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10.08.18 / Türkei rüstet zur See auf / Ankara möchte sich von Erdölimporten unabhängig machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Türkei rüstet zur See auf
Ankara möchte sich von Erdölimporten unabhängig machen
Wolfgang Kaufmann

Eine der größten wirtschaftsstrategischen Schwächen der Türkei ist ihre Abhängigkeit von Erdölimporten. Deshalb sucht sie intensiv nach neuen Ölquellen, darunter auch im östlichen Mittelmeer. Vor diesem Hintergrund wird die türkische Marine immer offensiver ausgerichtet, um beispielsweise Ansprüche auf diverse unbewohnte Inselchen in der Ägäis durchsetzen zu können. Denn wenn die Türkei hierbei Erfolg hätte, wäre sie in der Lage, ihre Territorialgewässer auszudehnen und mehr Erdöl auf dem Kontinentalschelf zu fördern.

Zu den wichtigsten maritimen Offensivmitteln Ankaras gehören U-Boote, deren Bau übrigens mit deutscher Unterstützung erfolgt, die Tarnkappen-Korvetten der Milgem-Klasse sowie Landungsschiffe. Von denen besitzt die Türkei jetzt zwei große und 30 kleinere Einheiten. Erstere sind in der Lage, 350 Soldaten und 18 Panzer zu transportieren, letztere haben eine Ladekapazität von bis zu 250 Mann oder drei Panzern. Im kommenden Jahr wird zudem noch die „Anadolu“ vom Stapel laufen, die sowohl als Flugzeugträger als auch als amphibisches Angriffsschiff dienen und eine immense Kampfkraft entwickeln soll. Deshalb dürfte es der Türkei künftig leicht fallen, die kaputtge­sparte griechische Marine zu düpieren und sich umstrittene Eilande wie die Imia-Inseln östlich von Kalimnos sowie den Seeraum darum herum einzuverleiben. 

Allerdings rüstet Ankara nicht nur deshalb maritim auf, weil es auf die Ölvorkommen im Mittelmeer reflektiert. Vielmehr hat die Türkei nun ebenso die Antarktis in den Fokus genommen. Ihre Ansprüche dort begründet sie damit, dass osmanische Seefahrer den Siebenten Kontinent einst ent­deckt hätten – so der türkische Wissenschaftsminister Faruk Özlü im Februar 2017 unter Anspielung auf die Karte des Admirals Piri Reis von 1513, die aber teilweise nur imaginäre Küstenlinien zeigt. Vorerst will sich die Türkei allerdings wohl damit begnügen, einen Anteil an den 200 Milliarden Barrel Rohöl zu ergattern, die wahrscheinlich unter dem Eis der Ant­arktis liegen und gefördert werden könnten, wenn das Protokoll von Madrid, das genau dies verbietet, 2048 ausläuft. Um rechtzeitig den Fuß in die Tür zu bekommen und ein Mitspracherecht zu erlangen, soll kommendes Jahr eine dauerhaft besetzte türkische Forschungsstation auf Horseshoe Island vor der Küste von Grahamland entstehen. Es bleibt abzuwarten, welche Forderungen dann folgen werden und welchen Anteil die türkische Marine an dem Vorhaben nehmen wird, beispielsweise durch die Bereitstellung von Versorgungsschiffen.