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27.07.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Augsteins Traum / Wie die CSU ihre eigene Jauche abbekam, wonach die Linke gerade nicht sucht, und was das linke Fußvolk nicht wissen darf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-18 vom 27. Juli 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Augsteins Traum / Wie die CSU ihre eigene Jauche abbekam, wonach die Linke gerade nicht sucht, und was das linke Fußvolk nicht wissen darf

Donnerwetter, das ging aber schnell. Nur ein paar Wochen ist es erst her, dass die CSU gegenüber der AfD so richtig die Sau rausgelassen hat. „Brauner Schmutz hat in Bayern nichts verloren“, bellte CSU-Generalsekretär Markus Blume im Mai. Die neue Konkurrenz sei ein „Feind“ von allem, was für Bayern stehe. Grüne und SPD seien bloß „Wettbewerber“, die AfD dagegen ein „Gegner“.

Die „Wettbewerber“ haben es den Christsozialen auf ihre Weise gedankt, dass die Schwarzen ihnen so demonstrativ um den Bart gingen. Bei der Münchener Sonntagsdemo gegen die CSU waren SPD und Grüne gut vertreten. Dort ging es gegen die „Verrohung der Sprache“ durch die CSU. Nein, natürlich nicht gegen Entgleisungen wie „brauner Schmutz“ und so, sondern gegen ein paar Äußerungen von CSU-Granden zum Thema Grenzschutz und Asylmissbrauch.

Ihre Politik sei „unmenschlich“, knallte man der CSU um die Ohren. Die da so schrecklich unter der „Verrohung der Sprache“ litten, belegten die bayerische Regierungspartei mit Slogans wie „Fick Dich CSU“, „CSU Faschisten-“ oder „Rassistenpack“,  CSUrensöhne“ oder auch nur „Du mieser Haufen CSU“.

Plötzlich ist Markus Blume außer sich über solche Heftigkeit: „Wer ,CSU Rassistenpack‘ skandiert, wer der CSU unterstellt, Konzentrationslager vorzubereiten ..., der hat jeglichen Anstand verloren und betreibt übelste Hetze!“

Arme CSU. Es ist verdrießlich, wenn einem die Jauche, die man kürzlich lustvoll über andere ausgeschüttet hat, nun selbst ins Gesicht spritzt. Dabei hatten die Christsozialen mit ihrer Unterscheidung zwischen bösem „Gegner“ oder „Feind“ hier und netten „Wettbewerbern“ dort doch so emsig um ihre Aufnahme in die Front zum Kampf gegen Rechts gebettelt!

Aber man lässt sie nicht rein, wie herzlos. Stattdessen konnten wir auf der Demo die Namen Seehofer und Söder mit Runen-S lesen, was unzweifelhaft auf Hitlers SS verweisen sollte. Gleich hinter dem SS-Transparent marschierte jemand mit einem Pappschild der Caritas daher. Der Titel der kirchlichen Hilfsorganisation ist das lateinische Wort für Liebe und Mildtätigkeit. Jetzt steht es offenbar für maximale Verdammung Andersdenkender.

Wenn wir über solchermaßen haarsträubende Widersprüche stolpern, sucht uns jedes Mal der schlimmste Quälgeist heim, der einem in dermaßen wirren Zeiten auflauern kann: die Vernunft. Die Vernunft, die uns gebietet zu fragen: Merken die denn nicht, was für einen himmelschreienden Quatsch sie da aufführen? Mit den rohesten, schlimmsten Unterstellungen auf die Straße gehen, um damit gegen „Verrohung“ zu protestieren? Da haben Pyromanen gegen das Feuer demonstriert, indem sie Fackeln warfen.

Hier liegt vermutlich unser Fehler: Wir unterstellen, dass jedermann im Grunde seines Herzens auf der Suche nach der Wahrheit ist. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wie Sahra Wagenknecht etwa sucht die zeitgenössische Linke aber gerade nicht nach der „Wahrheit“. Im Gegenteil: Je näher ihnen die Wahrheit auf die Pelle rückt, desto giftiger und galliger, schreiender und hassender zetern sie gegen sie an.

Aber welche Wahrheit meinen wir eigentlich? Linken-Vordenker Jakob Augstein hat es gewagt, sie anzudeuten, als er unlängst schrieb: „Wenn der Preis für unseren Sozialstaat die Toten im Mittelmeer sind, ist er es nicht wert. Wenn der Preis die Versklavten in den libyschen Lagern sind, ist der Preis zu hoch.“

Ein bemerkenswertes Bekenntnis. Das hasserfüllte Geschrei von links soll nämlich vor allem diese eine Tatsache übertönen: Dass Sozialstaat und offene Grenzen auf Dauer nicht zusammengehen. Genau das wird mit Parolen wie „Niemandem wird etwas weggenommen“, „Es ist genug für alle da“ oder „Man darf die soziale und nationale Frage nicht gegeneinander ausspielen“ unter einen Teppich gekehrt, der sich mit der Ankunft jedes weiteren Asylsuchers ein Stückchen höher wölbt.

Augstein schwärmt in seinem Aufsatz von den USA im 19. und frühen 20. Jahrhundert, wo all die Müden und Beladenen aufgenommen worden seien, um sich zu einem „Schmelztiegel“ der Nationen zu vereinen. Er, der Linke, malt in großartigsten Farben das Bild eines Landes, in dem jeder selbst zusehen muss, wie er über den nächsten Tag kommt. Ohne „Stütze“, ohne gesetzliche Krankenversicherung oder sozialen Wohnungsbau. Was die gängigen Linksparteien derzeit alle paar Tage als „Neoliberalismus“ geißeln, ist ein Ponyhof der sozialen Fürsorglichkeit gegen Augsteins „deutschen Traum“, wie er seinen Beitrag genannt hat.

Niemandem wird etwas weggenommen? Natürlich wird weggenommen! Und das ist dann eben auch gut so, sagt Augstein.

Ganz nebenbei hat der brillante Kopf eine in rechten Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie abgeräumt. Zumindest als „Verschwörungstheorie“, denn augenscheinlich hatten die „Theoretiker“ nichts als die Wirklichkeit am Wickel.

Wir hatten uns lange schon gewundert, warum ausgerechnet ein hemmungsloser Milliardenspekulant wie George Soros, ein Erzkapitalist also, so intensiv linke Bewegungen unterstützt – gerade, wenn es um den Kampf für mehr Einwanderung geht.

Augstein teilt seinen „Traum“ mit den milliardenschweren, global agierenden Finanzmagnaten, denen die Nationen mit deren nationalstaatlichen Demokratien, den schützenden Grenzen und kostspieligen „Sozialstaaten“ seit jeher ein Dorn im Auge sind.

Schon vor Jahren hatte Augstein bekannt, dass sich die Positionen von Multikulti-Linken und Großkapital zurzeit recht nahekommen. Nun hat er die ganze Katze aus dem Sack gelassen. Endlich.

Wir hatten gedacht, die politische Linke habe bloß ihr Ohr für die Nöte der unteren Schichten verloren. So war es vielleicht mal, als an die Stelle der bodenständigen Arbeitervertreter die universitären Sozialingenieure getreten sind. Heute sind wir einen gewaltigen Schritt weiter: Der „Marsch durch die Institutionen“ hat die einstigen Revolutionäre direkt an den Gabentisch der erzkapitalistischen, globalen Großfinanz gelockt, wo sie nun deren Lied singen. Und das, wie Augsteins Beispiel zeigt, mittlerweile ganz ohne pseudosozialen Akzent.

Allerdings könnte Augstein die Melodie zu früh angestimmt haben. Schließlich müssen die Leidtragenden mindestens solange mit den genannten Beruhigungsparolen wie „Niemandem wird etwas weggenommen“ narkotisiert werden, bis sie sich nicht mehr dagegen wehren können, dass sie „es nicht wert“ sind. Sonst bäumen sie sich auf. 

Haben sie ja schon einmal gemacht: Vor 150 Jahren konnte Lohndumping ganz einfach mit dem Hinweis auf die vielen, oft polnischen oder russischen Fremdarbeiter durchgesetzt werden, die an den Toren deutscher Fabriken rüttelten. Dann haben Gewerkschafter die Tore dichtgemacht. Das war die Geburt sozialer Sicherheit.

Leute wie Soros und Augstein wollen die Tore wieder öffnen. Die guten alten Zeiten des „Manchester-Kapitalismus“ sollen wiederkehren, ironischerweise diesmal von links erzwungen, ohne dass die meisten Anhänger von SPD, Grünen oder Linkspartei das merken sollen.

Das wird ein hartes Stück Arbeit. Um dies hinzubekommen, muss man schon sehr laut brüllen, hassen und hetzen gegen diejenigen, die den genialen Schachzug verpetzen wollen.

Wir dürfen uns also auf immer gewaltigere Spektakel „gegen Rechts“ gefasst machen. Aber eines wird schon sichtbar: Der „Kampf gegen Rechts“ geht gar nicht gegen Rechte. Er dient einzig dazu, dass das linke Fußvolk selber nicht spürt, welchen Karren es zieht. Dass der „Spiegel“-Erbe bereits heute die wahre Absicht preisgibt, lässt ahnen, dass er sich und die Seinen schon recht nahe am Ziele wähnt. Wenn er sich da mal nicht irrt.