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03.08.18 / Geld ist nur ein Grund / Warum 2020 laut einer Studie 1,8 Millionen Gesellen fehlen könnten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-18 vom 03. August 2018

Geld ist nur ein Grund
Warum 2020 laut einer Studie 1,8 Millionen Gesellen fehlen könnten

Nach einer Studie der bayerischen Wirtschaftsver-einigung von 2017 könnten im Handwerk 2020 bundesweit bis zu 1,8 Millionen Gesellen fehlen. Die Gründe für den Fachkräftemangel sind vielfältig. 

Eine Rolle spielt dabei die heutige höhere Studierneigung der Schulabgänger, während die Zahl der Schulabgänger weiter abnahm. 2013 begannen erstmals mehr junge Menschen ein Studium als eine duale Berufsausbildung. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, plädiert dafür, die strikte Trennung zwischen akademischer und betrieblicher Ausbildung zu überwinden, indem Bildungswege stärker miteinander verzahnt und durchlässiger gestaltet werden.

Eine weitere Ursache für 19000 unbesetzte Lehrstellen Ende letzten Jahres sind die geringe Ausbildungsvergütung und vergleichsweise niedrige Ge­häl­ter. Mit 3217 Euro brutto verdienen Beschäftigte im Handwerk im Schnitt gut ein Fünftel weniger als Arbeitnehmer in anderen Branchen. Das ergab eine Studie des Instituts für Mittelstand und Handwerk der Uni Göttingen im letzten Jahr. 

Zurückzuführen ist dies aus Sicht der Gewerkschaften vor allem auf die schwindende Tarifbindung im Handwerksbereich. Noch in den 90er Jahren waren Flächentarifverträge im Handwerk die Norm. Besonders ausgeprägt ist die Tarifflucht in den mitteldeutschen Ländern, wo nur noch rund zehn Prozent aller Handwerksbetriebe Mitglied einer Innung sind. Im Westen sind es noch 40 Prozent.

Auch die Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004 trug nachweislich zu den abnehmenden Ausbildungszahlen bei. Damals wurden 53 Handwerksberufe von der Meisterpflicht befreit, was zu mehr kleinen Unternehmen mit weniger Beschäftigten und weniger Auszubildenden geführt hat. Auch hat sich die Qualität der Arbeit in diesen Gewerken merklich verschlechtert. Aktuell gibt es in der Regierungskoalition die Forderung, in bestimmten Handwerksberufen den Meisterbrief als Voraussetzung für eine selbstständige Tätigkeit wieder einzuführen.D.J.