26.04.2024

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10.08.18 / Mit den Amis feiern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Mit den Amis feiern
Theo Maass

Vom 27. Juli bis zum Sonntag, den 19. August findet wieder ein Deutsch-Amerikanisches Volksfest in Berlin statt. Der Marienpark in Berlin-Tempelhof ist mittlerweile der dritte Standort. 1961 wurde in der Nähe des US-Konsulats und der Kaserne der US-Panzersoldaten in Berlin-Zehlendorf zwischen Clayallee und Hüttenweg das erste Fest dieser Art gefeiert. 

Die US-Armee wollte seinerzeit das gute Verhältnis zwischen ihr und den Berlinern intensivieren. Das war nach der Berlin-Blockade und den Ereignissen bei der „Befreiung“ der Berliner mit Massenvergewaltigungen, Morden, Plünderungen und anderen Begleiterscheinungen recht leicht. Berlin bestand damals aus 20 Verwaltungsbezirken, von denen acht unter die Knute der Sowjetrussen und der SED standen. Die restlichen zwölf teilten sich US-Amerikaner (sechs),  Briten (vier) und Franzosen (zwei). Am populärsten waren die Amis. Das sollte sich erst ändern, als Wehrdienstverweigerer und linke Studenten das Milieu zuerst in Kreuzberg veränderten. 

Solange die US-Truppen in Berlin noch präsent waren, prägten sie auch das Volksfest. Eis und andere Kleinigkeiten wurden preiswerter als von deutschen Schaustellern angeboten. Auch Glücksspiele betrieben die Amerikaner. Bei 17 und 4, Glücksrad und Würfeln war die Gewinnquote so hoch, dass den US-Soldaten, die an den Ständen waren, nur so viel Gewinn blieb, um sich anschließend noch einen netten Abend machen zu können. 

Das schränkte den üblichen Nepp, der bei Rummelveranstaltungen gang und gäbe ist, ein. Ich kann mich erinnern, dass ich an manchem Tag mit deutlich mehr Geld das Volksfest verließ, als ich mitgebracht hatte. Als Schüler mit knappem Taschengeld ein wichtiger Faktor. Ich schloss Freundschaft mit manchem GI.  Keine Frage, die West-Berliner liebten die Amis – damals. 1994 zogen sie aus Berlin ab. 

Bis 2010 fand das Fest dann ohne die US-Soldaten am traditionellen Ort statt. Dann wurde das Gelände an einen Investor verkauft. Seelenlose Betonklötze stehen nun dort. 2011 bis 2015 gab es ein Deutsch-Amerikanisches Volksfest in der Nähe des neuen Hauptbahnhofs, 2016 fiel es ganz aus. 

Nun haben die Veranstalter das Ereignis zwar an einem verkehrstechnisch schlecht  erschlossenen Ort verlegt. Ich werde aber trotzdem hingehen, aus alter Anhänglichkeit, vergeblich nach American Ice Cream für 50 Pfennig und der Würfelhalle mit den US-Soldaten suchen und ein bisschen traurig sein. Wie schön war es damals. 1963 versuchten die Franzosen, den Erfolg mit dem Deutsch-Französischen Volksfest zu kopieren. Auch dieses wurde populär. Ich kann mich daran erinnern, dort meine ersten Froschschenkel gegessen zu haben.