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27.07.18 / Zeitdokumente von großem historischem Wert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-18 vom 27. Juli 2018

Zeitdokumente von großem historischem Wert
Friedrich-Wilhelm Schlomann

Über den Feldzug gegen die Sowjetunion sind überaus viele Bücher geschrieben worden. Keineswegs selten stammen sie von Personen, welche dabei eine bestimmte Tendenz verfolgen und direkte Diffamierungen nicht nur gegen die Wehrmacht, sondern generell gegen Deutschland beinhalten. 

Im Nürnberger Prozess wurde das deutsche Ost-Heer indes vom Vorwurf freigesprochen, eine „verbrecherische Organisation“ zu sein. Gustav Rust hat sein umfangreiches Buch „Schicksale deutscher Soldaten“ dem Gedenken deutscher Soldaten an der Ostfront gewidmet und dabei besonders dem einfachen „Landser“ ein Denkmal gesetzt, sind doch über 2,2 Millionen von ihnen dort gefallen oder in sowjetischer Kriegsgefangenschaft umgekommen. Welche Lebenswege die nicht vielen Überlebenden seit ihrer Schulzeit gingen, zu welcher Waffengattung sie kamen und welche Einsätze sie durchlebten, erfährt der Leser anhand vieler Schicksale in allen Einzelheiten. Besonders in ihren Briefen von der Front an ihre Angehörigen in der Heimat berichteten sie über sich, ihre Gedanken und Gefühle sowie die allgemeine Stimmung unter den Kameraden. 

Es sind abgebildete Zeitdokumente von großem Wert: Um die deutsche Bevölkerung in der damaligen Zeit besser verstehen zu können, vermittelt der Autor ein Bild von den Jahren vor 1933 mit der militärfreudigen Organisation „Stahl­helm“ zum einen und andererseits vom „Rotkämpferbund“, der das angebliche Paradies im Reiche Stalins auch bei uns einführen wollte. Ein abgebildeter Briefumschlag aus dem KZ-Sachsenhausen beweist, dass der Autor die aufkommende Hitler-Diktatur dabei nicht übersah. Auch die damalige Eheunbedenklichkeitsbescheinigung („zum Schutz deutschen Blutes“) fehlt nicht. Einen breiteren Raum nimmt die noch heute umstrittene Frage ein, ob der Feldzug gegen Sowjetrussland nicht ein, vielleicht sogar notwendiger, Präventivschlag war. 

Ob russische Partisanen, sofern sie ein Käppi mit dem Sowjetstern trugen, stets wie reguläre Kriegsgefangene behandelt wurden, erscheint fraglich und war wohl oft von den Umständen abhängig. Tatsache ist. Die deutschen Truppen wurden in der Ukraine und im gesamten Baltikum als Befreier von der Sowjet-Diktatur begrüßt, viele Russen unterstützten als „Hiwis“ die Arbeit deutscher Soldaten;  hier wäre ein Wort über die Idee einer Wlassow-Armee, die Hitler viel zu spät realisierte, angebracht gewesen – sofern diese dem Front-Soldaten überhaupt bekannt war. 

Unter den vielen gezeigten brieflichen Lebenszeichen findet sich einer aus Stalingrad (von den dort 330000 kämpfenden Soldaten überlebten nur 6000). Gleiches gilt für die damals so vielen Dokumente wie Einberufungsbefehle, das Wehrstammbuch oder später Befehle für die Volksgrenadierdivisionen, die der Verfasser in mühseliger Fleißarbeit für sein Buch zusammentrug. Neu für den Leser ist gewiss, dass es Briefe deutscher Soldaten aus sowjetischer Gefangenschaft gab, die allerdings sämtlichst den gleichen Wortlaut hatten und zweifellos zur Verwirrung der Angehörigen in der Heimat dienten. 

Man liest von Klagen etlicher NSDAP-Führer und auch einiger Offiziere, die sich bei den Kämpfen um Ostpreußen rechtzeitig in Sicherheit brachten, während die Soldaten zumeist gegen eine achtfache Übermacht kämpften – nach fünf Kriegsjahren war man personell ausgeblutet. 

Das Buch druckt die besondere „Ostpreußen-Feldpost“ ab mit der eingedruckten Parole „Tapfer und treu“, doch im März 1945 ist die teilweise Resignation unter den  „Landsern“ spürbar. Die letzten Briefe kommen aus dem Kessel Kalbe Mitte April 1945, zwei Wochen später ging der verbissene Häuserkampf in der Ruinenstadt Berlin zu Ende, Tage danach kapitulierte die Deutsche Wehrmacht. 

Für die heute jungen Menschen schreibt ein Kriegsteilnehmer, der mit 17 Jahren Soldat wurde und von dessen Einheit mit 165 Kameraden nur 15 das Kriegsende erlebten: „Man muss sich einmal das Erleben meiner Generation vergegenwärtigen, um sie ganz zu verstehen. Zur Zeit der nationalsozialistischen Machtübernahme, noch ohne politische Meinung, wurde uns diese durch Schule, Hitlerjugend und Arbeitsdienst in ganz bestimmter Richtung einge­prägt.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Es gibt heute viele Menschen, die über die menschlichen Tugenden wie Treue, Opferbereitschaft und Kameradschaft lächeln und sie als sentimentalen Unsinn bezeichnen. Dabei haben diese Begriffe, diese Tugenden bei all unseren Gegnern höchste Achtung und Anerkennung gefunden. Für uns selber, die missbrauchte Kriegsgeneration, haben diese Tugenden unsere Moral ausgemacht.“ 

Für Interessierte, besonders Historiker, ein wahrer Schatz! 

Gustav Rust: „Schicksale deutscher Soldaten“, Polit-Verlag Rust, Berlin 2018, gebunden, 461 Seiten, 42 Euro