem 5G-Mobilfunkstandard die Möglichkeit eines regionalen „Roaming“ eröffnet. Dies würde den großen Mobilfunkbetreibern Telekom, Telefónica und Vodafone die Möglichkeit bieten, dass jeweils nur einer von ihnen in einem Gebiet eine 5G-Infrastruktur aufbaut, die dann von den anderen Anbietern mitgenutzt werden kann.N.H.