26.04.2024

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10.08.18 / Schwache Argumente

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Schwache Argumente
Wolfgang Kaufmann

Zweifelsohne steckt die europäische Gemeinschaftswährung in einer tiefen Krise – hierüber herrscht Einigkeit unter allen Experten. Strittig ist hingegen die Ursache für das Debakel. Deshalb soll der Band „Das Euro-De-saster“ von Jörg Bibow und Heiner Flassbeck diesbezüglich Erklärungen liefern. Die Autoren sind Wirtschaftsprofessoren, welche unter anderem auch für die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) tätig waren. Ihre These lautet, dass die Krise aus einer Kombination von Lohnzurückhaltung und staatlicher Sparpolitik resultiert: Hierdurch stagnierten der Konsum sowie die Binnennachfrage und notwendige Investitionen der öffentlichen Hand blieben ebenfalls aus.

Als Hauptschuldigen für diese Politik sehen Bibow und Flassbeck den ehemaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble: Der habe die „Eurostaaten an den Abgrund getrieben und exakt zum falschen Zeitpunkt zugelassen, dass der deutsche Staatshaushalt einen Überschuss ausweist.“ Allerdings muss man kein Freund von Schäuble sein, um zu erkennen, wie schwach die Argumentation der beiden Autoren ist, welche ihr finanzpolitisches Vorbild vor allem in Frankreich sehen. 

Zum Ersten stieg der private Konsum in den letzten Jahren doch recht kräftig an. Zum Zweiten ist der Staat weniger knauserig als behauptet. Und zum Dritten kommt das Allheilmittel der beiden Makroökonomen weder originell noch zielführend daher: Die Löhne anheben und drauflos konsumieren, ohne zu sparen, dazu noch mehr Schulden machen und den Euro abwerten. Dass dies tatsächlich zu mehr Wohlstand und fiskalischer Stabilität führen könnte, mag glauben, wer will.

Jörg Bibow/Heiner Flassbeck: „Das Euro-Desaster. Wie die deutsche Wirtschaftspolitik die Eurozone in den Abgrund treibt“, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018, broschiert, 240 Seiten, 20 Euro