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10.08.18 / Ist dieser Sommer der Beweis? / Vertreter der These eines menschengemachten Klimawandels fühlen sich durch die Hitze bestätigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Ist dieser Sommer der Beweis?
Vertreter der These eines menschengemachten Klimawandels fühlen sich durch die Hitze bestätigt
Peter Entinger

Der Juli war extrem heiß, weite Teile der Republik leiden unter einen langen Trockenperiode. Re­flexartig wird der Klimawandel herbeigeredet. Dabei sind solche Wetterphänomene keine Seltenheit. 

Die lang anhaltende Trockenphase sorgt teilweise für hysterische Reaktionen. Der Bauernverband befürchtet die „schlechteste Ernte des Jahrhunderts“, die „FAZ“ fragt, ob „dieser Sommer noch normal“ sei und die „Bild“-Zeitung ist sich sicher: „Der Sommer 2018 hat das Zeug zu einem Jahrhundertsommer!“ 

Einige Politiker nutzen die Gunst der Stunde für ideologische Vorstöße. So sieht Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) in der aktuellen Wetterphase einen weiteren Beweis dafür, dass der Kampf gegen den Klimawandel zu den wichtigsten Fragen der Zukunft gehöre. „Die Wetterextreme, gerade der letzten Jahren, haben uns aufgezeigt, was passieren kann, wenn wir Klimaschutz nicht ernst nehmen und der Klimawandel eintritt“, sagte er NDR Info. 

„Der Klimawandel hat die Wahrscheinlichkeit der aktuellen Hitzewelle mehr als verdoppelt“, glaubt Geert Jan van Oldenborgh, Forscher am Royal Netherlands Meteorological Institute: „Es ist ein abstraktes Zahlen-Thema. Der wichtigste Orientierungswert für dessen Fortschreiten ist der Anstieg der globalen Durchschnitts­temperatur. Menschen fühlen allerdings nicht die globale Durchschnittstemperatur“, erklärte der Wissenschaftler gegenüber der Deutschen Welle. 

Und das Umweltbundesamt (UBA) warnt, dass es dieses Jahr bereits zu einem zweiten „Jahrhundertsommer“ nach 2003 kommen könne – und fordert mehr Anstrengungen in der Klimapolitik und zur Anpassung an den Klimawandel. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Der Mai war der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.“ 

Seit Jahren sind Experten dabei, langjährige Werte zu vergleichen und auszuwerten. Doch sie befinden sich immer noch im Bereich der Interpretationen. Klimaforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford ist ebenfalls auf Seiten derer, die von einem „handgemachten“ Klimawandel durch den Menschen ausgehen. Sie warnt dennoch davor, falsche Schlüsse zu ziehen. „Man kann einzelne Klimaereignisse dem Klimawandel zuordnen. Aber natürlich nicht absolut, man kann nicht sagen, dieses Ereignis wurde vom Klimawandel ausgelöst und von sonst nichts anderem.“

„Es ist schon so, dass wir in Sachen Trockenheit einen extremen Sommer erleben. Man muss natürlich für jeden Ort einzeln untersuchen, wie trocken ist das im Vergleich zur Vergangenheit“, erklärt Wetterexperte Sven Plöger. Er warnt vor Panikmache: „Die absoluten Hitzerekorde bis zu 40 Grad hatten wir noch nicht. Da fehlt noch ein bisschen“, sagt der Wetterforscher und fügt an: „Man muss nicht gleich Rekordjagd betreiben.“ 

Und Jörg Kachelmann, der wohl bekannteste Wetter-Forscher im deutschsprachigen Raum, sagt klipp und klar: „Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass die Wetterextreme zunähmen und mit dem Klimawandel zu tun hätten.“

Schon Krautzbergers Hinweis auf das Jahr 1881 belegt, wie wenig aussagekräftig die Statistiken bisher sind. Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst gesteht denn auch ein: „Es ist leicht, jedes Extrem mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Aber das ist nicht unbedingt zielführend.“ 

Einzelne Hitzephasen gab es in den vergangenen Jahren in der Mitte Europas immer wieder mal. Der letzte extrem heiße Sommer liegt 15 Jahre zurück. Schon hinsichtlich des Juli und August 2003 sprach man von einem „Jahrhundertsommer“. Besonders heiß war es im Südwesten der Republik. Baden-Württemberg erlebte den mit Abstand heißesten Juni seit Messbeginn 1881 mit Temperaturen, wie sie normalerweise nur an den Stränden Südeuropas erreicht werden. Bis zu sieben Grad war es damals wärmer als im Schnitt. Bis heute gilt der Sommer 2003 als eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der vergangenen 100 Jahre. In Deutschland kostete die Hitzewelle wohl Tausende Personen das Leben, vor allem wegen Lungenversagen. Die Anzahl der Sommertage lag in vielen Regionen um mehr als 30 Tage über dem Normalwert. Vom Klimawandel sprach damals aber niemand. 

Denn auch vorher gab es immer wieder mal sehr warme Sommer. Zum Beispiel den extrem heißen, trockenen „Steppensommer“ des Jahres 1947. Aber man kann auch noch weiter zurückgehen.

„Das Alte Reich in Ägypten, dem wir die großen Pyramiden von Gizeh verdanken, ging vor rund 2200 Jahren aufgrund einer katastrophalen Dürreperiode unter“, erinnerte unlängst die „Stuttgarter Zeitung“ und ergänzte: „Wegen der wahnsinnigen Hitze wurde der Sommer 1387 ,der heiße Sommer‘ genannt. Und 1473 gab es in Deutschland eine viermonatige Dürre mit extrem heißen Tagen. Als Folge der Hitze konnten die Menschen zu Fuß durch die Donau laufen.“

Als das bisher markanteste Jahr der europäischen Wettergeschichte gilt 1540. Die Situation für die Menschen in Mitteleuropa sei damals zum Verzweifeln gewesen, glauben Forscher. Von März bis Dezember regnete es nicht nennenswert. Die Temperaturen stiegen im Sommer deutlich über die 40-Grad-Marke – glauben die Forscher. Genau können sie das nämlich nicht sagen, denn das Thermometer war damals noch nicht erfunden. Und hier haben wir wieder das klassische Problem des Mangels an belastbarem Zahlenmaterial, je weiter wir in die Geschichte zurückgehen. 

Alle gängigen Wettermodelle sind sich zwar einig, dass die Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen ist. Ein endgültiger Beleg für einen Klimawandel muss dies jedoch nicht sein. Denn was sind schon einige warme Jahrzehnte angesichts der Menschheitsgeschichte?