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10.08.18 / Verbraucher müssen zahlen / Bauernverband fordert staatliche Subventionen für Ernteausfälle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Verbraucher müssen zahlen
Bauernverband fordert staatliche Subventionen für Ernteausfälle
Manuela Rosenthal-Kappi

Wer in Schleswig-Holstein ein Pferd hält, hat es schon zu spüren bekommen: Heu und Stroh sind bereits knapp und teuer. Die anhaltende Hitze in Deutschland und die damit verbundene Dürre auf den Agrarflächen sorgen für Futtermittelknappheit und einen drastischen Preisanstieg. Die von Ernteausfällen bedrohten Bauern fordern zusätzliche Subventionen des Staates, was die Debatte um staatliche Unterstützung für Landwirte erneut entfacht hat (siehe Seite 1).

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat seine Ernteprognosen für dieses Jahr kräftig nach unten korrigiert: Statt der geschätzten 41 Millionen Tonnen Getreide werden nur 36 Millionen Tonnen erwartet. Der diesjährige Ertrag läge damit zwölf Prozent unter dem des Vorjahres. Deutliche Einbußen gibt es vor allem bei Getreide, Mais und Kartoffeln. Milchviehhalter klagen über Futtermangel.

Besser ergeht es Winzern und Obstbauern. Erstere dürfen sich auf einen Spitzenjahrgang freuen, letztere ernten so viele Äpfel, Kirschen und Zwetschgen wie schon lange nicht mehr. Deshalb ist laut Expertenmeinung eine flächendeckende zusätzliche Subvention nicht gerechtfertigt. Für Landwirte, deren Ertrag mehr als 30 Prozent unter dem des Vorjahres liegt, gibt es ohnehin staatliche Subventionen. 

Unter Druck geraten diejenigen Landwirte, die in neue Ställe, Maschinen oder Tiere investiert haben. Ihnen fehlt bei einem Ernteeinbruch das Geld für die Rück-zahlung ihrer Kredite. Sollte es hageln, könnten die Bauern sich beruhigt zurücklehnen. Dagegen sind die meisten versichert, gegen Dürre jedoch nicht. Zwar bieten Versicherer vereinzelt solche Policen an, doch die sind in der Regel unerschwinglich und mit hohen Selbstbeteiligungen versehen. Schuld daran, dass die Policen so unerschwinglich sind, hat auch der Bund, der auf einer Mehrwertsteuer von 19 Prozent beharrt, während er diese für die Hagelversicherung bereits auf 0,3 Prozent abgesenkt hat. Der Gießener Spezialversicherer Vereinigte Hagel sieht hier die Regierung in der Pflicht, eine landwirtschaftliche Mehrgefahrenpolice inklusive Trockenheit zu forcieren. In den USA und anderen EU-Ländern gibt es diese schon. Eine Versicherung gegen Wetterrisiken in der Landwirtschaft könnte den Steuerzahler entlasten, denn Dürre kommt nicht ständig vor und Hagelschäden treten meist nur regional auf. 

Eine oft geäußerte Kritik an der Subventionierung von Bauern betrifft die Bildung von Rücklagen. Um ihr unternehmerisches Risiko zu mindern, könnten sie in guten Jahren für schlechte sparen. Einen Vorschlag der Bauern, steuerfreie Rücklagen bilden zu können, hat der Bund jedoch abgelehnt. Laut DBV liegt der durchschnittliche Ertrag eines Agarbetriebs bei 56000 Euro im Jahr. 25600 Euro erhalten die Landwirte an Subventionenvom Staat. Aus der EU gehen jährlich sechs Milliarden Agrarsubventionen an Deutschland. 300 Euro je Hektar Fläche erhalten die Bauern an Direktzahlungen, die nicht an  Auflagen gebunden sind. Sie erhalten diese unabhängig von der Wetter- und Marktlage. Neben ersten schnellen Hilfe der Länder springt der Bund ein bei mehr als 30 Prozent Ertragseinbußen. Allerdings muss er erst einspringen, wenn ein landesweiter Notstand vorliegt. Seit Ende Juni gibt es für stark betroffene Bauern günstige Kredite zur Liquiditätssicherung von der Rentenbank.