19.04.2024

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10.08.18 / „Ostpreußen-Studie“ / Zusammenhang zwischen Veranlagung und Umweltbedingungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

„Ostpreußen-Studie“
Zusammenhang zwischen Veranlagung und Umweltbedingungen

Die „Ostpreußen-Studie“ untersucht Betroffene, Geburtsjahrgänge vor 1946, und deren Erstgenerations-Nachkommen und sucht Probanden. 

Frühe Lebensumstände prägen Menschen für das gesamte spätere Leben. Menschen, die in frühen Lebensjahren einschneidende Lebenserfahrungen machten, können dies bestätigen. Das gilt insbesondere für traumatische Erfahrungen wie Gewalt, Flucht und Vertreibung. Gibt es solche belastende Ereignisse im Mutterleib oder in früher Kindheit, werden häufig die Weichen für die spätere Persönlichkeit und Gesundheit besonders intensiv gestellt. Es gibt erste Hinweise, dass die Folgen frühkindlicher Lebensumstände auch auf die Folgegeneration vererbt werden.

Wie ist es möglich, dass frühe Lebensumstände das weitere Leben prägen? Wie werden die Folgen eigener Erfahrungen auf die nächste Generation vererbt? 

Damit beschäftigt sich der Forschungszweig der Epigenetik. Gene und Umweltfaktoren bestimmen unsere Persönlichkeit und Gesundheit. Die Aktivität der Gene kann durch die Umwelt – also auch frühe Lebensumstände – beeinflusst werden. Daher kann es zu Veränderungen am Erbgut kommen, sodass die Aktivität der Gene und damit das „Programm“ für unsere Gesundheit und Entwicklung verändert werden. Diese Veränderungen am Erbgut können erhalten bleiben und sogar die Gesundheit unserer Nachkommen mitbestimmen.

Das ist der Hintergrund der Studie „Vertreibung in der Kindheit – Auswirkungen im späteren Leben“ („Childhood Escape – Late Life Outcome, CELLO“). 

Diese Studie wird von Mitarbeitern des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim durchgeführt. Dieses Institut ist eine international renommierte Forschungseinrichtung, die als Landesstiftung des öffentlichen Rechts aus Mitteln des Bundes und des Landes Baden-Württemberg finanziert wird.

In zwei Schritten sollen folgende Hypothesen geprüft werden: Treten bestimmte Krankheiten häufiger bei früher beziehungsweise transgenerationaler Traumatisierung auf?

Schritt eins: Führt Traumatisierung in der Kindheit oder bei den Eltern zu einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“), Übergewicht, Depression oder fehlregulierte Stresshormone?

Schritt zwei: Lassen sich Spuren („epigenetische Merkmale“) früher Lebensumstände beziehungsweise früher Lebensumstände der Eltern im späteren Leben finden?

Daher wendet sich die Studie an folgende Personen: 1. Menschen, die selbst oder im Mutterleib die Erfahrung von Vertreibung aus Ostpreußen gemacht haben (Geburtsjahrgänge zirka 1925 bis 1950), 2. Ehepartner dieser Vertriebenen (als „Kontrollpersonen“), 3. Menschen, deren Eltern die Erfahrung von Vertreibung aus Ostpreußen gemacht haben (Geburtsjahrgänge zirka 1945 bis 1965), 4. Ehepartner dieser Nachkommen (als „Kontrollpersonen“). Falls Sie zum obengenannten Personenkreis gehören und Interesse an der Studie haben, ergibt sich folgender Ablauf:

1. Bitte schicken Sie an 

Prof. Michael Deuschle, CELLO-Studie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, J5, 68159 Mannheim eine Karte oder eine E-Mail an cello@zi-mannheim.de mit den Angaben, dass Sie Interesse haben, an der CELLO-Studie teilzunehmen und um ein Kuvert mit den Studienunterlagen bitten. Ihr Name und Ihre Anschrift dürfen nicht fehlen, und Sie sollten angeben, zu welchem Personenkreis Sie zählen (1: eigene Vertreibungserfahrungen, 2: Vertreibungserfahrungen der Eltern, 3: Ehepartner hat Vertreibungserfahrungen oder 4: die Eltern des Ehepartners haben Vertreibungserfahrungen). 

2. Sie erhalten per Post: eine Studienaufklärung, eine Einverständniserklärung, kurze Fragebögen zu Lebensgeschichte und Gesundheit, einen Bogen für Ihre Bankverbindung, denn es gibt eine Aufwandsentschädigung von fünf Euro, und Kontaktdaten, einen frankierten Rückumschlag. Der Aufwand bemisst zirka 

25 Minuten.

3. Sie schicken die genannten Unterlagen an uns zurück.

4. Eventuell erfolgt ein Telefonat um Sie nochmals mündlich über die Studie aufzuklären oder um offene Fragen zu klären. Zeitlicher Aufwand für das Telefonat bemisst zirka fünf bis 20 Minuten. 

5. Ein zweites Kuvert mit Material, um vier Speichelproben zu sammeln, und einen frankierten Rückumschlag wird Ihnen zugeschickt. Diese Proben dienen der Bestimmung von Stresshormonen sowie genetischen und epigenetischen Merkmalen.

6. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung von fünf Euro für die Studienteilnahme.

Bei der Studie wird eine Datenbank angelegt, die persönliche Daten sowie genetische und epigenetische Informationen enthält. Um den größtmöglichen Datenschutz zu gewährleisten, wird diese Datenbank anonymisiert, also vollständig ohne Personen-bezogene Daten geführt. 

Das bedeutet, dass sämtliche Namen, Adressen, Geburtsdatum und sämtliche andere Daten gelöscht werden, die eine Zuordnung der Daten zu einer individuellen Person ermöglichen würden.

„Wir finden diese Studie aus medizinischer Sicht sehr interessant. Wir denken aber auch, dass das ungeheure Schicksal der Vertriebenen eher unzureichend aufgearbeitet ist und die medizinischen Folgen bislang völlig unbeachtet blieben. Insofern finden wir, dass diese Studie auch von gesellschaftlichem Interesse ist“, sagt der Leiter der Studie, Professor Michale Deuschle vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. 

Weiter betont er, dass die Teilnahme an der Studie absolut freiwillig ist.CRS