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03.08.18 / Buren suchen ihr Heil in Russland / Rassismus gegen Weiße: 50 Farmerfamilien wollen von Südafrika nach Stawropol auswandern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-18 vom 03. August 2018

Buren suchen ihr Heil in Russland
Rassismus gegen Weiße: 50 Farmerfamilien wollen von Südafrika nach Stawropol auswandern
Florian Stumfall

Der Anstieg der Gewalt gegen weiße Farmer in Südafrika gepaart mit Enteignungen, Vertreibungen und Morden veranlasst immer mehr Buren auszuwandern. Viele haben bereits eine neue Bleibe in Russland gefunden, das über zahllose unbearbeitete Agrarflächen verfügt.

Bloemfontein, einst Hauptstadt der südafrikanischen Buren-Republik Oranje-Freistaat, liegt in Transvaal, im Norden der Kaprepublik. Hier lebt und arbeitet die Familie Schlehbusch, burische Farmer seit Generationen. Allerdings wird es damit bald ein Ende haben. Das Oberhaupt der Familie, Adi, besuchte kürzlich als Mitglied einer Delegation von 50 weißen Farmer-Familien die russische Region von Stawropol in den nördlichen Ausläufern des Kaukasus ungefähr auf der geographischen Breite von Florenz. Die Gegend ist durch Klima, Bodenbeschaffenheit und Niederschläge für Landwirtschaft günstig und darauf kam es Adi Schlehbusch und seinen Kameraden an.

Er und die anderen nämlich haben wie rund 15000 weitere Buren, hauptsächlich aus Transvaal, beschlossen, ihre Heimat auf immer zu verlassen und ihre Zukunft in Russland zu suchen. Der Grund dafür ist die zunehmende Gewalt in Südafrika, die sich in großem Umfang gegen die weiße Landbevölkerung richtet. In den Jahren 2016 und 2017 gab es offiziell 

74 Morde bei 638 Angriffen auf weiße Farmen. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die bereits eingesetzt hat kurz nachdem Mandela und mit ihm der ANC im Jahre 1994 die Macht in Südafrika übernommen hatte. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre sind rund 3000 bis 4000 Buren mit ihren Familien und darüber hinaus mit ihren Angestellten, ob weiß oder schwarz, auf meist viehisch brutale Art ermordet worden. Diese Gräueltaten kommen so gut wie nie vor einen Richter.

Die Täter sind einerseits in den Kreisen des Umkhonto we Sizwe zu suchen, der bewaffneten Truppe des ANC, die einst den Bürgerkrieg im Lande geführt hatte. Dazu kommen viele junge Männer aus der entwurzelten Generation, die damals außer Bombenwerfen nichts gelernt hatte. Schließlich sorgt der Chef der Economis Freedom Fighters (EFF), Julius Malema, für eine zunehmende Radikalisierung und Gewaltbereitschaft. 

Malema war früher der Präsident der ANC Youth League, der Jugendorganisation der Regierungspartei, musste diese aber wegen umstrittener Äußerungen („ein Siedler – eine Kugel“) verlassen. So etwas passte beim ANC nicht mehr ins Bild, nachdem man Regierungspartei geworden war. Mit seinen EFF erreichte Malema bei den Parlamentswahlen im Jahre 2014 den dritten Platz. Er bezieht seinen Zulauf aus den Town-ships, die sich unter den schwarzen Regierungen im Vergleich zu früher an Zahl und Größe mehr als verzehnfacht haben.

Damit ging eine weitere Links-verschiebung oder, was in Südafrika dasselbe ist, eine Verschärfung des Rassengegensatzes einher, diesmal zum Nachteil der Weißen. Dabei konnte es nicht ausbleiben, dass Präsident Ramaphosa Ende Februar im Parlament ein Gesetz durchbrachte, gemäß dem alle weißen Landbesitzer entschädigungslos enteignet werden. Zum Vorbild erklärte man das benachbarte Simbabwe, wo der erste schwarze Präsident, Robert Mugabe, in den späten 80er Jahren ebenfalls die weißen Farmer vertrieb. Die Folgen allerdings waren katastrophal. Das Land, als Rhodesien ein reicher Exporteur vor allem von Lebensmitteln, verfiel alsbald der Inflation, dem Hunger und dem Niedergang. 

Ramaphosa scheint dieses Bild nicht zu schrecken, vielmehr sucht er mit allen Mitteln, diejenigen Wähler zurückzugewinnen, die der ANC an die EFF verloren hat. Mit dem Eingeständnis, dass die heutige Misere in Südafrika auf die Unfähigkeit und Korruption des ANC zurückzuführen ist, wäre kein Blumentopf zu gewinnen, also setzt man auf die bewährte Parole, gemäß der die Weißen, der Kolonialismus und die Apartheid an allem Schuld seien, und das auch noch nach einem Vierteljahrhundert ANC-Regierung. Der Beschluss der Enteignung der Weißen steht also. Diese aber erinnern sich im Gegensatz zu Ramaphosa an die Umstände der Enteignungen in Rhodesien und fürchten, das Schicksal der dortigen Weißen zu teilen. Für sie geht es um Leben und Tod.

Die 50 Familien aus Bloemfontein, die nach Russland auswandern, sind auch nicht die ersten, die einen solchen Schritt tun. Während aber junge weiße Akademiker, die in Südafrika keine Zukunft haben, vergleichsweise leicht in Australien, Neuseeland oder Kanada eine neue Existenz finden, brauchen Landwirte Grund und Boden. Daher bietet sich Russland an. Dort gibt es 43 Millionen Hektar unbewirtschaftetes Agrarland. Allein der Föderationskreis Fernost, der, grob gesagt, halb Sibirien umfasst, ist 17-mal so groß wie Deutschland, zählt aber nur sechs Millionen Einwohner. Bei einer Bevölkerungsdichte wie in Deutschland wären es fast 1,5 Milliarden. Staatspräsident Putin hat intern die Parole ausgegeben: „Wir brauchen kein Land, wir brauchen Menschen.“

Freilich ist es mit noch so vielen Buren nicht getan. Doch mit diesen zieht Russland außergewöhnlich tüchtige, fleißige und unerschrockene Leute an sich, die für viele andere ein gutes Beispiel werden können. Schlehbusch jedenfalls sagt: „Der Grund, warum ich über die Einwanderung nachdenke, ist ehrlich gesagt, weil ich dunkle Wolken über unserer Zukunft hängen sehe. Mein Großvater ist auf dieser Farm ermordet worden.“

Der Zug weißer Farmer von Südafrika nach Russland ist indes nicht ohne diplomatische Delikatesse. Denn die beiden Länder sind Partner in dem BRICS-Staatenverbund, dem auch China, Indien und Brasilien angehören und der sich in einer Phase der Festigung und erster zählbarer Erfolge befindet. In diesem Rahmen fände Putin leicht Gelegenheit, sich bei seinem Kollegen Ramaphosa erkenntlich zu zeigen für die Bereicherung Russlands, die dieser zu eigenen Lasten verursacht.