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03.08.18 / Pater unter politischem Beschuss / Sozialethiker Wolfgang Ockenfels engagiert sich für AfD-nahe Stiftung – Kritik vom Zentralkomitee der Katholiken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-18 vom 03. August 2018

Pater unter politischem Beschuss
Sozialethiker Wolfgang Ockenfels engagiert sich für AfD-nahe Stiftung – Kritik vom Zentralkomitee der Katholiken
Bodo Bost

Die Mitarbeit des Dominikanerpaters und Sozialethikers Wolfgang Ockenfels im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) stößt beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) auf scharfe Kritik. Der 71-jährige Theologe setzt sich dagegen jetzt zur Wehr.

Nach monatelanger Kontroverse war beim AfD-Bundesparteitag am 30. Juni in Augsburg die DES als parteinah anerkannt worden. Vorsitzende ist die ehemalige CDU-Politikerin und Präsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika Steinbach. Desiderius Erasmus von Rotterdam war ein Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Wie sein Name sagt, hat er im damals noch zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörenden Rotterdam gewirkt und war durch seine philosophischen und theologischen Forschungen ein Vorreiter der lutherischen Kirchenreform. 

Anders als die Stiftungen der Altparteien, bei denen ein großer Teil der Stiftungsmittel in ein Netz von manchmal dubiosen Auslandsvertretungen fließt, kündigte die AfD an, dass ihre neue Stiftung auf Auslandsvertretungen vorerst verzichten wolle, auch wenn auswärtige Politik natürlich Gegenstand der Erasmus-Stiftung sein wird. Erstes Ziel der Stiftungsarbeit soll die Erarbeitung von Bildungsmaterial für Schulen und Volkshochschulen sein, diese solle die seit 1968 feststellbare „Indoktrination der Linksideologie“ brechen.

Im Kuratorium der AfD-nahen DES sitzen zwei Mitglieder der CDU, die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe und Wirtschaftsprofessor Max Otte („Der Crash kommt“), der zuletzt das „neue Hambacher-Fest“ ausgerichtet hatte. Außerdem ist das starke Gewicht zweier katholischer Theologen festzustellen. David Berger aus Würzburg konnte in einem vatikanischen Subsekretariat Erfahrungen im Organisationswesen einer weltumspannenden Organisation sammeln. Ockenfels, Dominikaner und Präsident der Internationalen Stiftung Humanum, ist als katholischer Sozialethiker Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung und Mitglied des konservativen Forums Deutscher Katholiken. Als Sozialethiker in Köln und Trier gilt er als einer der Nachlassverwalter des einstigen Kölner Kardinals Joseph Höffner, der auch lange die Deutsche Bischofskonferenz geleitet hat. 

Diese Mitarbeit eines renommierten katholischen Sozialethikers in der AfD-nahen Stiftung kritisierte auf Twitter ZdK-Präsident Thomas Sternberg in einer Frage: „Wie kann ein Dominikanerpater und früherer Berater der CDU sich dazu hergeben, sich im Kontext einer rechtsradikalen Partei zu engagieren?“

Ockenfels war von 1985 bis 2015 Professor für Christliche Sozialwissenschaft in Trier. Er leitet das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg, das sich für Prinzipien der katholischen Soziallehre im Politikbetrieb einsetzt. Vor allem ist Ockenfels jedoch durch Buchveröffentlichungen sowie Auftritte in Talkshows einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Mehrfach warf er Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, das christliche Profil der Partei zu verwässern. Kritik übte er auch an Kirchenvertretern, die die AfD als für Christen unwählbar bezeichnen. Ockenfels hält es, nach gründlicher Lektüre des AfD-Programms, nicht für unchristlich, dieser Partei anzugehören oder sie zu wählen.

Die Kritik an seinem Engagement für die Desiderius-Erasmus-Stiftung wies Ockenfels zurück. „Ich praktiziere jene Dialogbereitschaft, die andere nur proklamieren“, sagte er der katholischen „Tagespost“. Die Partei Alternative für Deutschland und ihre Stiftung „kompensiere das programmatische Defizit der CDU“, sagte der Dominikanerpater weiter. „Herr Sternberg ist für mich keine kirchliche Autorität, sondern ein Parteiinteressenvertreter, der die Merkel-Politik absegnet“, sagte der Pater weiter.

Ockenfels hatte dem Zentralkomitee bereits vor einigen Jahren das konservative Forum Deutscher Katholiken gegenübergestellt, das keine Kirchensteuermittel erhält, aber einen direkteren Zugang zu den Gläubigen hat. Das „Zentralkomitee“ sei nicht repräsentativ für „die“ deutschen Katholiken, obwohl es durch die Kirchensteuer finanziert werde, sagte Ockenfels. Die Bezeichnung „Zentralkomitee“ erinnere „an die unseligen Zeiten des SED-Zentralkomitees“.