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27.07.18 / Unbekanntes Georgien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-18 vom 27. Juli 2018

Unbekanntes Georgien
Manuela Rosenthal-Kappi

Georgien ist ein Land, über das man hierzulande wenig weiß. Mit seinem Buch „Georgien. Ein Länderporträt“ will Dieter Boden dem entgegenwirken. Als Mitarbeiter diplomatischer Vertretungen in Osteuropa und im Kaukasus leitete der Politikwissenschaftler OSZE- und UN-Missionen in Georgien. Aufgrund seiner langen Auslandserfahrung konnte neben beruflichen viele private Kontakte knüpfen. 

Boden geht auf die Geschichte des Landes ein, die einer „Leidenschronik an Niederlagen“ gleicht, wie es in einem Kapitel heißt. Im Europa des 19. Jahrhunderts wurde mit Reiseberichten  und Abenteuerliteratur die Vorstellung des „wilden Kaukasus“ geprägt. Alexandre Dumas Literatur, aber auch verklärende Gedichte von Alexander Puschkin zeugen davon. 

Die Realität sah jedoch anders aus: Für Georgien ist die Eroberung durch Russland eine traumatische Erfahrung, das Land, das neben dem Diktator Stalin den beliebten Politiker Eduard Schewardnadse hervorbrachte, ist nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht zur Ruhe gekommen. In gebührender Sachlichkeit beschreibt Boden die Rosenrevolution, die Sezessionskonflikte in Abchasien und Südossetien, er geht auf Georgiens Wirtschaft, Kultur und Religion sowie Lebensart und Mentalität ein. 

Ein Grund dafür, dass Georgien sich zu Europa zugehörig fühlt, ist, dass es ein zutiefst christliches Land ist. Zahlreiche Kathedralen zeugen davon. Schade, dass auf jegliches Bildmaterial verzichtet wurde. Bei einem Länderporträt hätte man mehr Anschauungsmaterial erwartet. Die schwarz-weiße Übersichtskarte im Anhang macht das leider nicht wett.

Dieter Boden: „Georgien. Ein Länderporträt”, Ch. Links Verlag, Berlin 2018, broschiert, 200 Seiten, 18 Euro