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17.08.18 / Gegen das Vergessen / Der Erste Weltkrieg im Osten von 1914 bis 1917

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-18 vom 17. August 2018

Gegen das Vergessen
Der Erste Weltkrieg im Osten von 1914 bis 1917
Ralph W. Göhlert

Auch in diesem Jahr haben sich Reservisten aller drei Waffengattungen der Deutschen Bundeswehr aus der Kreisgruppe Emsland/Grafschaft Bent-heim und Düsseldorf zusammengefunden, um aktiven Dienst am Frieden im Rahmen eines Einsatzes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Königsberger Gebiet durchzuführen. 

Es sind jetzt 100 Jahre vergangen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands an der Westfront war der Krieg im Osten, also zwischen dem Deutschen Kaiserreich und dem Russischen Zarenreich, längst zu Ende. Zu diesem Zeitpunkt war die Zarenfamilie bereits ermordet worden und die Russische Revolution war dabei, Russland völlig zu verändern.

Zumeist begeistert waren 

1914 überall in Deutschland die Männer siegessicher in den Krieg gezogen. Am 29. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, und Deutschland folgte mit der Kriegserklärung am 1. August zunächst an Russland und dann am 3. August an Frankreich. Das war der Beginn des vier Jahre dauernden Ersten Weltkrieges mit bis dahin unbekannten Dimensionen, neuen Kriegswaffen, wie dem Tank, den ersten Kampffliegern und Bombern und auch den ersten Giftgaseinsätzen. Die Mechanisierung des Krieges begann.

Heerscharen junger Leute zogen an die Fronten mit der überwiegend begeisterten Zustimmung der Bevölkerung. Bis Weihnachten, so glaubten die Menschen damals, sei der Krieg gewonnen. Aber es kam ganz anders, wie so oft in der Geschichte. Statt dem schnellen Sieg tobten 1914 bis 1918 schreckliche und vernichtende Stellungskriege, bei dem auf den Kriegsschauplätzen weltweit über 10 Millionen Menschen getötet wurden.

Pünktlich zur Sommerpause startete auch in diesem Jahr eine Gruppe Reservisten der Deutschen Bundeswehr zum Kriegsgräberpflegeeinsatz ins nördliche Ostpreußen und insbesondere in den Raum Gumbinnen. Bekanntlich haben bei Gumbinnen im August 1914 der erste russische Angriff und die ersten schweren Kämpfe stattgefunden. Die vielen Soldatengräber zeugen noch heute von den hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Dies ist ein wichtiger Auftrag im Sinne des Friedens in einer Zeit, in der wieder das Rasseln der Säbel zu hören ist, wo statt Probleme im Dialog zu lösen, Drohkulissen an den Grenzen entstehen. Die Reservisten wollen ein Zeichen setzen durch ihre jährlich wiederkehrende Arbeit für den Frieden, um dafür zu plädieren, auch in Spannungszeiten den Dialog zwischen Deutschland und Russland aufrecht zu halten. Das sind wir den Toten zweier Weltkriege, den überlebenden Veteranen sowie auch dem deutschen und dem russischen Volk schuldig.

In Gumbinnen wurde die langjährige Arbeit der Reservisten in der Pflege der Kriegsgräber und Soldatenfriedhöfe des Ersten und Zweiten Weltkrieges im Königsberger Gebiet mit einer Kranzniederlegung im Stadtzentrum von Gumbinnen gewürdigt. 

Auf den meisten Soldatenfriedhöfen aus dem Ersten Weltkrieg ruhen russische und deutsche Gefallene friedlich nebeneinander. Die im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge geleistete Arbeit der Reservis-ten im Kreis Gumbinnen bedeutet seit vielen Jahren einen wirklichen Dienst für den Frieden zwischen Deutschland und Russland, der sowohl vom Militärstab an der Deutschen Botschaft in Mos-kau als auch vom russischen Verteidigungsministerium anerkannt und auch vor dem Hintergrund politischer Entwicklungen tatkräftig unterstützt wird. 

Die Arbeit der Reservisten und die seit einigen Jahren gelebte Zusammenarbeit mit der russischen Kosakenabteilung des Königsberger Gebietes auf den Soldatenfriedhöfen trägt nicht nur zum gegenseitigen Verständnis bei, sondern dient dem gemeinsamen Ziel, Andenken an die gemeinsame Geschichte Deutschlands und Russlands zu erhalten und zu pflegen. Diese Arbeit dient dem Frieden zwischen beiden Ländern als Basis für die Zukunft. Grenzübergreifend wird der Einsatz der deutschen Reservisten und russischen Kosaken als anerkennenswert eingestuft und für die Zukunft als besonders förderungswürdig erachtet. Seit den ersten Einsätzen sind mehr als 15000 Gräber russischer und deutscher Gefallener hergerichtet worden. 

Der 24. Kriegsgräberpflegeeinsatz im Königberger Gebiet für 2019 ist bereits in der konkreten Planung.

Der Autor ist Oberstleutnant der Reserve und Verbindungsoffizier im Führungsteam Königsberger Gebiet