19.04.2024

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03.08.18 / Woodstock liegt auch in Küstrin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-18 vom 03. August 2018

Woodstock liegt auch in Küstrin
Frank Bücker

Vom 2. bis 4. August findet zum 24. Mal das größte europäische Rockfestival in Polen statt. Gleich hinter der von den alliierten Siegern willkürlich ge­zogenen Grenze im heute zur Republik Polen gehörenden Teil der Stadt Küstrin befindet sich auf einem früheren Militärgelände der Veranstaltungsort.

„Haltestelle Woodstock“ (Polnisch: „Przystanek Woodstock“) lockte bisher stets mehrere hundertausend Fans an. Um den nichtkommerziellen Charakter der Veranstaltung zu unterstreichen, erfolgte im April die Umbenennung in „Pol’and’Rock Festival“. Der Hauptgrund dürfte aber die Forderung eines US-amerikanischen Rechteverwerters gewesen sein, der finanzielle Forderungen erhob. 

Neben einem großen Musik­ereignis wird die Veranstaltung auch genutzt, um Spenden für karitative Zwecke zu sammeln. Das ist nicht auf den Veranstaltungsort begrenzt. Im Vorjahr waren 120000 Helfer im Einsatz, die umgerechnet knapp 25 Millionen Euro einsammelten. Damit ist die Veranstaltung und die sie tragende Stiftung „Wielka Orkiestra Swiatecznej Pomocy“ (WOSP), zu Deutsch: das „große Orchester der Weihnachtshilfe“, nach der Katholischen Kirche die zweitgröße karitative Einrichtung in Polen. In diesem Jahr will man das Trikot des bei Bayern München spielenden polnischen Nationalspielers Robert Lewandowski für einen guten Zweck versteigern. Die Einnahmen kommen Krankenhäusern sowie Einrichtungen für Senioren und Kindern zugute. 

Im Jahr 2017 gab es eine Kontroverse um die Beteiligung deutscher Helfer bei der Organisation und dem Zutritt von Asylforderern aus Deutschland. Zum ernsthaften Argument wurde diese Angelegenheit nach dem Attentat eines Islamisten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, dessen erstes Opfer ein polnischer Lastwagenfahrer war. Auch Kritiker der amtierenden polnischen Regierung haben zu Opfern von Ausländergewalt ein anderes Verhältnis als die deutsche Regierung und die meisten Medien. So konstruieren die deutschen Leitblätter eine Aversion der PiS-Regierung gegen das Festival, die es so nicht gibt. Nach einer Umfrage befürworten 90 Prozent der örtlichen Bewohner das Ereignis.

Der Bürgermeister von Ko­strzyn, Andrzej Kunt, findet, „Haltestelle Woodstock“ sei eine gute Werbung für die Stadt. Auch die Wirtschaft unterstützt das Festival. Warum also sollte die Regierung in Warschau dagegen sein? Allerdings stufte der polnische Innenminister die Veranstaltung als stark terrorgefährdet ein. Die Erfüllung der daraufhin gemachten Sicherheitsauflagen kostete zusätzliches Geld. 

Von den angekündigten Musikgruppen ist die schon seit 1967 existierende englische Rock-Band „Judas Priest“ die international bekannteste. Allein um die sonst nicht gerade billigen Eintrittskarten für ein Konzert der legendären Altrocker zu sparen, werden sich aus ganz Westeuropa viele Musikfreunde auf den Weg nach Küstrin machen und – hoffentlich – großzügig spenden. Aus Schweden wird die Heavy-Metal-Gruppe „In Flames“, aus den USA die Rock-Band „Goo Goo Dolls“ und aus Frankreich „Gojira“ erwartet. Für Nostalgiker, die nicht auf trendige Rap-Musik stehen, ist das ein wahres Fest.