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10.08.18 / »Kompromisse beschleunigen den Untergang der Religion« / Fragen zur Zukunft der Kirche erörtert – Der 18. Kongress »Freude am Glauben« des Forums Deutscher Katholiken in Fulda

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

»Kompromisse beschleunigen den Untergang der Religion«
Fragen zur Zukunft der Kirche erörtert – Der 18. Kongress »Freude am Glauben« des Forums Deutscher Katholiken in Fulda
Roger Zörb

Unter dem Motto „Selbstbewusst mit Christus“ ging im Juli in Fulda der Kongress „Freude am Glauben“ zu Ende. Ziel sei „die Förderung der Verkündigung des katholischen Glaubens nach der Lehre der Kirche, gemäß dem Katechismus der katholischen Kirche“ gewesen, sagte Hubert Gindert, Gründer und Sprecher des veranstaltenden Forums Deutscher Katholiken.

Die heutige Situation der Kirche in diesem Land gleiche jener, die Petrus Canisius in seinem Brief vom 2. August 1567 an den Bischof von Würzburg beschrieben hat. Darin heißt es: „Mit Wissen und Wollen gehen wir zugrunde, wenn wir uns nicht ernsthaft auf den schlimmen Zustand Deutschlands … und auf die dafür notwendigen Gegenmittel besinnen … Wir müssen uns zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden: Entweder unseren Glauben zu verteidigen und erneuern oder ihn zu unserer Schande aufgeben … In Glaubenssachen den Sektierern nachzugeben, geht nicht an. Kompromisse beschleunigen nur den Untergang der Religion.“ 

„Unser Kongress in der Stadt des Heiligen Bonifatius wird ein Signal setzen und sich den Herausforderungen unserer Zeit stellen. Auf diesem Kongress wird die Eucharistie nicht verhöhnt, sondern verehrt“, so Gindert weiter. Auf diesem Kongress würden nicht die Relativierung des Zölibats, das Frauenpriestertum, die Interkommunion, die Segnung homosexueller Paare und Ähnliches gefordert. „Wir werden uns vielmehr den Fragen zuwenden, die für die Zukunft unserer Gesellschaft und Kirche wichtig sind und die Katholiken bewegen: Erhaltung der Religions- und Gewissensfreiheit, Wertschätzung von Ehe und Familie, Achtung der Menschenrechte und -würde, ein vereinigtes Europa auf der Basis christlicher Wertvorstellungen, die Eucharistie als Sakrament und Kraftquelle“, so Gindert.

Der emeritierte Fuldaer Oberhirte Heinz Josef Algermissen eröffnete den Kongress mit einem Pontifikalamt im vollbesetzten Hohen Dom zu Fulda. Von Anfang an hätten die Kongresse „Freude am Glauben“ mit ihren Themen den Finger in die Wunden problematischer Entwicklungen in der Kirche gelegt. So auch in diesem Jahr. Tatsächlich sei das Selbstbewusstsein katholischer Christen nicht eben hoch entwickelt. Das habe viele Gründe. Sicher sei der dramatisch niedrige Grundwasserspiegel des Glaubens und des Glaubenswissens ein wesentlicher. Man könne nur selbstbewusst den Glauben bekennen, wenn man seine Wahrheit kennt. Andernfalls seien die „Diktatur des Indifferentismus“ (Papst Benedikt XVI.) und die Gleichgültigkeit bestimmende Merkmale, die destruktiv wirken. Genau dieser Hintergrund sei in den letzten Wochen im Kontext des sogenannten „Kommunionstreits“ überdeutlich geworden, so Algermissen in seiner Begrüßung.

Höhepunkt des ersten Kon­gress­tages war für die meisten der über 1000 Teilnehmer die Rede des Schirmherrn des Kongresses, des ehemaligen (und schon lange aus der CDU ausgetretenen) Ministerpräsidenten aus Sachsen-Anhalt, Werner Münch, zum Thema „Werteverlust in Europa“. Seine Gedanken spiegeln sich wider in einer Resolution der Teilnehmer, in der diese unter Hinweis auf die christlichen Wurzeln Europas ein vertieftes Zusammenwachsen als Wertegemeinschaft forderten – unter Wahrung von Solidität, Solidarität und Subsidiarität. 

Europa dürfe nicht nur auf Wachstum und Transferunion setzen, sondern müsse wieder eine Gemeinschaft von Staaten werden, die auf eine christliche Gesinnung Wert legt und die Rechte und Würde des Menschen über alles stellt.

Den zweiten Kongresstag prägte nach einem feierlichen Hochamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus in der Stadtpfarrkirche ein Vortrag des renommierten Osnabrückers Sozialwissenschaftlers Manfred Spieker, der sich mit dem Thema „Menschenwürde und künstliche Befruchtung“ beschäftigte. Das Kind als eigenständiges Subjekt, dem Menschenwürde zusteht, sei das große Tabu der assistierten Reproduktion. Mit der Menschenwürde und der aus ihr abgeleiteten Pflicht, alles zu unterlassen, was Leben, Freiheit und Gleichheit des Embryos existentiell bedroht, kollidierten viele Aspekte der künstlichen Befruchtung.  

Würdiger Abschluss des Tages war die stets eindrucksvolle abendliche Marienprozession vieler Hundert Teilnehmer mit Marienweihe vom Kongresszentrum durch den barocken Schlosspark zur Stadtpfarrkirche St. Blasius.

Der viel beachtete und theologisch bestechende Abschlussvortrag des deutschsprachigen Weihbischofs Athanasius Schneider vom Erzbistum Astana in Kasachstan beschäftigte sich mit dem Thema „Eucharistie als Sakrament und Kraftquelle“. Im Gegensatz zu vielen seiner deutschen Amtsbrüder gilt seine besondere Sorge der würdigen Feier der Eucharistie. Er sieht die katholische Kirche in Deutschland in einer schweren Krise, weil anthropozentrisches Denken die Christozentrik verdunkle. In der Feier der Eucharistie werde das Geheimnis der Kirche, die Erlösung der Menschen, gegenwärtig.

In einer weiteren Resolution forderten die Teilnehmer mehr geistliche Führung durch die Kirche und ihre Priester. Der Mensch sehne sich nach Orientierung, während eine gesellschaftliche Elite als Leitgedanken einen Ego-Kult propagiere, der den Menschen unsicher und orientierungslos mache. Als Beispiele wurden gender mainstreaming, Frühsexualisierung von Kindern, Home-Ehe, Abtreibung und Präimplantationsdiagnostik genannt.

Feierlicher Abschluss des Kongresses war schließlich das Pontifikalamt von Weihbischof Schneider, der den Opfercharakter der Heiligen Messe betonte: „Die Eucharistie ist das Herz des Lebens und der Existenz der Kirche“, führte er aus. „Die Kirche lebt aus der Eucharistie“, zitierte Weihbischof Schneider Papst Johannes Paul II. Engagierte Christen rief er im Sinne des Leitwortes dazu auf, wie die Rebe am Weinstock Früchte zu bringen.


Der Autor ist Vorsitzender des Bundes Katholischer Rechtsanwälte und der Gesellschaft zur Förderung christlicher Verantwortung sowie Herausgeber von Festschriften für Benedikt XVI.