25.04.2024

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27.07.18 / Jeder darf mithelfen / Bis 2025 wollen Forscher Signale außerirdischer Intelligenz gefunden haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-18 vom 27. Juli 2018

Jeder darf mithelfen
Bis 2025 wollen Forscher Signale außerirdischer Intelligenz gefunden haben
Wolfgang Kaufmann

Mittlerweile kennen die Astronomen bereits 3781 Planeten in 2829 Sternsystemen unserer Milchstraße – und viele davon scheinen nicht lebensfeindlich zu sein. Das hat der Suche nach außerirdischen Zivilisationen erheblichen Auftrieb verliehen. Dabei kann jeder Laie insgeheim an dieser spannenden Fahndungsmaßnahme“ mitwirken, ohne das Gespött kritischer Geister ertragen zu müssen. 

Das Geheimrezept hierfür heißt Seti@home. Die Abkürzung steht für Search for Extra-Terrestrial Intelligence at home, das heißt „Suche nach außerirdischer Intelligenz zu Hause“. Dahinter verbirgt sich ein sogenanntes Volunteer-Computing-Project, zu Deutsch: „Projekt für ehrenamtliches Rechnen“, bei dem zahlreiche private Computernutzer ihre freien Rechnerkapazitäten zur Verfügung stellen, wodurch quasi die Leistung eines großen Supercomputers erreicht wird. Den wiederum benötigt man, um jedes einzelne der vielen Milliarden kosmischen Radiosignale daraufhin zu analysieren, ob es eventuell künstlichen Ursprungs ist. 

Praktisch läuft das Ganze so ab, dass Empfänger an dem riesigen, 305 Meter messenden Radioteleskop von Arecibo auf der Karibikinsel Puerto Rico sowie am Green-Bank-Teleskop in West Virginia die Signale aufzeichnen. Danach werden diese von der Universität von Berkeley in Kali­fornien, welche das Projekt                   Seti@home betreut, mithilfe einer Software-Plattform verteilt. Die nennt sich Berkeley Open Infrastructure for Network Computing (BOINC) und schickt die aus dem All stammenden Datenpakete an registrierte Nutzer, deren Rechner gerade nicht ausgelastet sind. 

Dann beginnt die Analyse, die entweder vollkommen im Hintergrund läuft oder vermittels eines speziellen Bildschirmschoners visualisiert beziehungsweise nachvollzogen werden kann. Zum Schluss gehen die Ergebnisse dann Stunden oder Tage später nach Berkeley zurück – wo man erkennen würde, ob ein Treffer vorliegt.

Nach einhelliger Meinung von Computerexperten ist das Verfahren sicher, da die BOINC-Software auf den heimischen Rechnern im „Sandkasten-Modus“ läuft, was bedeutet, dass das Programm so weit als irgend möglich vom Rest des Betriebssystems abgeschirmt wird. Und es beeinträchtigt auch keinesfalls die Leistung des Computers und nimmt tatsächlich bloß die aktuell ungenutzten Kapazitäten in Anspruch. 

So muss der Prozessor beim Schreiben einer E-Mail nur etwa fünf bis zehn Prozent seiner Leistung erbringen und beim Surfen im Internet um die 30 bis 50 Prozent. Allerdings sorgt der Betrieb unter Volllast aufgrund der nebenher stattfindenden Berechnungen für Seti@home für einen höheren Stromverbrauch. Den kann der Besitzer freilich reduzieren, indem er den Rechner zu bestimmten Zeiten blockiert oder das BOINC-Programm bei Bedarf manuell stoppt. Derzeit verwenden rund 1,7 Millionen Menschen in 233 Staaten die Software aus Berkeley, um bei der Suche nach außerirdischen Intelligenzen zu helfen. Davon stellen reichlich 103000 ihre Computer fast rund um die Uhr zur Verfügung. Hierdurch bekommen die Astronomen viele tausend Jahre akkumulierte Rechenzeit geschenkt. 

Nichtsdestotrotz blieben die Ergebnisse der Suche bisher recht überschaubar. Zwar wurden inzwischen schon mehr als fünf Milliarden Signale aus den Tiefen des Weltalls analysiert, aber keines davon erwies sich eindeutig als künstlich. Jedoch könnte es tatsächlich sein, dass hinter der Radioquelle SHGb02+14a im Bereich zwischen den Sternbildern Widder und Fische Aliens stecken – aber die Entstehung der Signale lässt sich ebenso durch natürliche Phänomene erklären.

Um die Suche zu erweitern, soll in nächster Zeit ein dritter Empfänger für das Seti@home-Projekt am 64-Meter-Radioteleskop des Parkes-Observatoriums in Australien zum Einsatz kommen. Damit könnten auch Signale aus der südlichen Hälfte der Hemisphäre untersucht werden. Experten wie der Leiter des Seti-Projektes Seth Shostak rechnen damit, dass die Suche nach Außerirdischen dann zwischen 2020 und 2025 von Erfolg gekrönt sein wird.