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03.08.18 / Der Fahrer hat ausgedient / In Hamburgs Hafencity rollen bald autonom fahrende Kleinbusse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-18 vom 03. August 2018

Der Fahrer hat ausgedient
In Hamburgs Hafencity rollen bald autonom fahrende Kleinbusse
D. Jestrzemski

Das autonome Fahren im öffentlichen Stadtbereich erlebt seine Deutschland-Premiere in der Hamburger Hafencity. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr soll der Testbetrieb in dem neuen Stadtteil direkt an der Elbe für den Einsatz von drei fahrerlosen Elektro-Kleinbussen starten. An den Fahrten auf einem 3,6 Kilometer langen Rundkurs können zunächst Anwohner und Beschäftigte als Testpersonen teilnehmen. Sicherheitshalber wird ein Fahrzeugbegleiter mit an Bord sein. Verläuft alles nach Plan, kann im Sommer 2019 ein regulärer Fahrgastbetrieb aufgenommen werden.

Die auf vier Jahre angelegte Erprobung der autonom fahrenden Kleinbusse steht im Mittelpunkt des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „Heat“ (Hamburg Electric Autonomous Transportation), gebildet aus der Hamburger Wirtschaftsbehörde, der Hochbahn AG und ihren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Dies sind der Fahrzeugentwickler IAV, die Siemens AG, das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. 

Mit „Heat“ wolle man die „intelligente und nachhaltige Mobilität von morgen“ mit den Herausforderungen des heutigen Straßenverkehrs in Einklang bringen, erklärte Wirtschaftssenator Frank Horch bei der Vorstellung des Projekts. Es handele sich um eines der weltweit ersten Vorhaben, bei dem das vollautonome Fahren im innerstädtischen Verkehr realisiert wird. Wichtigstes Projektziel sei der Nachweis, dass derartige Fahrzeuge dazu beitragen können, den privaten Pkw-Verkehr in den Innenstädten deutlich zu reduzieren. Zuständig für die Aufrüstung der Straßeninfrastruktur mit Sensorik-Elementen und digitalen Kommunikationssystemen ist Siemens. 

Die Busse sollen mit den Ampeln kommunizieren können. Ob dabei der neue 5G-Mobilfunkstandard, der gerade im Hamburger Hafen einem Test unterzogen wird, zur Anwendung gelangt, wurde seitens der Be­triebseigners, der Hamburger Hochbahn, weder bestätigt noch dementiert. Die Ausstattung der Fahrzeuge mit Kameras, Radar und Lidar übernimmt IAV. Lidar ist ein Messverfahren mit einer dem Radar ähnlichen Funktionsweise, jedoch auf Basis von Laserstrahlen. Das IKEM kümmert sich um die rechtlichen Fragen, da im Hinblick auf fahrerlose Fahrzeuge erst noch neue gesetzliche Grundlagen geschaffen werden müssen.

Deutschlandweit wird bereits seit 2017 in einigen Orten der Pendelverkehr mit fahrerlosen Pendelbussen und -Taxis er­probt, meist jedoch im nichtöffentlichen Bereich oder außerhalb der Innenstädte. Seit Jahren liefern sich Unternehmen, Städte und Nationen eine Art Wettkampf bei der Entwicklung des autonomen Fahrens. Wer hier zurück­bleibt, den bestraft eine mächtige, international agierende Konzernlobby, welche die Automatisierung seit mehr als 20 Jahren vorantreibt. 

Wenn Hamburg im Jahr 2021 den Weltkongress für intelligente Mobilität veranstaltet, wird man eine dann schon erweiterte Teststrecke in der Hafen-City mit den digital gelenkten Bussen befahren können. Bis dahin werde die Verknüpfung von Mobilität und Digitalisierung im Stadtbild Schritt für Schritt sichtbar und erlebbar sein, so Senator Horch.